Dank moderner Medizin hat sich vieles verändert: Aus einer oft tödlichen Diagnose ist eine behandelbare chronische Krankheit geworden. Dennoch kursieren weiterhin viele Mythen und Unsicherheiten rund um HIV und AIDS.
In Deutschland lebten Ende 2023 laut "Deutscher Aidshilfe" rund 96.700 Menschen mit HIV und ungefähr 2200 Menschen infizierten sich im Jahr 2023 neu. Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch mittlerweile gut behandelbar. Können Menschen mit HIV aber eigentlich daten? Und was muss man über die Krankheit wissen, über die aber niemand offen spricht? Watson hat die Antworten.
Viele Menschen haben bis heute Angst vor HIV und Aids, weil die Krankheit in den 1980er-Jahren plötzlich und heftig auftrat, damals war eine Infektion fast immer tödlich. Die Medien berichteten dramatisch, oft stigmatisierend, und prägten HIV als "Seuche" vor allem in Verbindung mit bestimmten Randgruppen wie schwulen Männern oder Drogenabhängigen.
Auch wenn eine HIV-Infektion heute gut behandelbar ist, wirkt der historische Schock der frühen Jahre bis heute nach und beeinflusst, wie Menschen über die Krankheit denken.
Wenn man HIV hat, ist man mit einem Virus infiziert, das das Immunsystem schwächt. Unbehandelt zerstört HIV nach und nach wichtige Abwehrzellen, wodurch der Körper anfälliger für Krankheiten wird. Ohne Therapie kann die Infektion in das gefährliche Endstadium Aids übergehen.
Bei Aids ist das Immunsystem durch eine unbehandelte HIV-Infektion so stark geschwächt, dass der Körper sich nicht mehr ausreichend gegen Krankheitserreger wehren kann. Es treten dann sogenannte opportunistische Infektionen auf, wie bestimmte Lungenentzündungen, Pilzinfektionen oder Tumore, die bei gesunden Menschen selten vorkommen.
Aids ist das letzte Stadium der HIV-Erkrankung und kann lebensbedrohlich sein. Wird HIV jedoch frühzeitig erkannt und konsequent behandelt, kann die Entwicklung zu Aids fast immer verhindert werden.
Viele Menschen merken zunächst nicht, dass sie HIV haben, denn die Infektion verläuft oft ohne klare Symptome. Circa zwei bis sechs Wochen nach der Ansteckung kann es zu grippeähnlichen Beschwerden kommen, wie Fieber, Müdigkeit, Hautausschlag, Halsschmerzen oder geschwollenen Lymphknoten.
Diese Anzeichen verschwinden meist nach einigen Tagen und werden oft nicht mit HIV in Verbindung gebracht. Danach folgt oft eine jahrelange Phase ohne Beschwerden, in der das Virus unbemerkt das Immunsystem schwächt. Ernsthafte Symptome, wie ständige Infekte, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß, treten erst auf, wenn das Immunsystem bereits stark geschädigt ist.
Sobald du die Vermutung hast, an HIV erkrankt zu sein oder ungeschützten Sex hattest, solltest du schnellstmöglich ärztlichen Rat suchen.
ACHTUNG: HIV ist im Blut in der Regel etwa 10 bis 14 Tage nach der Infektion nachweisbar. Sechs Wochen nach einer möglichen Infektion können die Tests aber erst zuverlässig ausschließen, dass man sich mit HIV infiziert hat. Alle wichtigen Infos rund um das Testen findest du auf der Seite der Deutschen Aidshilfe.
Viele Menschen können acht bis zehn Jahre oder länger mit HIV leben, ohne es zu merken. In dieser sogenannten Latenzphase vermehrt sich das Virus im Körper weiter, ohne spürbare Symptome zu verursachen.
Das Gefährliche daran: Viele Betroffene wissen lange nichts von ihrer Infektion und können das Virus unbemerkt weitergeben.
HIV-Flecken treten meist in der akuten Phase kurz nach der Ansteckung auf, also zwei bis sechs Wochen nach der Infektion. Dabei handelt es sich um einen Hautausschlag, der bei manchen Betroffenen auftritt. So sehen die Flecken typischerweise aus:
Der Ausschlag allein ist kein Beweis für HIV, er kann auch andere Ursachen haben.
HIV ist nicht leicht übertragbar. Es braucht engen Kontakt mit infektiöser Körperflüssigkeit und meist eine Eintrittspforte, wie zum Beispiel eine verletzte Schleimhaut. Kondome, Schutz bei Spritzengebrauch und moderne Medikamente (PrEP, Therapie bei HIV-Positiven) können eine Ansteckung zuverlässig verhindern.
HIV wird durch bestimmte Körperflüssigkeiten übertragen, vor allem durch Blut, Sperma, Vaginalflüssigkeit, Analsekret und Muttermilch. Das Virus gelangt dabei über Schleimhäute oder offene Wunden in den Körper. Bei alltäglichem Kontakt mit anderen Menschen musst du KEINE Angst vor einer Übertragung haben.
Genau zu bestimmen, wann man sich mit HIV infiziert hat, ist meistens schwierig. Das Virus zeigt sich nicht sofort im Körper, und die ersten Symptome können unspezifisch sein oder ganz fehlen.
Bestimmte Labortests (wie der Viral Load Test) zeigen, wie viel Virus gerade im Blut ist. Manchmal können Ärzt:innen anhand von Symptomen und Testergebnissen grob einschätzen, ob die Infektion eher frisch oder schon länger besteht. Den genauen Infektionszeitpunkt zu bestimmen, ist aber selten möglich. Deshalb ist es wichtig, nach einem Risiko möglichst früh einen Test zu machen.
Menschen mit HIV können ganz normal daten und Beziehungen führen. Dank moderner Therapie ist das Virus bei guter Behandlung nicht mehr übertragbar (U=U), sodass auch Sex ohne Risiko möglich ist. HIV sagt nichts über den Charakter oder Lebensstil eines Menschen aus.
Heute ist HIV kein Hindernis für Liebe, sondern nur ein Aspekt, mit dem man verantwortungsvoll umgehen kann.
In Deutschland ist die Chance, sich mit HIV zu infizieren, insgesamt sehr gering. Die meisten Übertragungen passieren beim ungeschützten Sex, vor allem bei Analverkehr. Das Risiko pro Kontakt liegt, je nach Art des Sex, zwischen etwa 0,04 Prozent und 1,4 Prozent, also bei weniger als 1 von 100 Fällen.
Zudem leben nur rund 1 von 1000 Menschen in Deutschland mit HIV, viele davon wissen es und sind in Behandlung, wodurch sie nicht mehr ansteckend sind.
Trotzdem ist es ratsam, sich bei wechselnden Partner:innen regelmäßig testen zu lassen und IMMER ein Kondom zu verwenden.
HIV ist unbehandelt eine gefährliche Erkrankung. Durch moderne, medizinische Innovationen und Aufklärung in der Gesellschaft können Betroffene jedoch ein ganz normales Leben und Beziehungen führen.
Sex ist schön und sollte nicht von Angst vor Krankheiten überschattet werden. Regelmäßiges Testen und die richtige Verhütungsmethode sind nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Gesundheit der Partner:innen wichtig.