
Schauspielerin Scarlett Johansson gilt als Mode-Ikone.Bild: IMAGO images / Photo12
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Kaum ein Kleidungsstück polarisiert so sehr wie der BH. Symbol der patriarchalen Unterdrückung für die einen, Ausdruck von weiblicher Selbstbestimmung für die anderen. Jetzt erlebt er ein Comeback, mit überraschendem Twist.
04.09.2025, 13:4704.09.2025, 13:47
Eigentlich galt in der Modewelt lange eine eiserne Regel: Wer schulterfrei trägt, darf niemals (!!!) einen klassischen BH tragen. Denn sichtbare Träger galten als modisches No-Go, ja ein Fauxpas, den wirklich Stilsichere zu vermeiden wussten.
Schließlich gäbe es unzählige trägerlose BH-Modelle, auch wenn diese mal bequem, mal stützend, aber selten beides zugleich sind. Und auch an "durchsichtige" BH-Träger möge an dieser Stelle erinnert sein – sie waren unbequem, aus Plastik und alles andere als unsichtbar.
Doch wie so viele altmodische Fashion-Diktate wird auch dieses über Bord geworfen. Statt peinlich zu kaschieren, was ohnehin da ist, tragen immer mehr Frauen ihre BH-Träger mit Stolz zur Schau.
Was einst als Bad Taste verschrien war, wird so zum Statement der selbstbewussten und vor allem selbstbestimmten Frau, die sich nichts mehr vorschreiben lassen will.
Madonna machte den BH einst zum emanzipatorischen Kampfsymbol
Es ist kaum möglich, über die aktuelle modische Bedeutung des BHs zu sprechen, ohne auf jenen einen Schlüsselmoment der Modegeschichte einzugehen, der die BH-Kultur für immer verändert hat. Also einmal zurück ins Schlüsseljahr 1990.
Denn im Frühjahr trat die Pop-Ikone Madonna auf ihrer legendären "Blond Ambition"-Tour in einem Kleidungsstück auf, das bis dahin als absolutes Tabu galt: einem sichtbar getragenen BH.

Keine falsche Scheu: Madonna machte kein Geheimnis daraus, dass Frauen BH tragen.Bild: IMAGO images / Bridgeman Images
Der von Jean Paul Gaultier entworfene "Cone Bra" wurde zum Werkzeug im Kampf um das selbstbestimmte Kleiden der Frau und der generellen Emanzipationsbewegung der 1990er.
Designer:innen weltweit griffen den Look auf, "1997 trugen Prominente und Modekennende überall schließlich den BH-Träger sichtbar", erklärt die Unterwäsche-Historikerin Cora Harrington gegenüber der "New York Times".
Heute hat so gut wie jedes große Modehaus mindestens einen ikonischen Look im Archiv, der einen BH stolz in Szene setzt. Ein Erbe, das gerade durch die Rückkehr der 90er-Ästhetik wieder besonders gefeiert wird.
Sydney Sweeney und Sarah Paulson tragen Miu Mius sichtbare BHs
So folgen auch in den 2020ern immer mehr Prominente der Entwicklung. Darunter beispielsweise die Schauspielerinnen Scarlett Johansson, Sydney Sweeney und Lily James.
BHs werden heute längst nicht mehr versteckt, sondern als Teil des Outfits inszeniert. "Bunte BH-Träger, Spitzen-Träger, Spaghettiträger oder Träger mit dekorativen Metallelementen" seien Möglichkeiten, wie Unterwäsche-Marken darauf reagierten, analysiert Cora Harrington in der "New York Times".
Ein Beispiel dafür zeigte sich bei der Miu-Miu-Show im März 2025, als Schauspielerin Sarah Paulson in einem schwarzen, weit geöffneten Mantel über den Laufsteg lief. Darunter trug sie einen hautfarbenen BH, der ebenso ganz bewusst in Szene gesetzt wurde.

Sarah Paulson sorgte bei der Miu-Miu-Show mit ihrem BH-Träger für Aufsehen.Bild: IMAGO images / Avalon.red
"In dieser schwierigen Zeit brauchen wir mehr Weiblichkeit, um uns zu erheben", erklärte die Designerin Miuccia Prada das kontroverse Styling damals laut der "New York Times".
In einer Zeit, in der Fragen nach Kontrolle über weibliche Körper und traditionelle Rollenbilder (wie im Trend "Trad Wife") wieder an Beliebtheit gewinnen, wird das selbstbewusste Zeigen von Lingerie also zu einem stillen Protest gegen die Rückkehr zu veralteten Normen.
Ryanair streicht in Spanien eine Million Sitze, Aena kontert mit einem 66-seitigen Dossier. Ein Lehrstück darüber, wie laut die Luftfahrt werden kann, wenn beide Seiten zugleich Opfer und Ankläger sein wollen.
Die eine Seite beschwert sich über 68 Cent, die andere über 21 Prozent. Dahinter steht eine Grundsatzfrage, die sich so nur in der europäischen Luftfahrt stellt: Wer darf lauter jammern – eine Billigairline mit einem Faible für theatralische Drohungen oder ein Flughafenbetreiber, der seine Monopolstellung mit der Manier des beleidigten Hausherrn verteidigt?