Apples Autokorrektur auf dem iPhone in der Kritik: mehr Fehler wegen KI
Wer iPhones nutzt, kennt das ständige Kämpfen gegen die eingebaute Autokorrektur nur allzu gut. Für das menschliche Auge erkennbare Eigennamen, Ortsbezeichnungen oder Abkürzungen werden automatisch zu einem Wort mit komplett anderer Bedeutung gemacht.
Besonders unbeliebt ist die eingebaute Autokorrektur, seitdem das aktuelle Betriebssystem iOS 26 veröffentlicht wurde. In einem Video, das auf X bereits mehr als neun Millionen Mal aufgerufen wurde, wurde Ende Oktober auf einen Fehler der Autokorrektur hingewiesen.
Aus dem Wort "thumb" machte es automatisch "thjmb", als wäre das das eigentliche Wort. In den Kommentaren unter dem Post zeigt sich, es ist nicht der einzige Fehler, den User:innen mit Apple-Produkten derzeit erleben. Was hat sich also verändert, dass so etwas zustande kommen konnte?
Apple: Autokorrektur auf iPhone ist raffiniert und fehleranfällig
Die Autokorrektur an sich ist keine neuartige Erfindung. Sie baut auf einer älteren Technologie auf – der Rechtschreibprüfung.
Diese kam in den 1970er-Jahren auf und nutzte in Unix, einer frühen Programmiersprache, einen einfachen Befehl, der alle falsch geschriebenen Wörter in einem Text auflistete. Das Prinzip war unkompliziert: Der Computer verglich jedes Wort mit einem Wörterbuch und markierte jene, die darin nicht vorkamen.
Die Autokorrektur geht jedoch einen Schritt weiter. Sie erkennt Fehler nicht nur, sondern schlägt sofort eine mögliche Korrektur vor. Dahinter steckt komplexe Mathematik: Das System berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass man mit "Bahrt" eigentlich "Fahrt" meinte, das sich nur leicht unterscheidet, oder vielleicht das ähnlich klingende "Bart".
Moderne Autokorrekturen analysieren außerdem den Satzkontext. Sie entscheiden, ob ein korrekt geschriebenes Wort wirklich in die Aussage des Satzes passt.
Künstliche Intelligenz: Apple änderte Sprachmodell mit iOS 17
Bis vor ein paar Jahren wurde dafür die N-Gramm-Analyse genutzt, eine Sprachverarbeitung. Durch die Berechnung statistischer Wahrscheinlichkeit wiegt sie bei jedem Satz ab, wie man ihn voraussichtlich abschließen wird. Das berechnete das Modell daran, wie die Mehrheit die Sätze beendet. Diese Vorhersagen sind natürlich nicht in jedem Fall korrekt.
Doch eine künstliche Intelligenz kann hier sehr viel raffinierter vorgehen. Deshalb veröffentlichte Apple mit dem iOS 17 ein Sprachmodell, das direkt auf dem Gerät aus dem Schreibverhalten des Nutzers lernt. In weiteren Details bleibt Apple jedoch vage.
Auf Anfrage des britischen "Guardian", erklärte Apple, dass der Konzern das Sprachmodell regelmäßig mit den aktuellsten Technologien aktualisieren würde. Bei dem im Video gezeigten Problem handele es sich jedoch nicht um ein Problem der Autokorrektur:
Apple nutzt Grundlagentechnologie von ChatGPT und Gemini
Apples neue Technologie ist ein sogenanntes "Transformer Language Model". Das deutet laut Jan Pedersen auf eine deutlich komplexere Funktionsweise hin als frühere Systeme, wie er dem "Guardian" erklärte.
Pedersen ist Statistiker, der selbst einst maßgeblich an Microsofts Autokorrektur arbeitete. Die neue Technik markiert laut ihm einen großen Sprung im Vergleich zu herkömmlichen Methoden der Textvorhersage.
Der Transformer gehört zu den wichtigsten Entwicklungen in der modernen KI. Er bildet die Grundlage für große Sprachmodelle wie ChatGPT oder Gemini und sorgt dafür, dass diese Systeme auf menschliche Eingaben wesentlich präziser und kontextbezogener reagieren können. Dadurch können sie Sprache nicht nur statistisch vorhersagen, sondern auch inhaltlich verstehen.
Was das allerdings konkret für Apples neue Autokorrektur bedeutet, bleibt unklar. Pedersen vermutet, dass das zugrunde liegende Modell deutlich kleiner ist als die bekannten KI-Systeme – allein schon deshalb, weil ein großes Modell gar nicht auf einem Smartphone laufen könnte. Dadurch können sich auch Fehler einschleichen, wie solche, von denen Apple-User:innen berichten.
