Bei den Silvester-Krawallen in Berlin zum Jahreswechsel 2022/2023 hat vor allem ein Bild für Entsetzen gesorgt: Das Foto eines abgebrannten Linienbusses, den unbekannte Randalierer auf der Sonnenallee in Neukölln angezündet hatten. Das Wrack wurde zum Symbolbild für die ausufernde Gewalt, die nicht nur in Berlin, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten an Silvester verübt wurde.
Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sind bei den Krawallen in Hinterhalte gelockt und mit Feuerwerk beschossen worden. Von einer neuen Dimension der Gewalt war die Rede, welcher Politik und Einsatzkräfte in diesem Jahr mit einer massiven Präsenz von Beamt:innen Rechnung tragen wollen. So kündigte Polizei-Gewerkschafter Benjamin Jendro gegenüber watson an, dass an Silvester 2800 weitere Polizist:innen in der Hauptstadt eingesetzt werden.
Und auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben nun drastische Maßnahmen ergriffen, um ihr Fahrpersonal und die Fahrgäste zu schützen.
Bilder wie von dem ausgebrannten Buswrack sollen in diesem Jahr nämlich vermieden werden. Aus Sorge vor Böller-Angriffen wird die BVG den Busverkehr deshalb in Teilen Neuköllns und Kreuzbergs an Silvester stoppen. Das erklärte ein BVG-Sprecher gegenüber dem "Tagesspiegel".
"Hintergrund sind die Erfahrungen der Vorjahre, was die Situation in dem Bereich zu Silvester betrifft", sagt er mit Blick auf die Böllerwürfe und Sperrungen im vergangenen Jahr. "Die Sicherheit von Fahrgästen und Fahrpersonal hat selbstverständlich höchste Priorität", sagt der BVG-Sprecher zudem.
Die Maßnahmen gelten ab etwa 20 Uhr am Silvesterabend und werden "bis in die frühen Morgenstunden des 1. Januars" dauern. Sie seien aber nur ein grober Plan, sagt der Sprecher. Man werde in der Silvesternacht "in enger Absprache mit der Polizei" entscheiden, ob Linien verkürzt oder umgeleitet werden. Auch für Autofahrer:innen sind Teile der Sonnenallee und der Potsdamer Straße zum Jahreswechsel gesperrt. Das teilte die Verkehrsinformationszentrale mit.
Ein Grund für die Sperrungen in Neukölln ist auch die Böllerverbotszone in der nördlichen Sonnenallee im Reuterkiez am Rande des Hermannplatzes. Dort war im vergangenen Jahr einer der Hotspots der Silvester-Krawalle. Nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober kam es in dem Gebiet zudem zu israelfeindlichen Ausschreitungen. Sicherheitsbehörden befürchten, dass die Stimmung in arabischstämmigen Gruppen wegen des Nahost-Konflikts auch zu Silvester in Gewalt umschlagen könnte.
Auch im Bezirk Mitte wird der Busverkehr an Silvester und Neujahr eingeschränkt sein. Grund sind die Feierlichkeiten am Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni.