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Queen Elizabeth ist tot: Wie junge Briten darüber denken – "Überarbeitet werden"

Viele Menschen verteilten Blumen und Beleidsbekundungen zum Tod von Queen Elizabeth am Buckingham Palace.
Viele Menschen verteilten Blumen und Beleidsbekundungen zum Tod von Queen Elizabeth am Buckingham Palace. Bild: www.imago-images.de / imago images
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"Monarchie muss überarbeitet werden": Das denken junge Brit:innen über den Tod von Elizabeth

10.09.2022, 15:5212.09.2022, 13:36
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Obwohl Queen Elizabeth II. schon 96 Jahre alt war, kam ihr Tod am Donnerstag für viele Menschen überraschend. Innerhalb weniger Stunden sickerte zuerst die Nachricht durch, dass es der englischen Königin schlecht gehe, am frühen Abend wurde ihr Tod kommuniziert.

Großbritannien steht seitdem unter Schock. Nicht nur das Empire, sondern ganz Europa zeigt sich betroffen. 70 Jahre und 214 Tage war die Queen das Oberhaupt der britischen Monarchie, länger als jeder Herrscher des Empires vor ihr. Blutjung bestieg sie den Thron.

ARCHIVE: 19 October 2017 - Queen Elizabeth II speaks to soldiers during a reception following The King s Troop Royal Horse Artillery 70th parade in Hyde Park in London. London USA - ZUMAa123 20220908_ ...
Stets gut gelaunt und farbenfroh gekleidet zeigte sich die Queen bei offiziellen Anlässen.Bild: www.imago-images.de / imago images

Königin Elizabeth hat das Land geprägt. Auch ohne konkrete Entscheidungsgewalt hatte ihre Meinung Gewicht. Für viele Menschen war die Queen ihr ganzes Leben lang präsent.

Doch es gibt auch kritische Stimmen zur Rolle der Monarchie im Kolonialismus, die sich angesichts des Todes der Queen erheben.

Was denken also junge Brit:innen über den Tod von Queen Elizabeth II. und ihren Nachfolger? Wie wird sich England und die Monarchie verändern? watson hat nachgefragt.

"Ich bin sehr glücklich darüber, dass Charles nun endlich eine Chance bekommt, zu regieren"

Jon, ein Berliner Expat aus Birmingham sagt zum Tod von Queen Elizabeth:

"Ich bin offensichtlich sehr traurig über die Neuigkeiten, aber es kommt nicht unerwartet – sie war 96 und sah sehr fragil aus in den letzten Monaten. Ich denke, dass der Tod von Prinz Philip ihre Gesundheit verschlechtert hat. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Charles nun endlich eine Chance bekommt, zu regieren – er hat eine lange Zeit gewartet und er hat bereits in den Jahren davor einige der Pflichten der Queen übernommen, also denke ich, er ist gut vorbereitet.

"Die Queen wurde so wahrgenommen, als könnte sie kaum einen falschen Schritt tun."

Der Tod von Königin Elizabeth ist natürlich das Ende einer Ära und obwohl ich nicht sicher bin, ob sich die Monarchie per se ändern wird, denke ich, dass es die Meinung der Menschen über sie tun wird. Die Queen wurde, zumindest in meinen Augen, so wahrgenommen, als könnte sie kaum jemals einen falschen Schritt tun und sie widmete ihrem Leben dem Dienst an ihrem Land. Deswegen erhielt sie, denke ich, großen Respekt von der Bevölkerung.

Aber angesichts der aktuellen Skandale mit anderen Mitgliedern der Königsfamilie sollte die Monarchie jedoch den guten Willen der Menschen nicht zu hart auf die Probe stellen. Ich glaube, dass es in Großbritannien immer einen Platz für die Monarchie geben wird, aber das wird in zukünftigen Generationen vielleicht weniger werden."

"Ich finde es alles etwas surreal"

Diana, 37, ist Schottin. Sie sagt:

"Ich finde es alles etwas surreal. Es ist schon sehr traurig und vor allem recht plötzlich. Ich bin ja kein Royalist oder so, aber sie war so eine Konstante und schon eine bewundernswerte Frau. Und dass der Tod zu einer Zeit passiert, wo es im Land ohnehin etwas turbulent ist, ist irgendwie auch bitter.

Die Monarchie ist schon eng mit der nationalen Identität verbunden. Ich finde die Versuche, etwas moderner zu werden, lobenswert – mehr Richtung skandinavisches Modell. Aber die Royals gehen für viele Leute noch nicht kritisch genug mit Themen wie der Kolonialzeit um. Geschweige die Sache mit Prinz Andrew.

Charles hat jetzt in sehr große Fußstapfen zu treten, denke er wird es auf seine eigene Art gut machen, auch wenn er definitiv nicht so prägend sein wird."

"Als hätten wir eine unerschütterliche Mutterfigur in einer turbulenten Welt verloren"

Emma ist 38 und aus Nottinghamshire, England:

"Für mich ist es, als hätten wir eine unerschütterliche Mutterfigur in einer turbulenten und beängstigenden Welt verloren. Und dass wir jemanden verloren haben, der für aufrechte und stoische Werte stand, die lange Zeit das Fundament der britischen Gesellschaft waren, die aber im Laufe der Zeit ausgehöhlt werden und verloren gehen. Wir haben also sowohl unseren Anker als auch unseren Leitstern verloren.

"Ich denke, ohne die Monarchie würden die Briten einen wesentlichen Teil ihrer unbewussten Identität verlieren, eine Art Großfamilie."

Ich habe großen Respekt vor Prinz Charles und der Arbeit, die er im Laufe der Jahre im Rahmen seiner königlichen Pflichten geleistet hat. Ich bin mir sicher, dass er der Gelegenheit, König zu sein, aufgrund dieser Vergangenheit gewachsen sein wird.

Ich denke, ohne die Monarchie würden die Briten einen wesentlichen Teil ihrer unbewussten Identität verlieren, eine Art Großfamilie. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Monarchie im Hinblick auf die Höhe des Geldes, das sie besitzt, überarbeitet werden muss, da es für die Interessen der allgemeinen Bevölkerung verwendet werden könnte. Diese Struktur ist nicht mehr zeitgemäß, wenn man den Aufbau der heutigen Gesellschaft betrachtet."

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