
Immer zwischendrin? Auch darunter leiden Kinder von Narzisst:innen.Bild: pexels / cottonbro studios
Psychologie
Du liebst deine Eltern – aber der Kontakt tut dir nicht gut. Statt Nähe gibt’s Schuldgefühle. Und du fragst dich: Darf ich mich abgrenzen, ohne ein schlechter Mensch zu sein?
13.09.2025, 10:0213.09.2025, 10:02
watson-redaktion
Die Vorstellung von Eltern ist in vielen Köpfen romantisiert: bedingungslose Liebe, ein sicherer Hafen, Verständnis und Rückhalt. Doch was, wenn dieser sichere Hafen eher einem Sturm gleicht? Wenn die Menschen, die dich eigentlich stärken sollten, dich kleinhalten?
Willkommen in der Realität vieler erwachsener Kinder narzisstischer Eltern – ein emotionales Minenfeld, in dem Schuldgefühle so selbstverständlich wachsen wie Unkraut im Garten.
Um aus dieser Spirale zu entkommen, solltest du folgende Dinge wissen.
Narzissmus in der Familie: Wenn alles um sie geht
Narzisstische Eltern zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Kinder nicht als eigenständige Wesen mit Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen wahrnehmen – sondern eher als Erweiterung ihres eigenen Egos. Das bedeutet: Deine Erfolge sind ihre Erfolge. Deine Fehler sind Schande für die Familie. Und deine eigenen Bedürfnisse? Unpraktisch. Unerwünscht. Und bitte schnell wieder wegdrücken, danke.
Warum Selbstdiagnosen problematisch sind
Dieser Text beschäftigt sich mit Symptomen psychischer Krankheiten. Er kann hilfreich sein, da im Alltag oft nicht offen genug darüber gesprochen wird: um das Thema zu enttabuisieren und Menschen dazu zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen.Aber dieser Artikel soll nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Er ersetzt keine professionelle Diagnose und Behandlung. Nur ausgebildete Ärzt:innen oder Therapeut:innen haben auch Kenntnis über weitere Umstände, die das Abgrenzen von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ermöglichen.
Typische Aussagen von narzisstischen Eltern klingen zum Beispiel so:
- "Das hast du nur meinetwegen geschafft."
- "Wie kannst du mir das antun, nach allem, was ich für dich getan habe?"
- "Du warst immer das schwierige Kind."
- "Ich will doch nur das Beste für dich."
- "Du bist so undankbar."
Was auf den ersten Blick wie banale Elternsätze wirken könnte, ist in Wahrheit oft emotionale Manipulation. Denn narzisstische Eltern sind Weltmeister:innen im Umdeuten von Realität: Sie machen aus Fürsorge Kontrolle, aus Kritik Sorge, und aus ihren Enttäuschungen deine Schuld. Das Perfide daran? Man glaubt ihnen. Jahrzehntelang.
Die Sache mit den Schuldgefühlen
Die größte Hürde auf dem Weg zur emotionalen Befreiung? Nicht der Kontaktabbruch. Nicht die Auseinandersetzung. Sondern das Schuldgefühl, das sich wie eine Schlinge um deinen Hals legt, sobald du dich abgrenzen willst.
Denn narzisstische Eltern erziehen nicht zur Unabhängigkeit – sie züchten Abhängigkeit. Wer plötzlich Nein sagt, wird schnell zur "undankbaren Tochter", zum "Herzlos-Monster", das die "arme Mutter" im Stich lässt.
Diese Schuldgefühle sind kein Beweis für deine Bosheit – sondern ein Symptom deiner emotionalen Konditionierung. Du hast gelernt, dass du nur geliebt wirst, wenn du funktionierst. Und dass Selbstfürsorge Egoismus ist. Spoiler: Ist sie nicht. Sie ist überlebenswichtig.
Wie emotionale Befreiung gelingen kann
Es ist schwer, aber diese Steps sind notwendig, um aus der Spirale rauszukommen.
1. Erkenne das System
Du musst nicht gleich mit dem Finger auf jemand zeigen, aber dir selbst einzugestehen, dass das Verhalten deiner Eltern narzisstische Züge hat, ist der erste Befreiungsschritt. Es geht nicht darum, sie zu verurteilen – sondern dich selbst zu verstehen.
2. Grenzen setzen – ohne schlechtes Gewissen
Du darfst deine Grenzen verteidigen. Auch gegenüber deinen Eltern. Vielleicht gerade dort. Ein einfaches "Ich möchte darüber nicht sprechen" ist keine Rebellion, sondern ein Akt der Selbstachtung.
3. Schuldgefühle hinterfragen
Frag dich bei jedem Schuldgefühl: Wer profitiert davon, dass ich mich jetzt schlecht fühle? Wer hat mir beigebracht, dass ich nur dann ein guter Mensch bin, wenn ich mich selbst zurücknehme?
4. Emotionale Distanz schaffen
Du musst nicht gleich den Kontakt abbrechen. Aber du darfst innerlich auf Abstand gehen. Weniger Rechtfertigung, weniger Hoffnung auf Einsicht. Mehr Fokus auf dich selbst.
5. Hilfe annehmen
Therapie, Selbsthilfegruppen oder Bücher über narzisstische Familienstrukturen können dir helfen, das Geflecht zu durchdringen – und dich langsam daraus zu befreien.
Es ist kein Zeichen von Stärke, sich weiter verletzen zu lassen, nur weil "es Familie ist". Es ist ein Zeichen von Stärke, zu erkennen, wann Liebe an Bedingungen geknüpft wurde – und sich zu trauen, diese Bedingungen nicht mehr zu erfüllen. Du bist nicht verantwortlich für das emotionale Wohlergehen deiner Eltern. Aber du bist verantwortlich für dein eigenes.
Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
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