Urlaub bedeutet für viele Entspannung, endlich einmal runterkommen und den stressigen Alltag vergessen. Vor allem im Süden Europas haben sich in diesem Zuge viele Hotels auf ein All-inclusive-Programm spezialisiert, das der völligen Entspannung noch einmal mit einer ausgiebigen und dauerhaft verfügbaren Menge an Cocktails und Bier entgegenkommt.
Mit der Entkriminalisierung von Cannabis könnte dieses Phänomen zumindest in deutschen Hotels nun durch eine weitere Substanz unterstützt werden. Eine Kette mit Traditionshäusern in ganz Deutschland will jetzt aber mit einer drastischen Maßnahme gegen jene Gäste vorgehen, die ihrer Entspannung gerne mit einem Joint nachhelfen würden.
Bereits seit den 1980er-Jahren besteht das Familienunternehmen "Sonnenhotels", mittlerweile betreibt die zweite Generation ein Dutzend 3- und 4-Sterne-Einrichtungen in Deutschland sowie Österreich. Hauptzielgruppe sind laut eigenen Angaben neben Geschäftsreisenden auch Familien.
Wohl auch aus diesem Grund haben die Betreibenden nun entschieden, jedes ihrer Hotels zur komplett Cannabis-freien Zone zu erklären. Mithilfe von Hinweisschildern an Rezeption und auf den Zimmern stellen sich die Hotels klar gegen das kürzlich beschlossene Cannabis-Gesetz. Weder auf den Zimmern und auf angrenzenden Balkonen, noch auf dem Parkplatz oder im Wellness-Bereich dürfen Gäste Cannabis konsumieren – trotz bundesweiter Neuregelung.
Ab dem 1. April gilt in Deutschland eine gesetzliche Entkriminalisierung von Cannabis. Mit dem sogenannten Cannabisgesetz wird bundesweit der Besitz von bis zu 25 Gramm Marihuana für den Eigenkonsum erlaubt. Gleichzeitig darf diese Menge dann auch im öffentlichen Raum mitgeführt werden.
Für den Konsum allerdings sind bereits im Gesetz zahlreiche Bereiche festgelegt, für die keine Freigabe gilt, darunter auf Spielplätzen und in Fußballstadien. Zudem soll der Konsum überall "in unmittelbarer Gegenwart von Minderjährigen" untersagt sein. Da dies vor allem in Hotels und Restaurants nur schwer kontrollierbar ist, rechnen Expert:innen mit der Einführung entsprechender Verbotszonen auch in weiteren Hotels.
"Jeder gastgewerbliche Unternehmer darf aufgrund seines Hausrechts den Gästen den Konsum von Cannabis verbieten", erklärt der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband gegenüber der "Bild"-Zeitung. Auch in Raucherkneipen können Betreiber:innen demnach entscheiden, dass in ihren Räumlichkeiten kein Gras geraucht werden darf.
"Wir möchten nicht, dass man durchs Hotel geht und es nach Amsterdam riecht", unterstreicht hierzu der Geschäftsführer des Sonnenressorts Ettershaus in Bad Harzburg. Eine Nacht kostet hier je nach Reisezeitraum gut 200 Euro, alle Zimmer sind ohnehin Nichtraucher-Zimmer. Einige Gäste hätten aber bereits in der Vergangenheit in den Außenbereichen Cannabis konsumiert.
Die Polizei hatte die Freigabe des Cannabis-Gesetzes bis zuletzt vor allem wegen der schweren Kontrollen der einzelnen Regelungen scharf kritisiert. Expert:innen erwarten viel Mehrarbeit für die Beamt:innen, da sie vor allem auch durch die fehlende Zustimmung unter einigen Bevölkerungsgruppen mit zahlreichen Beschwerden rechnen.
Viele Orte im öffentlichen Raum gelten weiterhin als Grauzonen. So hat auch die Deutsche Bahn noch nicht entschieden, ob in den gekennzeichneten Raucherbereichen an Bahnhöfen künftig auch Marihuana konsumiert werden darf. Bürger:innen können sich wohl entsprechend noch auf zahlreiche Zusatzregelungen ab April einstellen.