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Ostsee-Urlaub: Usedom ächzt unter Besuchermassen – Anwohner genervt

ARCHIV - 05.06.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Zinnowitz: Urlauber und Tagesg
Im Sommer herrscht auf Usedom Hochbetrieb.Bild: dpa / Stefan Sauer
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Ostsee-Urlaub: Usedom ächzt unter Besuchermassen

Die Ostseeinsel Usedom erlebt in den Sommermonaten einen regelrechten Ansturm. Das bringt sowohl für die Urlauber:innen als auch die Einheimischen große Herausforderungen mit sich.
04.07.2025, 13:3204.07.2025, 13:32
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Wer seinen Sommerurlaub am Strand verbringen möchte, muss nicht in den Ferienflieger gen Südeuropa steigen. Nimmt man Festland und Inseln zusammen, hat Deutschland rund 2.400 Kilometer Meeresküste. Die besten Chancen auf viel Sonnenschein beim Heimaturlaub gibt es auf Usedom. Denn die Ostseeinsel ist die sonnenreichste Insel des Landes.

Dass die Insel zum Sonnentanken einlädt, hat sich offenbar herumgesprochen. Laut dem Statistischen Amt von Mecklenburg-Vorpommern strömten im vergangenen Jahr rund 1,18 Millionen Menschen auf die Insel, die im deutschen Teil rund 31.500 Einwohner:innen hat. Das entspricht einem Anstieg von 8,6 Prozent gegenüber 2023.

Usedom: Besuchermassen sorgen für Verkehrschaos

Gefragt nach den schönsten Dingen auf der Insel, kommen Urlauber:innen in der NDR1-Sendung "MV im Fokus" schnell auf ein Thema zu sprechen. "Strand, Meer, Sonne", antwortet ein Pärchen prägnant. Eine Frau führt weiter aus: "Schöner Strand, Geschäfte, das Flair hier allgemein. Es ist vor allem nicht so weit weg, man muss nicht ins Ausland fahren."

Sollen die Besucher:innen ein Problem auf Usedom benennen, fällt vor allem ein Stichwort: der Verkehr. Vom deutschen Festland aus lässt sich die Insel lediglich über zwei Anbindungen erreichen: die Peenebrücke im Norden und die Zecheriner Brücke im Süden.

Die Folge sind kilometerlange Staus in der Hochsaison, wie eine Urlauberin aus Bayern zu berichten weiß. Da es nur eine Straße gebe, habe sie am Vortag bis Heringsdorf fast eine Stunde gebraucht. "Uns ist jedes Jahr aufgefallen, dass man immer steht", berichtet die Frau.

Für die lokale Bevölkerung bringt das Verkehrschaos eine große Herausforderung mit sich. Im Sommer sei es anstrengend wegen der ganzen Urlauber:innen, berichtet eine Einheimische. "Man weiß nicht, wann man einkaufen gehen soll", erzählt sie. Auch Arzttermine außerhalb der Insel seien "ganz schlecht im Sommer".

Für Entlastung soll ab 2028 eine Umgehungsstraße bei Wolgast im Norden der Insel sorgen. Doch da die Zecheriner Brücke im Süden marode ist und in den kommenden Jahren saniert werden muss, wartet bereits die nächste Herausforderung.

Trotz der wachsenden Besucher:innenzahlen ist die Zahl der PKW nicht angestiegen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass viele Kurkarten die Nutzung der Usedomer Bäderbahn beinhalten. Die Bahnstrecke auf der Insel ist allerdings weitestgehend eingleisig.

Daher verkehren die Züge von Züssow auf dem mecklenburg-vorpommerischen Festland nach Swinemünde im polnischen Teil der Insel lediglich im Stundentakt. In den überfüllten Zügen finden Reisende oftmals keinen Platz mehr und müssen am Bahnsteig ausharren.

Heringsdorf: Ferienwohnungen gegen Willen der Gemeinde

Trotz der angespannten Situation will der Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern dem NDR zufolge nicht von Overtourism sprechen. Der Verband räumt aber gleichwohl ein, dass die Kapazitäten an der Grenze seien.

Eine Einwohnerin von Heringsdorf fordert eine drastische Maßnahme: "Eigentlich denke ich mal, dass es nur was bringen würde, wenn endlich keine Ferienwohnungen und Hotels mehr gebaut werden", sagt sie. Auch das Fazit der Einheimischen, vor allem derer, die im Tourismus tätig sind, sei dem NDR zufolge: Es ist okay, wie es ist, aber es sollte nicht mehr gebaut werden.

Doch das ist leichter gesagt als getan, denn bei Baugenehmigungen für Ferienwohnungen haben die Gemeinden keine Handhabe. Die erteilt der Landkreis. In Heringsdorf plant etwa ein Projektentwickler 44 neue Ferienwohnungen – gegen den Willen der Bürgermeisterin.

Dem NDR zufolge fehle der Gemeinde Heringsdorf eine sogenannte Wohnraumgestaltungssatzung. Damit könnte Abriss und Umwidmungen von Wohnhäusern zu Ferienwohnungen genehmigungspflichtig gemacht werden. Eine solche Regelung gebe es etwa in Stolpe auf Usedom und Zinnowitz.

Damit das aber auf der gesamten Insel eine Wirkung entfalten kann, müssten alle an einem Strang ziehen oder zumindest mehrere Gemeinden, betont der Bürgermeister von Stolpe, Falko Beitz, gegenüber dem NDR.

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