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Weltnichtrauchertag: Warum ich als militante Nichtraucherin gerne mal kiffe

Ein kleiner Joint entspannt nach einem langen, stressigen Tag.
Ein kleiner Joint entspannt nach einem langen, stressigen Tag.Bild: iStockphoto / Olena Bondarenko
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Warum ich als militante Nichtraucherin gerne mal kiffe

30.05.2023, 07:58
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Ich hasse rauchen: Ich habe es schon als Kind gehasst, dann als Jugendliche und auch als Erwachsene. Und natürlich habe ich als Teenie schon mal an einer Zigarette gezogen: Es blieb bei dem einen Mal. Und es wird auch für den Rest meines Lebens bei der Ausnahme bleiben.

Aber: Ich kiffe gerne hin und wieder, "rauche" also Marihuana. Meistens pur oder zugesetzt mit Dampf, Hanf statt Tabak. Warum das Rauchen von Tabak und Gras so zwei komplett unterschiedliche Dinge für mich sind?

Der Hauptgrund für meine Abneigung ist: Zigaretten stinken unglaublich widerlich. Wenn ich feiern oder etwas trinken gehe, muss ich danach meine Klamotten und Haare waschen, weil die anderen so viel quarzen. Der schlimmste Moment ist der, wenn man nach dem Feiern die Haare wäscht und der ganze Tabakgestank durch das Wasser noch mal hochschwappt und den eh schon angeschlagenen Partymagen umdreht.

Da hat man es schon geschafft, die nächtliche Alkoholmenge in seinem Magen zu lassen und fühlt sich wie Rocky nach einem erfolgreichen Boxkampf. Und dann kommt es. Abrupt. Dieser scheußlich Zigarettengeruch beim Duschen, der meinen ganzen Erfolg innerhalb von Sekunden zunichtemachen könnte. Dieses Risiko gehe ich nicht ein!

"Ich habe wirklich überhaupt keinen Bock, Lungenkrebs zu bekommen, weil ihr mich unbedingt vollqualmen müsst."

Gras hingegen riecht witzigerweise, für mich jedenfalls, ziemlich lecker. Irgendwie würzig, fast wie eine Mischung aus Kräutertee und Gemüsebrühe. Man riecht doch schon den Unterschied: Marihuana rauchen entspannt, Tabak rauchen tötet. In einem puren Joint ist nur Marihuana, ein pflanzliches Kraut; Zigarettenrauch enthält neben Nikotin noch über 4.800 Substanzen wie Kohlenmonoxid, Nitrosamin, Blausäure, Formaldehyd, Cadmium sowie freie Radikale. Wie widerlich ist das denn bitte?

Ich finde es einfach komplett unverständlich und unverschämt, dass es Raucher:innen erlaubt wird, Nichtraucher:innen mit ihrem Zigarettenrauch zu vergiften. Ich halte ja auch nicht meinen Klebstoff unter die Nase, nur weil ich den Geruch so gut finde.

Und ich habe wirklich überhaupt keinen Bock, Lungenkrebs zu bekommen, weil ihr mich unbedingt vollqualmen müsst, okay?

Mir reichen schon die Autoabgase einer Großstadt, mit denen meine Lunge irgendwie klarkommen muss. Ihr lieben Raucher: Raucht meinetwegen, ist mir komplett egal. Aber bitte irgendwo, wo ich nicht davon belästigt – und lungenkrank –werde.

Ein Joint ist nicht nur gesünder als Zigaretten, sondern riecht auch viel besser.
Ein Joint ist nicht nur gesünder als Zigaretten, sondern riecht auch viel besser. Bild: iStockphoto / RDNE Stock project

Deshalb freue ich mich auch über jede erfolgreiche Petition, die das Rauchen in Innenräumen verbietet. Als es in Bayern 2010 darum ging, das Rauchen in Bars und Clubs zu verbieten, nötigte ich sogar meine 75-jährige Oma dazu, zum Volksentscheid zu gehen. Sie war zwar davon leicht überfordert, doch ich konnte sie mit einer flammenden Rede davon überzeugen, wie wichtig dieser Schritt für die gesamte Menschheit wäre.

Ich erinnere mich noch gut, welche Empörung das Rauchverbot in Bayern auslöste. Die Raucher:innen liefen Sturm, es wirkte, als würde man mit dieser Einschränkung ihr ganzes Leben zerstören und ihnen ein essenzielles Menschenrecht entreißen. Kaum zumutbar war es für sie, zum Rauchen nach draußen zu gehen.

