Neulich, an einem Samstag, stand ich in der Küche und schnitt eine Süßkartoffel fürs Mittagessen. Es war ein friedlicher Tag, die Sonne schien, ich hatte mir einen Kaffee mit meiner Lieblings-Hafermilch gemacht, der Hund saß neben mir auf dem Boden und blinzelte in die einfallenden Lichtstrahlen, während seine Nase leicht hin und her zuckte.
Und dann, völlig aus dem Nichts, kam mir der Gedanke: "Ich werde alleine sterben." Mit einer ähnlichen Schwere, als hätte Bud Spencer seine dicke Faust senkrecht auf meinen Kopf herabsegeln lassen. Bumm.
Es ist einer dieser Klischee-Sätze, mit denen sich jeder Single irgendwann konfrontiert sieht, neben so anderen Klassikern wie "Niemand liebt mich", "Ich bin nicht gut genug für eine Beziehung" oder "Ich esse ständig Tiefkühlpizza, weil sich kochen für eine Person einfach nicht lohnt." Es sind Sätze, die zeigen, wie sehr wir manchmal den Bezug zur Realität verlieren und unser ganzes Dasein anhand unserer Beziehungsstatus definieren. Als wäre es immer besser, in einer Partnerschaft zu sein.
Und manchmal treffen einen diese dummen Gedanken in absolut sorglosen Momenten, wie von hinten durch die Brust ins Auge. Und dann stelle ich mir vor, wie ich, die einen sehr soliden Freundeskreis hat und mit beiden Beinen im Berufsleben steht, allein in meiner Wohnung vor mir herschimmle und der Hund an meinen leblosen Füßen knabbert. Völlig bizarr.
Ich hatte mal vor ein paar Jahren eine Affäre mit einem Typen, der sich notorisch nicht binden wollte. Seine Freunde hatten da wenig Verständnis für. Vor allem sein bester Kumpel fragte ihn regelmäßig: "Willst du etwa alleine sterben?"
Meine Affäre hat das geärgert. Er antwortete dann immer: "Sterben tut man doch eh immer allein!" Und klar, selbst ich mit meiner Orientierungsschwäche werde es schaffen, ohne Begleitung ins Licht zu laufen. Angst macht den meisten Menschen ja eher der Weg dahin, nämlich einen Großteil seiner Abende und Wochenenden allein verbringen zu müssen, während die anderen bei ihren Partnern und Familien sind.
Eine andere Freundin von mir, die längere Zeit Single war, hatte immer Angst davor, dass sie mit 40 immer noch niemanden gefunden habe und dann allein zwischen 20-Jährigen im Club tanzen würde, weil sie sonst nichts Besseres zu hätte.
Und klar kann ich verstehen, dass dieses Bild einerseits Traurigkeit ausstrahlen könnte. Andererseits: Warum zur Hölle sollte ich mit 40 nicht auch noch in den Club gehen, flirten, trinken und tanzen, egal ob ich einen Partner habe oder nicht? Wenn Singles Angst davor haben müssen, alleine zu sterben – müssen sich Paare im Umkehrschluss zusammen zu Hause einsperren, bis auch sie den Löffel abgeben?
Klar kommen all diese Ängste und Gedanken von einer Gesellschaft, die meint, diktieren zu können, wie Liebe aussieht und die es irgendwie zum Lebensziel deklariert hat, eine romantische, heterosexuelle, monogame Paarbeziehung führen zu müssen. Und klar passt dieser Schuh nicht allen Füßen.
Trotzdem holen einen diese Single-Horror-Szenarien manchmal ein. Und früher habe ich mich stärker davon herunterziehen lassen. Als ich nun zuletzt dastand und dachte: "Ich werde alleine sterben" – dachte ich nur wenige Sekunden später: "Meine Güte, wieso denn eigentlich?"
Es war doch alles gut. Ich hatte ja meinen Kaffee, Aussicht auf Süßkartoffelpommes und später auf ein Treffen mit Freunden, mit denen ich bis in die Nacht Bier trinken und quatschen würde. Bis mein Hund mich in meiner Wohnung anknabbert, werden wohl noch ein paar Abende und Begegnungen ins Land ziehen.