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Yann Moix findet ältere Frauen nicht attraktiv

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Bild: imago stock&people
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Autor (50) findet Frauen in seinem Alter nicht attraktiv. Das ist nicht nur sein Problem.

09.01.2019, 10:3609.01.2019, 16:29
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Yann Moix ist 50 Jahre alt. Er ist Romanschriftsteller, Regisseur und Fernsehmoderator. Und er findet Frauen ab 50 nicht mehr attraktiv.

"Kommen Sie, nicht übertreiben. Das ist unmöglich... zu alt, zu alt!", erklärte er in einem Interview mit den Magazin Marie Claire. Moix sei schlicht nicht fähig, eine Frau in diesem Alter zu lieben.

"Der Körper einer 25-jährigen ist außergewöhnlich. Der Körper einer 50-jährigen ist überhaupt nicht außergewöhnlich."
Yann Moix

Voilà: Yann Moix.

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In den sozialen Medien wird Moix seitdem heftig kritisiert. Seine Einstellung sei diskriminierend und engstirnig. Viele User melden sich zu Wort und posten Bilder von älteren Frauen, um zu zeigen, dass Moix mit seiner Einschätzung total falsch liegt.

Darunter sind auch Fotos von u.a. Halle Berry (52 Jahre), Jennifer Aniston (49 Jahre) und Sandra Bullock (54 Jahre). Fotos von Frauen, die weltweit als schön gelten. Trotz ihres Alters. Sie sollen als Gegenbeweis dienen.

Dass sich viele Frauen über Moix Aussagen aufregen, ist nachvollziehbar. 

Aber: Wer versucht, ihn mit solchen Bildern zu widerlegen, hat das falsche "Wie" gewählt.

Denn mit diesen Reaktionen wird das, was an Moix Aussagen so diskriminierend und toxisch ist, nicht aufgehoben, sondern – im Gegenteil – es wird sogar bestätigt.

All diese Bilder zeigen nämlich nicht einfach nur Frauen um die 50. All diese Bilder zeigen Frauen um die 50 mit Körpern wie 25-Jährige. Und damit wird das Schönheitsideal des straffen, jugendlichen Körpers nicht aufgebrochen, sondern festgeschrieben. Tja. Wir können das Spiel um die Schönheit halt nicht verändern, wenn wir uns ausschließlich an die Regeln halten.

Aber klar, würde man ihm eine Durchschnitts-50-Jährige zeigen; eine Frau, die nicht auch nur annähernd so viel Zeit und Geld in ihr Aussehen investiert wie eine durchschnittliche Hollywood-Schauspielerin, würde Moix dabei bleiben: "Sorry, Ladys, das finde ich eben unattraktiv", und er würde argumentieren: "Das ist eben meine Meinung."

Aber genau das stimmt eben nicht: Es ist nämlich NICHT nur seine Privatmeinung.

Wir tun zwar oft so, als wären unsere Geschmacksurteile ganz persönlicher Natur, aber dass sind sie eben nicht. Sie sind gesellschaftlich geformt. Was wir schön finden und was wir häßlich finden, wird uns nicht so ohne weiteres in die Wiege gelegt. Wir lernen Schönheit. Wir lernen Schönheit durch die Bilder, die wir sehen. Durch die Worte, mit denen manche Körper als "fett" und manche als "wohlgeformt" beschrieben werden. Durch die Schablonen, mit denen wir auf die Welt gucken.

Wem das zu abstrakt klingt, der sollte sich nur einmal die Entwicklung des Schönheitsideals von Frauenkörpern anschauen, um zu merken, wie wenig "natürlich", sondern eben historisch entwickelt eben diese Ideale sind.

Knackig, schlank und straff sind heutzutage Eigenschaften von gesellschaftlich anerkanntermaßen attraktiven Körpern. Aber nicht, weil sie sich an einem Ur-Bild der perfekten Frau orientieren, sondern weil sie Eigenschaften abbilden, die gesellschaftlich erwünscht sind.

Und daher bringt es auch überhaupt nichts, Moix mit Bildern von Halle Berry oder Uma Thurman argumentativ k.o. setzen zu wollen. Denn klar, es gibt ältere Frauen mit jung aussehenden Körpern, aber ist das nicht genau das Problem? Dass wir ein so eingeschränktes Bild von Schönheit haben, dass uns die Fantasie für eine Welt fehlt, in der eine 50-Jährige auch auf andere Art und Weise attraktiv sein kann?

Was wir doch bitte brauchen, sind nicht noch mehr und mehr Bilder von Frauen, die sich lebenslang an einem ganz speziellen Körperstandard orientieren, sondern Sichtbarkeit von allem, was das Leben so aus Körpern formen kann.

Ideale schreibt man eben nicht um, indem man sie weiterschreibt. Man muss sie aufbrechen, zumindest anknacksen. Und was dabei zum Vorschein kommt, wird vielleicht erst ungewohnt erscheinen, aber in jedem Fall eines sein: Außergewöhnlich.

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