Ihr habt es sicher schon gehört: Maroon 5 lieferte am Sonntagabend in der Halbzeit des diesjährigen Super Bowl in den USA eine Show ab, die es in sich hatte. Nicht, weil sie so hammergrandiosmegageil gewesen wäre – sondern aufgrund ihres enormen Schnarch-Potentials.
Da ist sich auch YouTube einig: Das Video von Maroon 5s Halftime-Show ist momentan die #1 unter "Trends" und hat bis zum frühen Montagabend rund 19.500 Likes und sage und schreibe 151.000 Dislikes gesammelt. Mit weitestgehend ausdrucksloser Miene und einem leichten Zucken im Knie, das wohl als "Tanz" durchgehen sollte, trällerte Adam Levine eine gute Viertelstunde lang ins Mikro.
Was er an Dance-Performance nicht ablieferte, versuchte er wohl mit einem dramatischen Striptease wettzumachen: Kurz vor Ende des Auftritts zog er sich spontan das Top vom Leib und präsentierte der Welt seinen tätowierten Oberkörper. Okay, so mancher ließ sich durch diese Geste beschwichtigen, aber die überwältigende Mehrheit vertritt seitdem eher diese Meinung:
Wo war eigentlich der Rest von Maroon 5 – einer Band, die schließlich nicht nur aus Adam Levine besteht? Keine Ahnung. Irgendwann hüpften dann noch die Rapper Travis Scott und Big Boi mit auf die Bühne und rappten so ein wenig vor sich hin.
Ein 15 Minuten langes Medley aus teils uralten Songs (Like, wer sich an "This Love" erinnert!), begleitet von den unenthusiastischen Zuckungen des Mr. Levine – und das war's dann auch schon. Das ist in vielerlei Hinsicht schade, denn a) ist der Super Bowl (und mit ihm seine Halbzeitshow) inzwischen nicht nur in den USA, sondern weltweit ein gigantisches TV-Event, und b) hatten Maroon 5 seit Monaten wegen ihrer Pläne, die Welt mit ihrem Auftritt beim Super Bowl zu beglücken, im Zielfeuer heftiger Kritik gestanden. Aber dazu gleich mehr.
Das ist kaum verwunderlich; Twitter und Co. sind quasi am Glühen: Jede Sekunde gehen neue Posts ein, in denen Levine und seine Kameraden für ihre lustlose Performance kritisiert werden. Anstatt den Sturm nun über sie hinwegziehen zu lassen, wandte sich Levine an Instagram – mit Worten, die wohl genauso wenig einprägsam sind wie der Auftritt.
Was nach netten Worten der Einsicht klingt, ist letztlich nichts als eine leere Floskel – denn was soll das schon heißen? Der Auftritt ist erledigt, Maroon 5 hatten ihre Chance, vermittelten aber vielen Zuschauern den Eindruck, sie nicht wirklich als die zu würdigen, die sie laut Levines eigenen Worten ja war: die Chance, auf der weltgrößten Bühne zu spielen.
Und erneut ging ihnen jetzt eine Chance durch die Lappen: die, sich ehrlich und angemessen bei Fans – und allen Zuschauern – zu entschuldigen oder das Fiasko zumindest zu erklären. Und das nicht nur für diesen Auftritt. Denn Maroon 5 hätten einige Themen zur Auswahl gehabt, die sie spätestens jetzt hätten ansprechen sollen.
Als sich Adam Levine das Top vom Leibe riss, wurde erstmal kurz gekreischt. Sein verschwitztes Oberteil segelte ins Publikum, und eine glückliche (?) Zuschauerin darf es nun ihr Eigen nennen. Auf Twitter und Co. war man sich derweil ziemlich einig: Adam Levine oben ohne, hellooo, hot!
Aber ob hot oder not – Adam Levine war nicht der Erste, der seine Nippel beim Super Bowl entblößte. Ihr erinnert euch:
Wir schrieben das Jahr 2004, als Justin Timberlake Janet Jackson während der Super-Bowl-Halbzeitshow das Körbchen ihres Bustiers abriss und ihren gepiercten Nippel entblößte. Dieser Busenblitzer sei ein Unfall gewesen, behaupten Timberlake und Jackson bis heute. Adam Levines Oben-ohne-Auftritt war definitiv keiner – und trotzdem wird er dafür gefeiert, während Janet Jacksons Karriere danach nie wieder dieselbe war. Und Twitter hat's bemerkt:
Allein die Tatsache, dass Janet Jacksons "Nipplegate" einen eigenen Wikipedia-Artikel hat, sollte uns wohl zu denken geben.
Als der Football-Spieler Colin Kaepernick 2016 damit begann, während der Nationalhymne auf ein Knie zu gehen, löste er eine Protestwelle aus. Kaepernick wollte damit stumm gegen rassistische Gewalt und Polizeibrutalität protestieren, doch die NFL wollte davon nichts wissen und verkündete es daraufhin zur Pflicht, während der Nationalhymne zu stehen. Zahlreiche Musiker weigerten sich daraufhin, während der Super-Bowl-Halbzeitshow aufzutreten, unter ihnen Jay-Z, Rihanna und Cardi B (E! Online).
Maroon 5, die nicht die erste Wahl der NFL für die diesjährige Super-Bowl-Show waren, rückten daraufhin ins Rampenlicht; es wurde sogar eine Petition auf change.org gestartet, die die Band dazu bringen sollte, ihre Teilnahme an der Halbzeitshow abzusagen. Bis heute – und ja, es gehen immer noch Unterschriften ein – hat die Petition über 115.000 Unterstützer gesammelt. Scheinbar nicht genug, um Maroon 5 umzustimmen.
Manche hatten darauf gehofft, dass die Band bzw. Adam Levine dann zumindest während der Performance auf ein Knie runtergehen würde, um Colin Kaepernick zu unterstützen – Fehlanzeige. Gegenüber Entertainment Tonight sagte er zwar vor einigen Tagen, der Auftritt von Maroon 5 sei "die beste Möglichkeit für die Band, sich selbst auszudrücken" – wobei jedoch eine Frage offen bleibt: Was genau wurde da ausgedrückt? Jedenfalls keine (positive) politische Message, wie sie sich Colin Kaepernick sicher gewünscht hätte.
Über eine Million Menschen hatte sich in einer Petition gewünscht, die Halbzeitshow solle doch bitte den SpongeBob-Song "Sweet Victory" beinhalten – als Ehrung seines im November verstorbenen Erfinders Stephen Hillenburg. Alle Zeichen deuteten darauf hin, ...
... und Maroon 5 posteten selbst einen Teaser, in dem der schwammige Kopf für einen Sekundenbruchteil zu sehen war. Tja, aber wie sich herausstellte, sollte dieser kurze Auftritt im Teaser prophetisch für das stehen, was da kommen würde – denn während der Performance war SpongeBob für ganze zweieinhalb Sekunden zu sehen. Eine bittere Enttäuschung für all die Fans, die extra deswegen eingeschaltet hatten. Wäre es da nicht ein netter Fan-Service gewesen, einen Maroon-5-Song von 2002 (ja, wirklich) zu streichen und SpongeBob seinen würdigen Auftritt zu ermöglichen? Vielleicht.