Lützerath steht unter Strom. Dort entlädt sich seit Mittwoch die Spannung, die sich im Laufe der vergangenen Wochen zunehmend aufgebaut hatte. Die Polizei hat am frühen Morgen des 11. Januar mit der Räumung des Braunkohleortes begonnen. Doch Aktivist:innen tun alles, um den Ort zu verteidigen: Sie bilden Menschenketten, drapieren Hindernisse in jeglicher Form, stellen sich den Polizist:innen in den Weg. Die Rede ist unter anderem von gewaltsamen Auseinandersetzungen. Diese sind auch in zahlreichen Videos im Netz zu sehen. Tränen fließen.
Klar, dass die Aktivist:innen, die teilweise seit Tagen und Wochen in dem einst idyllischen Ort ausharren, gut versorgt sein müssen. Es geht für sie darum, so lange durchzuhalten wie möglich. Die Initiative "Lützi bleibt" veröffentlichte am Mittwoch eine Liste an Dingen, die dafür noch benötigt werden. Damit können Spender:innen die Anti-Braunkohle-Aktion unterstützen. Nun geht der Aufruf im Netz viral – und sorgt für Belustigung.
Mittlerweile ist die Story zwar wieder gelöscht, doch es kursieren zahlreiche Screenshots in den sozialen Medien davon. Die Aktivist:innen erbitten Dinge wie Megafone, Kletterzeug für Barrikaden und Tripods. Mit Letzteren stellen sie sich der Polizei entgegen.
Doch auch ungewöhnlich anmutende Gegenstände verirren sich in die Liste. Offenbar müssen sich die Aktivist:innen in aktionsärmeren Phasen die Zeit vertreiben. Sie bitten etwa um Kartenspiele und Zahnbürsten. Das Wort in der Liste, das nun am meisten für Aufsehen sorgt: Kondome.
Klar, dass das nicht unkommentiert bleibt. Es stellt sich die Frage, wofür die Präservative benötigt werden. Vergnügen sich die Aktivist:innen etwa am Ort des Geschehens? Ja, glauben zahlreiche User:innen in den sozialen Netzwerken. Es hagelt humorvolle Beiträge ebenso wie böse Kommentare.
Letztere kommen von Menschen, die offenbar nicht viel von der Anti-Kohleabbau-Aktion halten. Sie nehmen den Aufruf zum Anlass, um gegen die Aktivist:innen zu hetzen. Ihrer Meinung nach seien Kondome eine effektive Maßnahme, um die Fortpflanzung der Klimaprotestierenden zu verhindern. "Kondome sind gut! Richtig eingesetzt verhindern sie, dass Nachkommen der 'Letzten Generation' sowie der Klimaterroristen entstehen. Gibt Hoffnung!", schreibt etwa eine Person.
Andere sehen den Aufruf mit Humor. Ein Twitter-User spielt auf den Namen der Klimabewegung "Letzte Generation" an: "Immerhin denken sie an Kondome, um dem Namen der 'Letzten Generation' alle Ehre zu machen", schreibt er. Ein Mann wünscht den Aktivist:innen ein gutes Durchhaltevermögen und "viele Kondome".
Eine Nutzerin veröffentlicht den Screenshot des Aufrufs und schreibt in gespielt dringendem Ton: "Hallooooo! Könnte den Protestierenden bitte dringend und sofort jemand Kondome vorbeibringen?" Ähnlich amüsant findet offenbar ein anderer User die Bitte. Er schreibt: "Beim Containern eine Familienpackung Kondome gefunden. Haltet durch (...), ich komme."
Ob die Aktivist:innen die Kondome tatsächlich für zwischenmenschlichen Spaß benötigen, ist unklar. In den Kommentaren weisen jedoch mehrere Nutzer:innen darauf hin, dass Kondome auch zweckentfremdet werden können – etwa für Wasserbomben oder ähnliches.
Die Recherche zeigt: Kondome können vielfältig Verwendung finden. Etwa zum Bauen von Schleudern. Auch für Erste-Hilfe-Maßnahmen lassen sich die Präservative verwenden, zum Abdecken von kleineren Wunden zum Beispiel.
Außerdem eignen sich Kondome dazu, elektronische Geräte oder andere Dinge vor Feuchtigkeit zu schützen. Angesichts der mit Wasserwerfern anrückenden Polizei ist das zumindest eine Option. Was die Aktivist:innen letztlich damit anstellen, bleibt jedoch eine Mutmaßung.