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Autismus: Was ist das? Welt-Autismus-Tag, Definition und Diagnose

A girl holds a heart with colorful puzzles in her hands, covering one eye. World Autism Awareness Day. Banner
Bunte Puzzleteile werden in der Community oft genutzt, um Autismus zu repräsentieren,Bild: Getty Images / Maryna Auramchuk
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Autismus: Was ist das?

Am 2. April wird jährlich der Welt-Autismus-Tag gefeiert. Was Autismus eigentlich ist, erfährst du hier.
02.04.2025, 10:1302.04.2025, 13:18
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Der Welt-Autismus-Tag wurde 2007 von den Vereinten Nationen eingeführt und wird seit 2008 jedes Jahr am 2. April gefeiert. Er soll auf das Thema Autismus und die Belange autistischer Menschen aufmerksam machen. Was Autismus ist, erklärt dir watson.

Was ist Autismus?

Der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. definiert Autismus als komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung.

Häufig bezeichnet man Autismus bzw. Autismus-Spektrum-Störungen auch als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirken.

Welche drei Formen von Autismus gibt es?

Früher wurde dabei zwischen den verschiedenen Rubriken "Frühkindlicher Autismus", "Asperger-Autismus" und "Atypischer Autismus" unterschieden. Heute wird nicht mehr klar unterschieden, stattdessen wird der Begriff "Autismus-Spektrum-Störung" als Oberbegriff für das gesamte Spektrum verwendet.

Was zeichnet Menschen mit Autismus aus?

Zu den bekanntesten Verhaltensweisen zählen Besonderheiten im Umgang mit Menschen und in der Kommunikation. Außerdem gibt es weitere besondere Verhaltensweisen, die immer wieder bei Menschen mit Autismus festgestellt werden. Beim frühkindlichen Autismus zeigen sich diese Auffälligkeiten schon vor dem dritten Lebensjahr.

Besonderheiten im Umgang mit anderen Menschen

Menschen mit Autismus können soziale und emotionale Signale oft schwer einschätzen und äußern. Dadurch werden die Reaktionen auf andere Menschen und ihre Gefühle oft als unangemessen wahrgenommen. Diese Besonderheit ist bei einigen Menschen stärker ausgeprägt, bei anderen schwächer. Auch das Immitationsverhalten ist oft nur schwach ausgeprägt.

Außerdem kann es vorkommen, dass Aussagen fehlinterpretiert und Ironie nicht wahrgenommen wird. Einige Menschen lernen später sprechen oder sprechen wenig mit anderen. Sie verwenden oft weniger Gesten zur Unterstützung ihrer Aussagen und sprechen monotoner.

Besonderheiten in der Verhaltensweisen

Die Verhaltensweisen von Menschen mit Autismus zeichnen sich durch Wiederholungen und starre Routinen aus. Sie interessieren sich für wenige und teils untypische Dinge, dafür dann aber sehr intensiv.

Viele legen Wert auf Routinen, auch wenn es sich dabei um Dinge handelt, die für andere wenig Bedeutung haben. Dabei bevorzugen sie eine gewisse Ordnung und Gleichheit, beispielsweise bei bestimmten Abläufen oder Veränderungen. Das können auch kleine Dinge wie Veränderungen in der Dekoration der Wohnung oder im Fahrplan sein. Sie reagieren oft sehr stark auf diese Veränderungen.

Psychische Begleitstörungen

Laut Bundesverband Autismus Deutschland e. V. neigen Menschen mit Autismus häufig zu psychischen Begleitstörungen. Dazu zählen Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche sowie fremd- und selbstverletzendes Verhalten. Sie haben oft keinen Hang zu Spontanität und Kreativität und haben Schwierigkeiten, bei der Bewältigung von Aufgaben Entscheidungen zu treffen.

Wie oft tritt Autismus auf?

Untersuchungen aus Europa, Kanada und den USA haben ergeben, dass sechs bis sieben Personen von 1.000 Personen Autismus haben.

Was sind die Ursachen für Autismus?

Autismus ist angeboren, die genauen Ursachen sind nicht geklärt. Laut gesund.bund.de können unter anderem genetische Faktoren die Wahrscheinlichkeit für Autismus erhöhen.

Eltern mit Autismus haben also eine höhere Wahrscheinlichkeit, Kinder mit Autismus zu bekommen. Auch Einflüsse während der Schwangerschaft wie Rötelviren, eine Frühgeburt, bestimmte Medikamente und das Alter der Mutter können eine Rolle spielen.

Wie wird Autismus diagnostiziert?

Bei Auffälligkeiten im Kindesalter können sich die Eltern an den Kinderarzt oder die Kinderärztin wenden, auch im Rahmen der U-Untersuchungen. Sollte auch hier ein Verdacht bestehen, kann an spezialisierte Einrichtungen überwiesen werden.

Erwachsene gehen am besten zunächst zum Hausarzt oder zur Hausärztin. Alternativ können sie sich direkt an psychotherapeutische oder psychiatrische Expert:innen wenden.

"Autismus kann nur von Fachärztinnen und Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie oder von Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten diagnostiziert werden", betont gesund.bund.de.

Zu den Untersuchungen gehören Gespräche mit den Kindern und Eltern, ausführliche Befragungen der Eltern, Verhaltensbeobachtungen, Entwicklungstests und medizinische Untersuchungen.

Wie wird Autismus behandelt?

Autismus kann mit Medikamenten weder behandelt noch geheilt werden. Bei Kindern wird nach der Diagnose ein individueller Behandlungsplan erstellt, der Verhaltenstherapie, Logopädie, Ergotherapie und Beratungen beinhalten kann. Außerdem wird eine verhaltenstherapeutische Frühförderung angeboten. Auch die Eltern werden mit einbezogen und erhalten Unterstützung. Erwachsene Menschen mit Autismus können eine Psychotherapie machen.

Die Behandlung verfolgt das Ziel, die Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe zu erhöhen. Sie soll dazu beitragen, die Ausprägung zu lindern und die Stärken zu fördern. Außerdem soll die Selbstständigkeit unterstützt werden. Ob die Behandlung erfolgreich ist, hängt davon ab, wie hoch die individuelle Ausprägung ist, wann die Diagnose gestellt wird und wie umfangreich die Unterstützung ist.

Wie kann ich Menschen mit Autismus im Alltag unterstützen?

Ob eine besondere Behandlung erwünscht ist, sollte zunächst erfragt werden. Allgemein wird empfohlen, offen und direkt zu kommunizieren und Ironie zu vermeiden. Wünsche nach Rückzug und Distanz sollten akzeptiert und respektiert werden.

Soziale Teilhabe kann angeboten, aber nicht aufgezwungen werden. Auch strukturierte Routinen sollten akzeptiert werden. Dazu gehört beispielsweise auch, für Verabredungen Verbindlichkeit zu schaffen. Der Wunsch nach Körperkontakt sollte grundsätzlich zunächst erfragt werden. Spontanität sollte eher vermieden werden, statt unangekündigt vorbeizukommen, können Verabredungen geplant werden. Ein Rückzug sollte in jedem Fall respektiert werden.

Grundsätzlich trägt eine offene, klare und wertschätzende Kommunikation auch in diesem Fall dazu bei, Verständnisschwierigkeiten zu überwinden.

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