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Fitnessstudio Super Fit Club in Berlin wirft Rollstuhlfahrerin raus

ARCHIV - 05.04.2022, Nordrhein-Westfalen, K
Ein Berliner Fitnessstudio muss sich aktuell schweren Vorwürfen stellen. Bild: dpa / Oliver Berg
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Fitnessstudio wirft Rollstuhlfahrerin raus und rudert nach Shitstorm zurück

Eine Frau, die einen Rollstuhl nutzt, wird in Berlin aus dem Fitnessstudio verbannt. Der Fall sorgt für mächtig Wirbel und nimmt jetzt eine unerwartete Wendung.
08.07.2025, 10:2508.07.2025, 10:25
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"Mein Fitnessstudio hat mich rausgeschmissen, weil ich nicht mehr laufen kann", berichtete Influencerin Ayleen Caterine Anfang Juli bei Instagram und Tiktok und löste damit eine Welle der Empörung aus. In dem Video erzählt sie, ihr sei kürzlich während eines Trainings mitgeteilt worden, ihr Studio mache keine Verträge mehr mit Rollstuhlfahrer:innen.

Man habe sich mit Barrierefreiheit beschäftigt und sei zu dem Schluss gekommen, dass Gehbehinderte draußen bleiben müssen. "Mir wurde die Entscheidung abgesprochen, ob es mir zu gefährlich sei, einen Aufzug zu nutzen. Es könnte ja brennen", schreibt die Influencerin in der Videobeschreibung bei Instagram.

Acht Jahre habe sie in den Studios der Kette trainiert, die letzten Jahre im Rollstuhl. "Selbstständig", wie Ayleen Caterine betont. "Ich fühle mich entmündigt und als würde mir Teilhabe verwehrt, obwohl sie für mich problemlos möglich war."

Sie wirft dem Studio Ableismus, also Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, vor. Andere Influencer:innen, zum Beispiel Tara-Louise Wittwer, griffen das Video in ihren Stories auf.

Watson hat bei der betreffenden Fitnessstudiokette Super Fit Club in Berlin angefragt. Dort rudert man plötzlich zurück und erklärt, es sei alles ein Missverständnis gewesen.

Fitnessstudio will Kündigung von Rollstuhlfahrerin zurücknehmen

"Wir haben erst durch Ihre Anfrage von der Kündigung gegenüber Ayleen erfahren", erklärt Super Fit Club gegenüber watson. Die Kette hat zehn Filialen in Berlin und Potsdam. In der Tat sei Ayleens Vertrag durch einen Mitarbeiter aus der Mitgliederverwaltung gekündigt worden, weil sie eine Gehbehinderung hat, schreibt das Fitnessstudio. Dem widerspreche man jedoch ausdrücklich.

"Es entspricht nicht den Geschäftsrichtlinien von Super Fit, deshalb wird die Kündigung auch zurückgenommen und Ayleen entschädigt."

Dass der entsprechende Mitarbeiter Ayleen als "Sicherheitsrisiko" betrachtet habe, sei ein Missverständnis. "Richtig ist, dass sich der Mitarbeiter Sorgen um ihre Sicherheit im Trainingsbetrieb gemacht hat. Aber auch diesen Gedanken halten wir für falsch."

Wie die Influencerin watson berichtet, hatte sich inzwischen ein weiteres ehemaliges Super-Fit-Club-Mitglied, die einen Rollstuhl nutzt, bei ihr gemeldet. Ihr sei, während sie trainierte, per Mail eine fristlose Kündigung, ohne Begründung, zugestellt worden. Mit diesem zweiten Fall konfrontiert, erklärt die Kette, keine Kenntnis davon zu haben.

"Ableismus und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung lehnen wir ab und versuchen einen diskriminierungsfreien Raum zu schaffen", schreibt Super Fit Club. "Für die Kündigung werden wir uns bei Ayleen entschuldigen und unsere Mitarbeiter noch einmal sensibilisieren."

Das Feedback, das Ayleen Caterine auf ihr Video bekam, ist bemerkenswert. "Es haben sich bereits zwei Abgeordnete des Bundestags bei mir gemeldet und ihre Unterstützung zugesichert, sowie mehrere Petitionsplattformen die Zusammenarbeit angeboten", berichtet sie watson.

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