Urlaub auf Mallorca: Ältester Laden muss wegen dreister Touristen schließen
Gegründet in einer Zeit, als die Insel noch von Piratenüberfällen heimgesucht wurde, ist die "Mercería Ca Donya Àngela" zu einem stillen Zeugen der mallorquinischen Geschichte geworden. Vielleicht kam sogar Kaiserin Sisi bei einem ihrer vielen Aufenthalte auf Mallorca an diesem kleinen Laden vorbei.
Trotz zahlreicher politischer Umbrüche, wirtschaftlicher Krisen und Kriege, die Stadt und Land immer wieder veränderten, blieb die Mercería über Jahrzehnte hinweg ein fester Bestandteil des Lebens im Herzen von Palma.
Heute liegt der unscheinbare Laden, umgeben von modernen Boutiquen, Eisdielen und Souvenirgeschäften, nur wenige Schritte vom Plaça Major entfernt. Doch wer diesen besonderen Ort noch besuchen möchte, sollte sich beeilen, denn seine Tage als traditionsreiches Stück Altstadtgeschichte sind gezählt.
Palma: Historischer Laden muss wegen dreister Urlauber schließen
Mehr als 45 Jahre stand der aktuelle Inhaber Miquel Aguiló hinter dem Tresen des Kurzwarenladens, in dem es qualitative Knöpfe, Garn und Stoffe seit 1685 zu kaufen gibt. Er führt das Geschäft bereits in der elften Generation. Doch seine Kinder werden nicht die zwölfte sein, die die Geschäfte fortführt.
Früher herrschte im Laden reges Treiben: Fünf Verkäuferinnen, sein Vater und er selbst kümmerten sich ununterbrochen um die Kundschaft. Heute dagegen steht er meist allein hinter der Theke.
Der Laden habe daher in letzter Zeit eher einem Museum geähnelt, er selbst habe sich überflüssig gefühlt. Wenn Tourist:innen ihn brauchten, dann etwa für einen Meter Garn. Dabei koste eine ganze Rolle mit hundert Metern nur 2,75 Euro. "Mir ist die Geduld ausgegangen", erklärt er jetzt der "Ultima Hora".
Die Straßen rund um die kleine Mercería füllen sich zwar hin und wieder mit Kreuzfahrt-Tourist:innen. Doch, so beklagt Aguiló, "echte Kunden kommen kaum noch". Diejenigen, die noch selbst an der Nähmaschine sitzen oder zur Nadel greifen, würden immer weniger. Eine ganze Generation von Handarbeitsliebhaber:innen sterbe nach und nach aus.
Hinzu kommt der wachsende Druck durch den Onlinehandel, der das Geschäft für die heutige Inhabergeneration noch schwerer gemacht hat.
Urlaub auf Mallorca: Kleine Läden kämpfen ums Überleben
Dass die Familie den Laden so lange über Wasser halten konnte, lag vor allem daran, dass sie keine Miete zahlen musste. Denn das Ladenlokal gehört ihr. Dies war ein Vorteil, der in einer Stadt mit stetig steigenden Immobilienpreisen überlebenswichtig war. Ohne diese Entlastung hätte die Mercería wohl schon lange vorher schließen müssen.
Nun also die Schließung. Nach dem endgültigen Ausverkauf will Aguiló endlich zur Ruhe kommen und sich ein Leben jenseits des Ladens gönnen, der seine Familie jahrhundertelang geprägt hat.
Was mit dem Geschäftsräumchen künftig geschehen wird, steht noch in den Sternen. Um seine persönliche Zukunft muss sich der Kaufmann allerdings keine Sorgen machen. Das kleine Lokal in bester Lage ist begehrt: Es gibt längst eine ganze Reihe interessierter Nachmieter:innen.
"So mancher hat uns 10.000 Euro und mehr pro Monat geboten", erklärt er gegenüber dem "Mallorca Magazin". Besonders gefragt sei die Fläche bei Betreibern von Eisdielen und Läden, die sich gezielt an Tourist:innen richten. "Am Ende wird hier wohl ein Souvenirshop mit Produkten aus China einziehen", schlussfolgert der Kurzwarenverkäufer.
