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Mom at Work

Mutter mit Vollzeit-Job erzählt: Ein krankes Kind ist stressiger als die Arbeit

Working mum 40-Stunden-Woche
Für die Krankenwache braucht man ordentlich Energie. Ein ganz normaler Arbeitstag ist dagegen die pure Entspannung.Bild: Shutterstock / ivector
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Warum ein krankes Kind anstrengender ist als eine 40-Stunden-Woche

06.03.2023, 08:10
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Letztens war es wieder so weit. Der Anruf aus der Kita kam an einem Freitagmittag: "Bitte das kranke Kind so schnell wie möglich abholen." Und schon am Sonntag wurde klar, dass es diese Woche nichts mehr mit dem Kita-Besuch wird. Und folglich auch nichts mit dem Arbeiten.

Zu anderen Zeiten hätten wir das Kind trotz Erkältung in die Kita gebracht. Wegen derzeit grassierenden Corona-, Influenza- und RS-Viren und damit einhergehendem Erzieher:innenmangel, galt plötzlich aber die Regel: "Keinerlei Erkältungssymptome werden akzeptiert, nicht einmal leichte."

"Vielleicht sollten diese strengen Erkältungs-Regeln einfach das ganze Jahr über gelten", dachte ich mir am Montagmorgen säuerlich, als ich mit dem Kind auf dem Weg zum Kinderarzt war. Erst letztens hatte mein Mann eine Woche freigenommen, das Kind war frisch auskuriert und gesund – und nach drei Tagen Kitabesuch gleich wieder leicht krank.

Warum? Weil andere Eltern ihre kranken Kinder in die Kita bringen. Dabei muss ich mir natürlich an die eigene Nase fassen. Denn auch ich habe das kranke Kind schon mal mit Erkältungssymptomen in die Kita gegeben, wenn es irgendwie vertretbar war. Wenn man gerade erst mit dem kranken Kind zu Hause war, versucht man es natürlich, statt direkt die nächste Krankheitswoche dranzuhängen, weil man auf Nummer sicher geht.

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Mit einem kranken Kind zu Hause zu sein, kann schon mal den letzten Nerv rauben.Bild: iStockphoto / fizkes

Nun ja, eineinhalb Wochen war der Kitabesuch gut gegangen. Doch die Erkältung war trotz Marathon-Inhalieren und Zwiebelsaft-Hustenshots nicht rasch in den Griff zu kriegen. Also wieder einmal zu Hause bleiben – mit einem kranken Kind. Kindkrank-Tage sind mir ein Grauen. Man kann fast schon von einer leichten Panik sprechen. Denn ich verbringe zwar unglaublich gerne Zeit mit meinem Kind, aber nicht, wenn es krank ist. Das ist viel anstrengender, als zu arbeiten.

Ein krankes Kind wirft alle Wochenpläne um

Der Mental Load verdoppelt sich: Man muss seine ganze Woche umstrukturieren, Termine absagen oder verschieben, Krankmeldungen mitteilen und noch allerlei Erledigungen machen. Zuerst kam der leidige Besuch beim Kinderarzt. Meiner hat netterweise immer nur zwischen 12 und 13 Uhr Zeit für Notfälle geöffnet, wenn das Kind eigentlich Mittagsschlaf machen sollte. Diesmal musste ich wegen der überlasteten Kinderarztpraxen ewig auf die Krankschreibung warten und hatte gleichzeitig Angst vor der Ansteckung mit noch viel schlimmeren Viren im Wartezimmer.

Danach steht das Einkaufen an, denn das Kind braucht Medikamente und muss ja plötzlich die ganze Woche zu Hause essen, was nicht eingeplant war. Das alleine ist schon tricky, da Kinder scheinbar all das, was sie laut Erzieher:innen in der Kita essen, zu Hause nicht anrühren. Das fand ich heraus, als ich dachte, ich wäre besonders clever: Ich fotografierte den Essensplan der Woche, um ihn zu Hause nachzukochen. Am Ende aß ich alles selbst und das Kind Nudeln mit Ketchup. Nun also nur noch auf dem Speiseplan: Nudeln, Kartoffeln, Würstchen und Pfannkuchen.

Der nächste und weitaus anstrengendere Punkt mit krankem Kind ist dessen Unterhaltung. Ist das Kind sehr krank, schläft es wenigstens den ganzen Tag. Ist es nur so halbkrank, ist es wach und sehr, sehr quengelig. Ich spreche von: Wutanfälle jede halbe Stunde.

