Menschen, die mit Werbung auf Social Media ihr täglich Brot verdienen, werden Influencer genannt. Dann gibt es noch Sinn-fluencer, also Leute, die ihre Plattform für sinnvolle Inhalte nutzen und eine weitere Kategorie: die Cleanfluencer. Ja, das kommt tatsächlich vom englischen Wort "clean" also "sauber" und ja, auf diesen Kanälen geht es tatsächlich ums Putzen.
Rund um das Putzen und Haushalten ist auf Social Media ein regelrechter Boom entbrannt. Es werden Tipps für fleckenfreies Fensterputzen geteilt, Mischanteile für selbstgemachtes Staub-Repellent verraten und Empfehlungen für die liebsten Schwämme ausgesprochen.
Solche Videos erfreuen sich auf Tiktok und Instagram aktuell großer Beliebtheit, denn was ist schon gegen einen Putztipp einzuwenden, der einem selbst den Haushalt vielleicht etwas erleichtert? Und wenn es dann noch den ein oder anderen Rabatt-Code für neue Putzmittel oder hilfreiche Gimmicks gibt: umso besser!
Cleanfluencerin Lea de Bruijn hat das Teilen von Putztipps zu ihrem Vollzeitjob gemacht. Mit über 110.000 Abonnent:innen bekommt sie für ein Video vierstellige Summen, schreibt das Nachrichtenportal "Focus". Auch würde sie regelmäßig Kooperationsanfragen von verschiedenen Firmen der Reinigungsbranche bekommen.
Die Putzblase auf Social Media ist somit nicht nur für Privatpersonen interessant, die ihre eigenen vier Wände auf Hochglanz bringen möchten, sondern auch für Firmen, deren Produkte man dafür benötigt. Aktuell setzen unter anderem Putzmittelhersteller Vileda und Reinigungsgerätehersteller Kärcher vermehrt auf Werbekooperationen mit Influencern.
Doch die Putzvideos haben auch problematische Seiten. Die Psychologin Brigitte Bösenkopf zieht Parallelen zu traditionellen Rollenbildern. "Viele Putzvideos werden von Frauen gedreht, was traditionelle Rollenbilder verfestigen kann", sagt Bösenkopf dem "Focus".
Zudem könnten die perfekten Wohnungen in den Videos bei Nutzer:innen Frust auslösen. Sieht es bei den anderen blitzeblank aus, während sich bei einem selbst die Klamotten stapeln und das Badezimmer dringend mal wieder geputzt werden sollte, kann das durchaus demotivieren.
Auch das Suchtpotenzial der sozialen Medien sei problematisch, so die Psychologin weiter: "Es wäre am besten, wenn die Person direkt aufspringt und aufräumt, doch das eigene Handeln bleibt oft auf der Strecke."
Um vom Handy wegzukommen, gibt es hierfür einen fast schon altmodischen Tipp: Mama oder Oma (wer aus einem gleichberechtigten Haushalt kommt: Papa oder Opa) anrufen, nach Hilfe fragen und vielleicht beim Putzen noch einen netten Plausch halten.