Lidl wirbt mit nachhaltiger und fair produzierter Kollektion.Bild: IMAGO/Political-Moments
Supermarkt
Der Discounter Lidl wirbt vor allem mit günstigen Preisen. Ein weiteres Werbeversprechen ist auch, dass die meisten Produkte fair und nachhaltig produziert wurden. Das suggerieren auch die Siegel auf den Artikeln. Gute Produktionsbedingungen und niedrige Preise scheinen sich also nicht zu widersprechen.
Dass dem wohl nicht immer so ist, zeigt eine erschreckende Recherche. Nun reagiert Lidl mit drastischen Konsequenzen.
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Eigentlich soll das staatliche Testsiegel "Grüner Knopf" Produkte auszeichnen, die besonders fair und nachhaltig hergestellt wurden. Auf der Website des Siegels ist zu lesen: "Um den Grünen Knopf zu erhalten, müssen Unternehmen anspruchsvolle Anforderungen einhalten." Dabei gehe es um eine verantwortungsvolle Produktion in der gesamten Lieferkette. Dafür würden auch glaubhafte Nachweise eingefordert.
"Ich finde, der 'Grüne Knopf' verspricht etwas, was er nicht einhält."
Renate Künast (Die Grünen) zeigt sich enttäuscht über das Siegel.
Lidl wirbt gleich mit einer ganzen "Grüner Knopf"-Kollektion. In einem Werbe-Clip preist auch Moderatorin Barbara Schöneberger die Klamotten an. Darunter ist ein Kleid der Eigenmarke "Esmara", das 8,99 Euro kostet. "ARD"-"Panorama" und "Flip" haben das günstige Kleidungsstück in einer gemeinsamen Recherche genauer unter die Lupe genommen und die liefert erschreckende Ergebnisse.
Prekäre Zustände in Textilfabrik
Schon das Etikett wirft Fragen auf. Das Kleid wurde offenbar in Myanmar produziert. Die Militärdiktatur ist nicht gerade bekannt für faire Produktionsbedingungen. In Textilfabriken soll es wiederholt zu Menschenrechtsverletzungen kommen. So wohl auch in den Lidl-Fabriken.
Myanmar ist seit dem Putsch 2021 eine Militärdiktatur.Bild: AFP via Getty Images
Die Recherchen zeigen nun, unter welchen Bedingungen Arbeiter:innen in den Lidl-Fabriken in Myanmar die Kleidung fertigen. Betroffene berichteten demnach von Gewalt-Androhungen und Übergriffen. Gewerkschaften würden systematisch verfolgt und eingeschüchtert.
Während viele Unternehmen wie H&M oder C&A sich aus Myanmar zurückgezogen hatten, war Lidl offenbar geblieben. Nun reagiert der Discounter jedoch scheinbar doch noch auf die Vorwürfe.
Lidl reagiert auf ARD-Recherchen
Als Reaktion auf die Recherche will Lidl sich nun doch aus der Militärdiktatur Myanmar zurückziehen. Das solle stufenweise bis 2025 umgesetzt werden. Die Fabriken würden weiterhin untersucht werden.
Doch nicht nur für Lidl selbst ist es eine Pleite. Auch zur Zuverlässigkeit des Siegels "Grüner Knopf" wirft die Untersuchung Fragen auf. Grünen-Politikerin Renate Künast hatte das staatliche Siegel von Anfang an begleitet. Sie zeigte sich enttäuscht. Gegenüber "Flip" und "Panorama" erklärte die 67-Jährige: "Ich finde, der 'Grüne Knopf' verspricht etwas, was er nicht einhält."
Draußen ist es dunkel und grau, die Fenster sind beschlagen, Wassertropfen versperren die Sicht: So sieht ein typisches Stillleben in einer Wohnung an einem Wintermorgen aus – vor allem im Altbau.