Wenn es um Schokolade geht, kommt man momentan an einer Sache kaum vorbei: dem aberwitzigen Hype um die "Dubai-Schokolade". Die Schoki ist mit Pistaziencreme und Kadayif – das Engelshaar, was man aus dem süßen Gebäck Baklava kennt – gefüllt. Die Zutaten machen die süße Verführung besonders knusprig, die grüne Textur äußerst fotogen.
Vermutlich hat sich die Schokolade auch deshalb wie ein Lauffeuer in den Social Media Feeds verbreitet. Mit Lindt ist nun ein traditionsreiches Unternehmen auf den Zug mit aufgesprungen. Der Schweizer Schokoladenhersteller verkaufte jüngst die auf 1000 Tafeln limitierte "Dubai Chocolade". Irrwitziger Preis: 14,99 Euro für 150 Gramm.
Auf höhere Kosten müssen sich Schokoladen-Liebhaber:innen wohl auch demnächst bei den Standardprodukten von Lindt einstellen, wobei diese dennoch nicht mal ansatzweise an den Kilopreis von knapp 100 Euro der Dubai-Schokolade heranreichen dürften.
Denn das Schweizer Unternehmen ändert seine Preispolitik im Zuge gestiegener Rohstoffkosten.
Wie die "Lebensmittel Zeitung" berichtet, verzichtet "Lindt & Sprüngli" in Deutschland künftig auf die unverbindliche Preisempfehlung (UVP). Dies sei eine Reaktion auf die dynamische Preisentwicklung bei Schokolade.
Die UVP fungierte für Lindt auf dem Kernmarkt Deutschland, wo das Unternehmen den größten Umsatz macht, bis lang als Mittel zur Abgrenzung als Premium-Produkt von anderen Süßwaren. Auch kleinere Hersteller von Schokoladen mit hoher Qualität wie Niederegger und Heilemann verfolgen die Praxis.
Lindt bricht nun erstmals mit der Tradition. Die "Lebensmittel Zeitung" führt das auf erhebliche Kostensteigerungen bei Kakao zurück, die sich auf die Preise der Schokoladentafel auswirken. Auf die UVP zu verzichten, bringe mehr Flexibilität, in Zeiten, in denen es immer wieder Preiserhöhungen gab.
"Das Anbringen oder Umkleben der UVP verursacht in der Produktionsvorstufe und in der Konfektionierung Komplexität", sagt ein Brancheninsider gegenüber der Fachzeitung. Zwar habe Lindt einen schlagkräftigen Außendienst, der das Sortiment im Handel sehr gut betreue. Dennoch bedeute jede Preisanpassung zusätzlichen Aufwand, den das Unternehmen sich in diesem Umfang spare.
Eine Sprecherin von Lindt & Sprüngli dementiert gegenüber der "Lebensmittel Zeitung", dass das Unternehmen dauerhaft auf die UVP verzichten möchte. Diese sei "temporär auf Jahresartikel" ausgesetzt, erklärt sie.
Da sich das Vorhaben noch in der Übergangsphase befindet, sind aktuell noch saisonale Lindt-Produkte mit aufgeklebter oder gedruckter UVP in den Supermarktregalen zu finden. Gleichzeitig kommen immer mehr Jahresartikel ohne UVP auf den Markt.
Wie sich die Umstellung auf die Preise im Handel auswirkt, dürfte die Branche genau verfolgen, heißt es in dem Bericht. "Niemand hat ein Interesse daran, Erträge zu verbrennen", zitiert die "Lebensmittel Zeitung" einen Handelsmanager. Allerdings überschritten viele Produkte inzwischen Preisschwellen, bei denen nicht klar sei, "ob der Verbraucher das mitmacht".