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Kranke Kinder haben besonders viele Wutanfälle. Bild: iStockphoto / Nadezhda1906

Am besten ist es diesem Fall, rauszugehen, bevor die Situation eskaliert. Im Freien kann das Kind weniger anstellen als im Haus und hat im besten Fall andere Kinder um sich herum, mit denen es spielen kann. Blöd nur, wenn es Winter ist und das Wetter zwischen Regen und Eiseskälte pendelt. Heißt: Der Spielplatz war, als wir nachmittags ankamen, menschenleer.

Was ist bloß aus dem guten alten Motto geworden, dass Kinder sich abhärten müssen? Das verbessert doch auch die Abwehrkräfte. Vielleicht jagt deswegen in der Kita eine Infektionswelle die nächste...

Wir spielten dann aus Trotz trotzdem ein wenig.

Der Fernseher als letzte Rettung

Also wieder nach Hause und so lange es der Rücken und die Nerven mitmachen, auf dem Boden setzen und spielen. Vorlesen ist meine Lieblingsbeschäftigung, da kann ich wenigstens gemütlich auf dem Sofa liegen.

Wenn ich das Gefühl habe, das Kind spielt gerade etwas ohne mich, versuche ich mich wegzuschleichen, um den Boden zu saugen oder die Küche aufzuräumen. Leider braucht mich das Kind scheinbar als Zuschauerin, selbst wenn ich nicht direkt am Spiel beteiligt bin.

Sage ich meinem Kind, es solle jetzt mal alleine spielen, endet es meist damit, dass es mich beim Putzen verfolgt und währenddessen den Staubsauger an- und ausschaltet oder die gesammelten Dreckhäufchen neu verteilt, statt sie aufzukehren. Wobei es wirklich schlechtere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, als das Kind ins Aufräumen zu involvieren.

Erstens lernt es dabei meist eine neue Fertigkeit und vor allem, dass Mama nicht alleine fürs Putzen zuständig ist. Und zweitens: Selbst wenn die Hälfte danebengeht, nimmt das "Aufräum-Spiel" wenigstens einen kleinen Teil der Arbeit ab.

Wenn ich dann gar nicht mehr kann, wird der Fernseher eingeschaltet. Denn wie schon in meinen Kindheitstagen galt: Krankenzeit ist Fernsehzeit! Und beim Inhalieren gehört Shaun das Schaf oder Feuerwehrmann Sam inzwischen für meine Tochter einfach dazu. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie gar nicht krank ist, wenn sie plötzlich ganz besonders mitleiderregend hustet, bevor sie inhalieren darf. Aber Kleinkinder können ja noch nicht um die Ecke denken. Bestimmt alles Einbildung. Und der Fernseher war schon oft meine letzte Rettung.

Sehnsucht nach dem Arbeitsalltag

Wenn dann mein Partner nach Hause kommt, der diesmal nicht mit der Kinderbetreuung dran ist, bin ich meist bereits völlig erschöpft und fertig mit den Nerven. Aber der Tag ist ja noch lange nicht zu Ende. Es folgen noch Abendessen machen und wahlweise ein bis zwei Stunden Einschlafbetreuung, weil das Kind nicht so ausgelastet ist wie nach einem Tag im Kindergarten und partout nicht einschlafen kann.

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Nach drei Stunden spielen mit dem Kind ist man doch mal erschöpft.Bild: iStockphoto / nicoletaionescu

Wie schön ist es dagegen im Büro. In manchen Augenblicken träume ich mich dorthin. In Ruhe Kaffee trinken oder mit Erwachsenen reden. Die Zeit haben, die Nachrichten des Tages zu lesen. Ohne Geschrei beim Mittagessen. In absoluter Stille einen Artikel lesen oder schreiben. Überhaupt diese köstliche Stille. Selbst der Stress einer knappen Deadline oder ein anstrengendes Interview finde ich nicht so anstrengend, wie ein krankes Kleinkind zu betreuen.

Die ein, zwei Stunden des Tages, die noch übrig bleiben, reichen bei weitem nicht zur Erholung für den nächsten Krankheitstag. Am nächsten Morgen geht dasselbe Szenario wieder von vorne los. Und am Ende der Woche bräuchte ich eigentlich eine Woche Urlaub. Schön wär's! Im besten Fall darf ich wieder zur Arbeit und meine Nerven etwas schonen. Im schlechtesten ist die Kinderkrankheit auch auf mich übergeschwappt und ich muss mich krankmelden. Ein ewiger Zyklus des Wahnsinns.

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