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Rosenmontag, was ist das noch mal? Ob wir jemals wieder unbefangen Karneval feiern

Dieses Jahr müssen wir Karneval allein feiern. (Symbolbild)
Dieses Jahr müssen wir Karneval allein feiern. (Symbolbild)Bild: iStockphoto / Svetlana Ivanova
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Rosenmontag, was ist das noch mal? Ob wir jemals wieder unbefangen Karneval feiern werden

15.02.2021, 16:1615.02.2021, 18:44
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Seit ungefähr einem Jahr verfolge ich, wie viele andere Menschen auch, täglich neue Meldungen zum Coronavirus: Meist höre ich morgens beim Zähneputzen und Anziehen mehrere Nachrichten-Podcasts, um mir einen Überblick über die aktuellen Zahlen und den Verlauf der Pandemie zu verschaffen.

Als ich heute früh hörte, dass Rosenmontag ist, war ich überrascht. Nicht nur, weil ich diesen sonst so feierwütigen Tag im Pandemie-Trott völlig aus den Augen verloren habe. Ich dachte eher: Karneval, echt, das gibt's noch?

Karneval markiert den Beginn der Pandemie in Deutschland

Als gebürtige Rheinländerin habe ich vielleicht keine innige, aber zumindest eine nennenswerte Verbindung zur fünften Jahreszeit. Mit Karneval verbinde ich Herumstehen in einer dichten Menschenmenge, um ein paar harte Kamellen zu fangen. Unsägliche Partys, bei denen man betrunken zu "Knallrotes Gummiboot" tanzt. Fremde Menschen, mit denen man nichtssagende Zungenküsse austauscht. Also lauter Dinge, die seit nunmehr einem Jahr absolut tabu sind. Wegen Corona.

Genau heute vor einem Jahr, am 15. Februar 2020, trafen sich etwa 300 Menschen zur 'Kappensitzung' des Karnevalsvereins 'Langbröker Dicke Flaa' im Kreis Heinsberg, darunter ein mit dem Coronavirus infiziertes Ehepaar.

Schlimmer noch: Karneval hat mittlerweile eine besondere Konnotation, weil das Fest praktisch den Beginn der Pandemie hierzulande markiert. Genau heute vor einem Jahr, am 15. Februar 2020, trafen sich etwa 300 Menschen zur "Kappensitzung" des Karnevalsvereins "Langbröker Dicke Flaa" im Kreis Heinsberg, darunter ein mit dem Coronavirus infiziertes Ehepaar. Kurz darauf sorgte die Kreisstadt im Rheinland für Schlagzeilen und wurde als "deutsches Wuhan" betitelt. Die dortigen Apotheken wurden gestürmt, die Intensivstationen belegt, Heinsberg selbst zum Austragungsort der berühmt-berüchtigten, gleichnamigen Studie unter dem Virologen Hendrik Streeck.

Obwohl die Ansteckungsrate in Heinsberg mittlerweile ungefähr dem bundesweiten Durchschnitt entspricht (die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 58 pro 100.000 Einwohner), sind die Erinnerungen an den heftigen Covid-Ausbruch dort nicht verblasst. Und ich frage mich, ob sie das jemals tun werden. Gefühlt hat Corona Karneval auf unbestimmte Zeit gekillt.

Das Rheinland versucht, ein Alternativprogramm zu Karneval zu fahren

Die Karnevals-Hochburgen haben nun versucht, zum Trost ein Alternativprogramm auf die Beine zu stellen: In Düsseldorf sind immerhin acht Wagen auf drei verschiedenen Routen durch die Stadt gefahren. In Köln gab es einen Miniaturzug, der im WDR übertragen worden ist. Wem auch das angesichts der Pandemie zu wild war, für den hatte die Oberbürgermeisterin von Köln Henriette Reker den absoluten Safety-Tipp parat: Einfach mal ein Buch über Karneval lesen.

So richtig dasselbe ist das alles natürlich nicht. Wohl deswegen haben sich ein paar besonders närrische Jecken über jegliche Sicherheitsmaßnahmen hinweggesetzt und sich in einem Ortsteil von Marienberg im sächsischen Erzgebirgskreis am Sonntagnachmittag getroffen, um gemeinsam Fasching zu feiern. Die Polizei löste die Veranstaltung auf, genauso wie 24 private Feiern in Köln. Ausreißer gibt es eben immer. Und so sehr wir, auch ich, solche Vergehen verurteilen: Ein bisschen kann ich die hartgesottenen Karneval-Feierer auch verstehen. Wer wünscht sich denn gerade nicht, dass diese ganze Pandemie vorbei ist und wir wieder feiern, schunkeln und knutschen können?

Ich allein auf dem Flur, anstatt Pferd auf dem Flur

Diese vielleicht nicht alles, aber so vieles entscheidende Karnevalsfeier von 2020 scheint mittlerweile Lichtjahre entfernt. Für viele Menschen ist sie ein Lichtblick in den tristen Wintertagen. Wie gesagt, ich bin auch nicht so der Faschings-Typ. Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, würde auch ich mich gerade gerne in ein übergroßes Karotten-Kostüm zwängen und grölen: "Da steht ein Pferd auf dem Flur! Jaja, ein Pferd auf dem Flur!"

Wer wünscht sich denn gerade nicht, dass diese ganze Pandemie vorbei ist und wir wieder feiern, schunkeln und knutschen können?

Stattdessen stehe nur ich in meinem Flur. Allein. Weil Kontaktverbot. Und ich habe nicht mal ein Gummiboot, geschweige denn ein knallrotes.

Jetzt nicht mit einer bescheuerten Perücke auf dem Kopf schon um 9 Uhr morgens mit seinen Freunden Schnaps trinken zu können ist wirklich ein Luxusproblem, das gebe ich zu. Die Sehnsucht verspüren wahrscheinlich trotzdem viele Menschen gerade, auch wenn sie bereit sind, noch ein bisschen zu warten und sämtliche Regeln einzuhalten, bis alles vorbei ist. Und es ist nicht nur das Karneval-Feiern an sich, das gerade fehlt: Es ist die Gewissheit, dass wir es wieder können, wenn diese Pandemie vorbei ist.

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