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Mom at Work

Mutter mit Vollzeit-Job: Viele "familienfreundliche" Berufe sind heiße Luft

Müttern verantwortungsvolle Jobs zu geben, kann sich auch für den Arbeitgeber lohnen – leider sehen das nur wenige Chef:innen so.
Müttern verantwortungsvolle Jobs zu geben, kann sich auch für den Arbeitgeber lohnen – leider sehen das nur wenige Chef:innen so.bild: shutterstock / ivector
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Mutter mit Vollzeit-Job ist sauer: Viele "familienfreundliche" Stellen sind bloß Schein

Ehrlich, direkt und subjektiv: Unsere Redakteurin Julia schreibt in ihrer Kolumne "Mom at Work" einmal pro Monat über die Freuden und Leiden einer in Vollzeit arbeitenden Mutter.
16.10.2023, 07:4016.10.2023, 11:28
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Es sind bestimmte Schlagwörter in der Stellenanzeige, auf die wir Mütter auf Jobsuche anspringen: "flexible Arbeitszeiten", "familienfreundlich", "Teilzeitarbeit" und "Work-Life-Balance".

Natürlich geht es bei der Wahl eines neuen Arbeitsplatzes auch um harte Fakten wie Gehalt, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeit. Denn die Kinder brauchen schließlich Essen, Spielzeug und eine zufriedene Mama. Aber für berufstätige Mütter haben die Soft Skills des Arbeitgebers einen hohen Stellenwert – oft sogar den höchsten. Doch viele Versprechungen sind bloß heiße Luft.

Da kann der Job noch so gut bezahlt und prestigeträchtig sein – wenn die Arbeitsatmosphäre voll Konkurrenz statt Kollegialität ist, der Workload so hoch, dass wir den ganzen Tag Stress haben oder Chef:in und Kolleg:innen kein Verständnis dafür aufbringen, dass wir nicht ständig Überstunden abschrubben können oder mal das kranke Kind abholen müssen, singen wir Mamas: "Baby, bye, bye, bye!"

"Wenn für Frauen die Karriere-Decke gläsern ist, ist sie für Mütter aus Beton."

Natürlich wollen viele Mütter – entgegen hartnäckiger Gerüchte – einen guten Job und manchmal auch Karriere machen. Aber wir haben gelernt, dass wir uns dafür selbst nicht aufgeben wollen und schon gar nicht unsere Kinder.

"Familienfreundliche" Jobs sind oft leere Versprechen

Darum nervt es mich auch so, wenn ich immer wieder aus meinem Umfeld Geschichten aus dem Arbeitsleben höre, wie schlecht berufstätige Mütter behandelt werden. Denn wenn für Frauen die Karriere-Decke gläsern ist, ist sie für Mütter aus Beton.

Da können Arbeitgeber:innen noch so oft beteuern, dass sie in ihrem Unternehmen Mütter fördern und Frauen unterstützen wollen. Wenn mir meine Freundin erzählt, dass ihr Chef ihr dezent nahelegt, ihre Leitungsposition aufzugeben, weil das doch viel angenehmer für sie und ihre Kinder wäre, werde ich fuchsteufelswild. Das nennt man: eiskalt aus dem Job drängen.

Gegenüber berufstätigen Müttern gibt es immer noch viele Vorurteile.
Gegenüber berufstätigen Müttern gibt es immer noch viele Vorurteile.Bild: iStockphoto / Prostock-Studio

Eine andere befreundete Mutter, Anwältin, erzählte mir immer wieder, wie ihre männlichen Chefs sie dafür kritisierten, zu wenig Stunden zu arbeiten.

"Einmal wurde ich gefragt, ob ich an einer Besprechung teilnehmen kann zu einer Zeit, die vorher nicht als Arbeitszeit vereinbart war. Als ich antwortete, dass das leider nicht ginge, weil ich zu dieser Zeit mein Kind betreuen müsse – und mehrere Alternativtermine vorschlug, einen davon am selben Tag – wurde über mich gesagt, ich habe ja keine Begeisterung für meine Arbeit."

In einem anderen Gespräch ging es darum, ob sie in Teilzeit arbeiten könne – in einem Kleinbetrieb hatte sie keinen Rechtsanspruch auf Teilzeit und war auf den guten Willen ihrer Arbeitgeber:innen angewiesen – und man sagte ihr allen Ernstes, sie könnte ja nicht erwarten, dass ihr Beruf mit einer Familie vereinbar sei.

"Es gäbe so viele Möglichkeiten, Mütter in ihrer Karriereplanung zu unterstützen: Home Office, flexible Arbeitszeiten oder Job-Sharing."

In ihrem neuen Job ging es weiter mit der Diskriminierung: Ein Chef ging sogar sie so weit, sie als "Low Performer" zu bezeichnen. Meine Freundin war komplett verdutzt, denn sie erledigte alle ihre Aufgaben gut und gewissenhaft und hatte bisher noch keine Kritik für dafür bekommen.

Für Mütter gilt: Lieber Kündigung statt besserer Arbeitsbedingungen

Solche Geschichten machen mich immer noch sehr, sehr wütend und fassungslos. Wie immer wird hier nur das Symptom statt die Ursache bekämpft. Statt sich zu fragen, ob die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter:innen, auch die ohne Kind, motivierend und unterstützend sind, wird jede:r, der nicht funktioniert, an den Wurzeln gepackt und rausgerissen, also gekündigt. Oder zur Kündigung "ermuntert".

