Mich nerven Veganer unheimlich. So. Jetzt ist es raus!
Ich hatte in meinen 23 Jahren auf diesem Planeten zahlreiche, irritierende Erlebnisse mit dieser Spezies, die mich von den Pflanzenfressern abgeschreckt haben.
Wir kochten beispielsweise einmal ein Abendessen für mehrere Freunde, unter denen auch eine Veganerin war. Es sollte Burritos geben, zwar mit Fleisch und Käse, aber jeder Menge Gemüse und veganen Soßen, die sich jeder nach Belieben zusammenstellen konnte.
Allerdings erntete ich von der Veganerin viel Kritik und hasserfüllte Blicke, da sie offenbar nicht verstehen wollte, dass wir aus Rücksicht auf sie nicht das ganze Abendessen vegan gestaltet hatten. Aus Protest aß sie an dem Abend dann nur ein trockenes Fladenbrot mit etwas Avocado – und schenkte jedem von uns tadelnde Blicke, der es wagte Milchprodukte und Fleisch zu verzehren.
Danach hielt sie mir noch einen Vortrag darüber, dass sie nie wieder tierische Produkte essen werde und warum wir alle ziemlich scheiße sind, weil wir es tun. So macht man sich einfach Freunde!
Sie war wahrscheinlich nur eine extrem unsympathische Person, die sich zufällig auch vegan ernährt, aber trotzdem war sie prägend für mein Bild über Veganer. Ich habe noch nie viel von extremen Lebensstilen jeder Art gehalten und noch weniger halte ich von Menschen, die dann auch noch krampfhaft versuchen, anderen diesen Lebensstil aufzudrücken.
Bis heute verbinde ich Veganer oftmals unterbewusst mit heuchlerischen, pedantisch disziplinierten Unsympathen, die auf jeden verurteilend herabblicken, der es wagt, einen anderen Lebensstil als sie selbst zu führen.
Das trifft ganz sicher nicht auf alle Veganer zu, wahrscheinlich sogar nur auf einen sehr kleinen Teil, aber es liegt nun mal in der Natur des Menschen in Schubladen zu denken.
Es stand zumindest ganz unten auf meiner Liste so ein Mensch zu werden.
Dementsprechend war im Freundes- und Familienkreis die Überraschung groß, als ich vor wenigen Monaten verkündet habe: "Leute, ich lebe jetzt vegan!"
Überraschenderweise reagierte aber jeder, dem ich meinen Sinneswandel erklärt habe, mit Verständnis und Interesse – Dinge, die ich zugegebenermaßen Veganern bisher kaum entgegengebracht habe.
Meine Einstellungsänderung hat wenig mit einer überzeugenden, passionierten Rede eines Veganers zu tun, der mir erzählt hat, dass "Fleisch essen Mord ist!!!!!". Das weiß auch ich schon lange. Ich war nur ziemlich gut darin, die Grausamkeit hinter der Produktion tierischer Produkte lange Zeit zu ignorieren.
Wenn ich eine reflektierte, junge Frau sein möchte, die für sich und die Umwelt das Beste tut, was in ihrem Möglichen steht, dann ist eine vegane Ernährung ein guter, machbarer Schritt mit großer Wirkung.
Nahezu jeden Tag hören wir schreckliche Nachrichten über die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten. Das Klima erwärmt sich, die Polkappen schmelzen und wenn ich noch einen einzigen Eisbären auf "Unser Planet" beim Sterben zusehen muss, dann schwöre ich euch, dass ich in einem emotionalen Zusammenbruch ende!
Am Ende des Tages stand ich also vor der Frage:
Ich habe versucht auf Plastik zu verzichten – und bin gescheitert.
Ich habe versucht komplett auf Fast Fashion zu verzichten – und bin gescheitert.
Ich setze mich immer noch teils lieber ins Flugzeug als in die Bahn, wenn ich damit Geld sparen kann.
Kurz: Mein Fußabdruck ist weit nicht so grün, wie ich ihn gerne hätte.
Da ich ein großer Fan von schnellen, einfachen Mitteln mit möglichst großem Effekt bin, erschien vegan zu leben wie die perfekte Lösung. Denn eine Studie der "Oxford Universität" besagt, dass es keinen effektiveren Weg gibt seine CO2-Bilanz zu reduzieren als die pflanzliche Ernährung. Eine vegane Ernährung kann die Emission, die durch die Produktion unserer Nahrung entsteht sogar bis zu 73 Prozent reduzieren. Das ist doch recht beachtlich!
Für mich ist der vegane Lebensstil also auch eine Art von Selbsttest. Wie lange komme ich ohne tierische Produkte aus und kann so den größten positiven Effekt auf die Umwelt erzielen?
Es ist ein Ausgleich zu meinem sonst zugegebenermaßen semi-grünen Lebensstil und somit auch ein Weg mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, das gebe ich auch ehrlich zu. Natürlich spielen die Aspekte Gesundheit und Tierwohl da aber genauso eine Rolle.
Wenn es aber mal nicht klappt und ich aus Versehen vergesse, dass ein Butter(!)crossaint nicht vegan ist (wie konnte ich das denn auch ahnen?) oder ich einfach nicht dem Eis widerstehen kann, das ein Kollege für alle mitgenommen hat (sorry, aber wenn es da schon so provokant liegt...), dann ist das für mich auch völlig okay. Ich mache noch Fehler, lerne daraus und mache es beim nächsten Mal einfach anders.
Und deswegen haben sich meine Gefühle zu verurteilenden und belehrenden Veganern trotzdem nicht geändert. Ich kann ihre Beweggründe natürlich besser verstehen, da ich mich mit diesen intensiver auseinandergesetzt habe.
Aber trotz veganer Ernährung verstehe ich auch die Menschen, die bewusst weiter in ihrer Ignoranz leben wollen. Es gibt genug Dinge in unser aller Leben, über die wir uns schlecht oder gar schuldig fühlen. Unsere Ernährung ist da allen voran.
Letztlich brauchen wir alle ein größeres Bewusstsein dafür, was wir konsumieren. Das fängt bei der Ernährung an, aber hört da noch lange nicht auf.
Wer sich nicht vegan ernähren möchte, sollte sich Gedanken machen, wie er stattdessen aktiv werden kann. Vielleicht schafft ihr es ja, anders als ich, auf Plastik oder Fast Fashion zu verzichten. Egal was es ist, irgendwas sollten wir alle tun. Denn, dass wir aktiv werden müssen, sollte uns mittlerweile allen bewusst sein.