Doch siehe da, ein halbes Jahr später war das Feedback der Raucher:innen sogar äußerst positiv. Ich will nicht wissen, wie viele Freund- und Liebschaften beim gemeinsamen Qualmen und Feuergeben auf engstem Raum vor der Tür entstanden sind.

Ein kleines Eigentor war das Rauchverbot in Innenräumen für mich ja schon: Ich saß einmal in der Stunde ziemlich allein am Tisch, wenn das Rauchervolk nach draußen zog, um ihrer Sucht zu frönen.

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Aber das war es definitiv wert: Es war einfach wunderbar, in eine nicht-verrauchte Bar zu gehen. Ich roch Schweiß, Pupse und jedes aufdringliche Aftershave, aber hey: Ich nahm den Geruch wenigstens nicht mit nach Hause!

Ich kann inzwischen in keine vollgerauchte Location mehr gehen. Ein Rauchverbot in Innenräumen bedeutet für mich: keine ausgeräucherten, trockenen Augen mehr, kein nikotin-stinkendes Kopfkissen am Morgen und kein Passivrauchen. Herrlich! Ich unterstütze auch ein deutschlandweites Rauchverbot in Innenräumen aus vollstem Herzen.

"Jeder hat wahrscheinlich in seinem Freundeskreis einen Dauerkiffer, der nichts auf die Reihe bringt, außer den Kühlschrank zu plündern."

In Schweden ist man da ja schon viel weiter. Hier rauchen nur noch 5 Prozent der Einwohner:innen, damit könnte es bald das erste rauchfreie Land der Welt werden. Zum Rauchen zählen allerdings keine, vor allem bei Jugendlichen sehr beliebten – und umweltschädlichen – E-Vapes und das in Schweden sehr beliebte Snooze, oder Snus.

Ein Snus ist ein kleiner Nikotinbeutel. Manchmal ist er sogar mit kleinen Scherben versetzt, damit das Nikotin direkt in den Blutkreislauf schießt. Man klemmt sich das Gemisch unter die Oberlippe und sieht dann aus wie ein primitiver Steinzeitmensch mit vorgewölbter Oberlippe, dem nach einiger Zeit brauner Saft über die Zähne läuft. Sehr sexy, oder? Im schlimmsten Fall kann man sich damit auf Dauer die Zähne kaputt machen oder das Zahnfleisch wegätzen.

Marihuana ist vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt.
Marihuana ist vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt. bild: pexels / rdne stock

Wo wir wieder bei den Vorteilen von Marihuana wären: Gras zu rauchen, ist kaum schlecht für die Gesundheit. Es kann im Gegenteil sogar Schmerzen und Stress lindern, je nach Sorte beruhigt es oder macht lustig und vergnügt.

Natürlich kann der Gras-Konsum, im Übermaß und zu frühen Alters konsumiert, ebenfalls problematisch werden. Jeder hat wahrscheinlich in seinem Freundeskreis einen Dauerkiffer, der den ganzen Tag nicht viel auf die Reihe bringt, außer den Kühlschrank zu plündern. Aber so oder so ist Marihuana im Vergleich zu Alkohol die viel gesündere und ungefährlichere Variante zur Entspannung.

"Zigarettenrauchen ist sexy. Da haben wohl auch bei mir die Zigaretten-Marketing-Cowboys der 60er Jahre Spuren hinterlassen."

Ich gebe zu, das Marihuana im Vaporizer zu rauchen, macht auch mir keinen Spaß. Ich habe es ausprobiert. Aber es schmeckt nicht so gut und fühlt sich nicht so gut an, wie eine heiße, glühende Zigarette in der Hand zu halten. Zigarettenrauchen ist sexy. Da haben wohl auch bei mir die Zigaretten-Marketing-Cowboys der 60er Jahre Spuren hinterlassen.

Vielleicht sollten einfach alle Raucher auf Marihuana umsteigen. Damit tut ihr nicht nur eurer Umwelt, sondern auch euch selbst etwas Gutes.

Muss ich auch im Herbst und Winter Sonnencreme auftragen?

Mit mehr als 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Zahl der damit verbundenen Todesfälle ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Im Jahr 2021 sind hierzulande 4100 Menschen an einer Hautkrebserkrankung gestorben, 20 Jahre zuvor waren es noch 2600 gewesen.

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