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Es gäbe so viele Möglichkeiten, Mütter in ihrer Karriereplanung zu unterstützen: Home Office, flexible Arbeitszeiten, möglicherweise eine Kinderbetreuung im Büro oder – viel zu selten genutzt – Job-Sharing.

Ein Modell, dem viele Unternehmen noch kritisch gegenüber stehen. Beispiele aus der Praxis zeigen aber: Es kann funktionieren. Im besten Fall ergänzen sich die Kompetenzen zweier Personen auf einer Stelle.

Von einem Job-Tandem kann auch der Arbeitgeber profitieren.
Von einem Job-Tandem kann auch der Arbeitgeber profitieren.Bild: iStockphoto / fizkes

Viele Frauen wollen nach der Geburt erst einmal eine Weile kürzer treten. Warum nutzen Arbeitgeber:innen das nicht, um zwei Frauen auf eine Stelle zu besetzen? Statt von der Frau zu verlangen, in Teilzeit die gleiche Leistung wie in einer 40-Stunden-Woche zu erbringen oder sich aufzuregen, dass so viel liegen bleibt.

Der Verband für Fach- und Führungskräfte (DFK) sieht bei einer Führung in Teilzeit viele Vorteilen für den Betrieb. Teilzeitkräfte seien kreativer und oft auch motivierter, da ihnen weniger Arbeitsstunden für ihre Aufgaben zur Verfügung stünden und sie ihren Job mit Familie und Freizeit integrieren könnten.

Jede zweite Mutter in Führungsposition wurde bereits im Job diskriminiert

Immer wieder werden Studien veröffentlicht, dass Mütter sich im Job diskriminiert fühlen. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio und der Digitalmarketing-Plattform OMR ergab 2021: Von den Frauen mit Kind gab mehr als jede Dritte an, dass ihnen der Wiedereinstieg in den Job erschwert worden sei.

38 Prozent der Mütter gaben an, sie seien aufgrund ihrer Mutterschaft im Job diskriminiert worden. Eine traurige Erkenntnis: Von den Führungskräften hatte etwa jede zweite Mutter schon Diskriminierung erfahren.

Befragt wurden 622 Frauen aus unterschiedlichen Bereichen von Gesundheitswesen über Versicherung bis Automobilbranche. Knapp die Hälfte von ihnen (45 Prozent) hatte Kinder, die anderen (noch) nicht.

Berufstätige Mütter sind eine Investition – die sich lohnt

Ich gebe zu: Mütter sind komplizierter für Arbeitgeber:innen. Unsere Bedürfnisse sind anspruchsvoller als die von zwanzigjährigen Berufsanfänger:innen, die sich für einen Obstkorb und einen Kicker mit einem niedrigen Lohn und Überstunden zufriedengeben.

Viele Mütter versuchen so hart zu arbeiten, dass es gar nicht auffällt, dass sie Kinder haben.
Viele Mütter versuchen so hart zu arbeiten, dass es gar nicht auffällt, dass sie Kinder haben.Bild: iStockphoto / jacoblund

Unsere Lebensverhältnisse verursachen erst mal ein bisschen Mühe: Erst muss eine Karenzvertretung gefunden werden, später eine Lösung für einen möglichen Teilzeitwunsch und dann auch noch Verständnis und Flexibilität, wenn das Kind das dritte Mal im Monat krank ist.

"Es lohnt sich, in Mütter zu investieren."

Aber so ist der Lauf der Dinge. Menschen kriegen Kinder. Auch die Kolleg:innen und Chef:innen können in diese Situation geraten. Kinder werden anfangs oft krank, das kann man nicht verhindern. Meisten arbeiten Mütter dafür aus schlechtem Gewissen weiter, wenn sie dann selbst krank werden.

Wir tun bereits, was wir können, um in der Arbeitswelt mitzuhalten. Wir können zwar im Job so tun, als hätten wir keine Kinder. Aber Fakt ist. Wir haben welche. Und darum brauchen wir im Job Unterstützung und Verbündete. Auch außerhalb der Mutter-Blase. Auch von Menschen ohne Kinder.

Denn: Es lohnt sich, in Mütter zu investieren. Wie ich bereits in einem Artikel geschrieben habe, lernen wir durch die Mutterschaft nicht nur viele nützliche Job-Skills und arbeiten höchsteffizient. Wir sind auch unglaublich dankbar für das Vertrauen einer Firma. Mütter sind, wenn die Bedingungen passen, ihrem Arbeitgeber oft sehr loyal gegenüber.

Außerdem ist die Förderung von Müttern auch eine Investition in die Zukunft: Kinder sind zukünftige Fachkräfte, Steuer- und Rentenzahler. Wie eine weise Kollegin mir sagte. "Eltern leisten die Kraftarbeit, von der die Gesellschaft in 30 Jahren profitiert. Sie dabei nicht zu unterstützen, ist kurzsichtig und zutiefst unsolidarisch."

Und von langjährigen Mitarbeiter:innen mit viel Know-How, die sind auskennen und auch neue Angestellte unter ihre Fittiche nehmen können, profitiert schließlich jede Firma.

Single mit 30: Ist Torschlusspanik normal?

Im Prinzip weiß man es ja besser. Schließlich gibt es so viele coole Menschen, die 35, 40, 45 Jahre alt sind und nie verliebt, verlobt, verheiratet waren. Single zu sein, ledig oder kinderlos durchs Leben zu gehen, das bedeutet noch lange nicht unglücklich zu sein. Im Gegenteil: Oft wird dadurch Raum frei für Karriere, Reisen, Sex.

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