
Lebensmittel wie Mehl, Pflanzenöl und Fleisch könnten bald teurer werden. Bild: Westend61 / Westend61
Supermarkt
17.05.2021, 13:5617.05.2021, 15:53
Die Preise für Getreide steigen extrem, bald könnte dies auch in den Supermärkten deutlich werden. Getreideexperten beobachten "teilweise
historische Preisausschläge" bei Getreide, Mais und Ölsaaten wie Raps. "Wenn sich die
Preise noch eine Weile so halten für Pflanzenöle und für Getreide,
dann wird sich das innerhalb einiger Monate sicherlich in den
Lebensmittelpreisen auch im Supermarkt niederschlagen", sagte der
Vorstandsvorsitzende des Vereins der Getreidehändler der Hamburger
Börse, Thorsten Tiedemann, der Deutschen Presse-Agentur.
Zwar haben Rohstoffpreise bei Backwaren nur einen geringen Anteil
am Verkaufspreis. "Aber die Fleischproduktion wird sicherlich teurer
werden durch Futter", sagte Tiedemann. Auch bei Produkten wie Mehl
und Pflanzenöl dürfte der Weltmarkttrend nach seiner Einschätzung auf
die Verbraucherpreise durchschlagen.
Nahrungsmittel werden teurer
Die Welternährungsorganisation FAO beobachtet seit geraumer Zeit
steigende Preise bei praktisch allen Agrarrohstoffen. Unter dem
Strich lag der FAO-Preisindex für Nahrungsmittel nach jüngsten Daten
im April 31 Prozent über dem Vorjahreswert, nach elf monatlichen
Anstiegen in Folge sei inzwischen der höchste Stand seit sieben
Jahren erreicht. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei Ölsaaten, wo
das Preisniveau gegenüber April 2020 inzwischen doppelte Höhe
erreicht hat. Befeuert wird diese Entwicklung aus Sicht der FAO auch
von der Nachfrage der Hersteller von Biokraftstoffen.
"Erwartet hat man schon lange, dass irgendwas passieren wird in
den Preisen aufgrund der hohen Liquidität und auch teilweise aufgrund
der Engpässe, die in der Wirtschaft entstehen durch
Corona-Einschränkungen", sagte Tiedemann. Nach einer "ganz
komfortablen Angebots- und Nachfragesituation im Getreide- und
Ölsaatenmarkt" sei nun "durch ein paar schlechtere Ernten mit
einhergehendem Bestandsabbau etwas aus den Fugen geraten".
Selbstversorgung Deutschlands nimmt ab
Hinzu komme, dass in Regionen mit stärkerem Wachstum nach der
Corona-Rezession die Nachfrage anziehe. "Dann kommen noch ein paar
Wettermeldungen hinzu, in Brasilien laufen wir auf eine relativ
schlechte Ernte hinaus, und dann gehen die Märkte natürlich sehr
stark nach oben."
Besorgt äußerte sich Tiedemann darüber, dass die Selbstversorgung
Deutschlands bei Agrarrohstoffen abnehme. Im Getreidewirtschaftsjahr
sei Deutschland auf einen Nettoexport von rund zwei Millionen Tonnen
gekommen. "Das sind nicht mal fünf Prozent der gesamten
Getreideproduktion, die wir hier übrig haben." In früheren Jahren
seien "auch schon mal netto sieben bis zehn Millionen Tonnen"
exportiert worden.
Der Hamburger Hafen ist die zentrale Drehscheibe für den
Getreidehandel in Nordeuropa. Der Verein der Getreidehändler sieht
sich seit über 150 Jahren als offizielles Sprachrohr des
internationalen Handels mit Getreide, Ölsaaten, Futtermitteln,
Hülsenfrüchten, Fischmehl und Speisesaaten.
(pas/dpa)
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