Leben
watson-Kolumne

Über den peinlichen Moment, wenn man nach der Trennung Besitztümer austauscht

Nach der Trennung dem Partner seine Sachen zurückbringen oder die eigenen abholen, ist nie schön. (Symbolbild)
Nach der Trennung dem Partner seine Sachen zurückbringen oder die eigenen abholen, ist nie schön. (Symbolbild)Bild: Getty Images
watson-Kolumne

Deins oder meins? Wie blöd es eigentlich ist, nach der Trennung Besitztümer auszutauschen

"Bett halbvoll/halbleer" – die Dating-Kolumne von watson
09.06.2021, 07:25
Mehr «Leben»

Wenn ich eine Beziehung beende, mache ich das meist recht gründlich: Alle Spuren werden beseitigt. Oder zumindest für eine Weile aus dem Blickfeld gebracht, damit ich in Ruhe den ganzen Gefühls-Wirrwarr verarbeiten kann und nicht auf die Idee komme, alte Nachrichten zu lesen, über verblichenen Fotos zu heulen oder an liegengebliebenen T-Shirts zu schnüffeln.

Das Erste, was ich nach dem Beziehungs-Aus also tue, ist: Nummer löschen. Fotos löschen. Chats archivieren. Eventuell auf allen sozialen Kanälen entfolgen. Einfach alles tun, um physischen und psychischen Abstand zu gewinnen, zumindest zeitweise.

Das Einzige, womit ich mich schwertue, ist, Besitztümer nach der Trennung austauschen. Und zwar sowohl Dinge zurückzufordern als auch Dinge zurückzugeben, um ehrlich zu sein. Ich glaube, das hat teilweise damit zu tun, dass ich viele materielle Güter einfach nicht so schätze. Teilweise bin ich aber auch einfach ein bisschen stolz – und trotzig.

Muss man denn wirklich immer alles austauschen?

Als ich meinen langjährigen Freund und unsere gemeinsame Wohnung damals verließ, habe ich meinem Ex beispielsweise nahezu den gesamten Haushalt überlassen. Ich fand die Situation einfach schon traurig genug – und vor allem zu traurig, um noch darüber zu streiten, wie viele Gabeln ich nun mitnehme und ob die Topflappen seine und meine sind. Obwohl mir klar war, dass ich dann alles, wirklich alles neu kaufen muss, hat sich diese Lösung irgendwie besser angefühlt.

Ansonsten sind es eher Kleinigkeiten, die ich bei Ex-Liebschaftten hinterlasse. Hier mal ein Ladegerät, da mal ein paar Wechselklamotten, dazwischen ein paar Bücher. Meist fällt mir erst Monate oder auch Jahre später auf, dass ich schlichtweg vergessen habe, den ein oder anderen Roman zurückzufordern.

"Und manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, ob ich Gegenstände meiner ehemaligen Partner bewusst behalten sollte. Quasi als Trophäe."

Genauso nachlässig bin ich allerdings darin, meinen Ex-Freunden ihre Sachen zurückzugeben – vor allem, wenn es um Klamotten geht. Es gibt immer noch Pullis, die ich gerne trage, unzählige Boyfriend-Schlaf-Shirts und Boxershorts, die im Sommer als kurze Hosen herhalten müssen.

Und manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, ob ich Gegenstände meiner ehemaligen Partner bewusst behalten sollte. Quasi als Trophäe. Weil irgendwas Gutes muss man ja von einer gescheiterten Partnerschaft mitnehmen – zum Beispiel ein schönes Schachspiel oder einen Püriertstab. Aber ja, ich weiß schon, das geht nicht, und alle Gegenstände, an die ich denke oder erinnert werde, gebe ich auch brav zurück.

Bild
Bild: emmy lupin studio
Unsere Autorin...
... ist Single, Anfang 30 und lebt in Berlin. Bei ersten Dates wird sie regelmäßig gefragt, ob sie darüber schreiben wird. Sie antwortet dann meist: "Das hängt davon ab, ob du schon etwas ganz Großartiges im Leben gemacht hast – oder gleich etwas richtig Bescheuertes tust."

Manchmal wandert auch ein Gegenstand von Ex zu Ex

Mittlerweile wandern die Besitztümer teilweise auch von Ex-Partner zu Ex-Partner. Beispielsweise hatte ein Ex-Freund, mit dem ich noch befreundet bin, irgendwann plötzlich ein T-Shirt von meinem jüngsten Ex an. Woher ich das weiß? Weil es ziemlich unverkennbar ist: Auf der Brust prangt die Statue eines nackten Davids mit einer Aubergine über dem Penis. Wie das T-Shirt von Ex zu Ex-Ex gekommen ist – das wissen wir beide nicht. Ex-Ex liebt allerdings sein lustiges T-Shirt, Ex scheint es nicht zu vermissen und ich freue mich über die nachhaltige Kreiswirtschaft, die sich zwischen meinen Verflossenen gebildet hat.

"Ich habe beschlossen, meinen Ex nicht darauf anzusprechen, dass er mir gerade Besitztümer seiner, wie ich vermute, Affären weitergibt und sehe es stattdessen positiv."

So eine richtig klassische Dinge-nach-Beziehungs-Aus-Übergabe hatte ich, glaube ich, nur einmal. Mein damaliger Freund, den ich gleich kennengelernt hatte, nachdem ich nach Berlin gezogen bin, hat nach fast einem Jahr die Beziehung mit mir beendet. Ich war todtraurig und sammelte heulend seine Sachen ein, seine Jogginghose, seine Bücher, alle Geschenke, die er mir jemals gemacht hatte wie zum Beispiel die hübschen Teetassen aus Südkorea. Ich stopfte alles zusammen in eine Ikea-Tüte und knallte sie ihm vor die Füße, als wir uns zum – vorerst – letzten Mal sahen.

Meine Sachen, die ich noch bei ihm liegen hatte, bekam ich erst Monate später wieder. Wirklich viel Kram, den ich vermisst hätte, war nicht dabei. Mehr noch: Das waren einige Gegenstände, die einfach nicht von mir waren. Ein Kosmetikbeutel voll mit Cremes und Tübchen in Reisegröße, beispielsweise. Oder ein paar kuschlige Socken. Ich habe allerdings beschlossen, meinen Ex nicht darauf anzusprechen, dass er mir gerade Besitztümer seiner, wie ich vermute, Affären weitergibt und sehe es stattdessen positiv: Auf die ein oder andere Art und Weise habe ich von dieser Trennung profitiert.

Strom sparen: Wie es beim iPhone am besten klappt

Jede:r kennt es: Man hat einen langen Tag vor sich, muss zwischendurch den Weg auf Google Maps nachschauen, telefonieren, Mails schreiben und noch die neuesten Storys auf Instagram und Tiktok auschecken. Einfach gesagt: Man braucht sein Handy, unbedingt. Aber wie sollte es anders sein: Der Akku macht schlapp und die Powerbank liegt natürlich zu Hause. Mist!

Zur Story