Tiktok-Streit zwischen USA und Europa: Riechen Amerikaner mehr als Europäer?

Regen riechen: Können das manche Menschen besser als andere?Bild: E+ / Enes Evren

Eigentlich begann es harmlos: Hitzige Nasen-Debatte zwischen USA und Europa entfacht

Kathrin Martens

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Auf Tiktok wird sich mal wieder gestritten. Dabei geht es dieses Mal nicht darum, welcher Make-up-Trend gerade der aktuellste ist oder welcher Tanz am besten zu einem neuen Song passt.

Es geht um das Riechvermögen der Europäer:innen und der Amerikaner:innen. Denn ein Vorfall zwischen zwei Freunden hat die Frage aufgeworfen, ob die Durchschnitts-Nase auf dem einen Kontinent tatsächlich besser funktioniert, als der Riecher auf dem anderen.

Tiktok-Video zum Geruch von Regen erhält 80.000 Kommentare

Es begann mit einer unbedachten Bemerkung über das Wetter von einem Freund von Harrison Szep, einem 23-jährigen Briten, der in Florida lebt. "Er sagte etwas in der Art von 'es riecht, als würde es gleich regnen' und sowas habe ich vorher noch nie gehört", sagt Szep in einem Tiktok-Video.

Denn seine Freund:innen und Familie in Cleethorpes, England, hatten diese übernatürliche Fähigkeit nie erwähnt. Szep fragt in seinem Video, ob dieser Unterschied tatsächlich sein kann und bezeichnet die Idee, dass Amerikaner:innen den Regen riechen können, gleichzeitig als "lächerlich".

Die Reaktionen fallen emotional bis belustigt und verwundert aus. Das Video löste eine Debatte aus, die sich über mehr als 80.000 Kommentare und Dutzende von Reaktionsvideos anderer Nutzer:innen erstreckte. Eine Nutzerin sagt in einem Antwortvideo, sie hätte ebenfalls den Eindruck, dass Amerikaner:innen hier die Nase vorn hätten: "Mir ist aufgefallen, dass meine amerikanischen Freunde mehr Dinge riechen als ich, als wären sie mehr auf die Gerüche um sie herum eingestellt."

Die amerikanischen Nasenlöcher, so behauptete sie, würden viel mehr wahrnehmen, vom Duft von frisch gemähtem Gras bis hin zu den Gerüchen, die mit den verschiedenen Jahreszeiten verbunden sind. Sie nenne das "Duftkultur".

Unterschiede im Geruchssinn: Das sagt die Wissenschaft

Natürlich gibt es eklatante Probleme mit dieser Theorie. Dazu gehört vor allem, dass viele Europäer:innen tatsächlich Regen, frisch gemähtes Gras und mehr riechen können. Tatsächlich wurden einige der frühesten Studien über Petrichor, wie der Geruch von Regen genannt wird, von französischen und britischen Chemiker:innen durchgeführt, schreibt die BBC zu dieser Theorie.

Aber wie bei so vielen Debatten in den sozialen Medien liegt auch hier ein Funken Wahrheit in der Luft. Denn die Fähigkeit zu riechen hat viel damit zu tun, wer man ist und wo man herkommt. Zum einen ist wissenschaftlich bewiesen, dass Frauen besser riechen können als Männer.

Zum anderen haben manche Menschen beispielsweise eine genetische Veranlagung, die sie empfindlicher für den Geruch von Isovaleriansäure macht, die einen ausgeprägten Schweißgeruch hat. Umgekehrt sind manche Menschen "blind" für bestimmte Gerüche, wie beispielsweise Lyral, eine Chemikalie, die nach weißen Blumen riecht, oder Guajakol, das rauchig riecht – beides häufige Parfümbestandteile, wie "BBC" erläutert.

Zwischen den Ländern und Kulturen gibt es große Unterschiede in der Vertrautheit mit bestimmten Gerüchen. Australier:innen sind beispielsweise wahrscheinlich vertrauter (und daher empfindlicher) mit dem Geruch von Eukalyptus als Kanadier:innen.

Letztendlich reicht keiner der möglichen Einflüsse auf den Geruchssinn aus, um zu glauben, dass Tiktok einen echten Geruchstrend festgestellt hat, sagt Rachel Herz, eine Neurowissenschaftlerin an der Brown University in den USA, die sich mit den psychologischen Auswirkungen von Gerüchen beschäftigt.

Vielleicht kommt es einfach darauf an, was die Leute laut sagen. "Es kann sein, dass sich verschiedene Personen verbal mehr zu Gerüchen äußern als andere", sagt Herz. "Insgesamt ist mir nicht bekannt und ich bezweifle stark, dass dieses Verhalten bei Amerikanern stärker ausgeprägt ist als bei Europäern."