Sommer, Sonne, Saufgelage – die Balearen sind seit Jahrzehnten Sehnsuchtsziel und Hauptanlaufstelle für europäische Urlauber:innen, die neben Entspannung auch Party suchen. Für die einen scheint der Sommer auf der Pendelroute zwischen dem türkisblauen Wasser und den Clubs niemals zu enden.
Doch wo für die einen der Traumurlaub beginnt, wird es für die Anwohner:innen oft zum Albtraum. Alkohol- und Partyexzesse hinterlassen Spuren: Müllberge am Strand, laute Nächte und ein Alltag, der für viele Einheimische teils unerträglich ist. Während Tourist:innen die Freiheit feiern, kämpfen die Inselbewohner:innen seit Jahren mit den Schattenseiten des Massentourismus.
Damit sollte durch ein neues Gesetz vom Mai 2024, das den Alkoholkonsum in Balearen-Hotspots wie am Ballermann deutlich einschränkt, endgültig Schluss sein.
Und die Effekte können sich Behörden zufolge nach einem Jahr sehen lassen – dennoch gibt es Kritik.
Magaluf, Palma, El Arenal, Llucmajor und Calvià auf Mallorca, zudem Sant Antoni auf Ibiza: Sie alle sind Hochburgen des balearischen Partytourismus und Orte, an denen sich Widerstand der Anwohner:innen gegen die Gäste regte – und an denen dementsprechend die strengeren Alkoholregeln eingeführt wurden.
Das Trinken auf öffentlichen Straßen wurde in diesen sogenannten "Zonen mit übermäßigem Tourismus" verboten. Bei Verstößen wurden Geldstrafen von bis zu 3000 Euro eingeführt. Kontrolliert wird dies seitdem mit einer deutlich erhöhten Polizeipräsenz. Die Beamt:innen stellen gegebenenfalls Bußgeldbescheide aus, die im weiteren Verlauf laut dem "Guardian" auch an Konsulate weitergeleitet werden sollen.
Zudem wurde der Verkauf von Alkohol im Einzelhandel nach 21:30 Uhr eingeschränkt, All-inclusive-Hotels hingegen durften ebenfalls nur noch sechs Getränke pro Gast und Tag ausschenken und Partyboote wurden weiter vor die Küste verbannt.
Den lokalen Behörden zufolge sollen sich die Regeln laut "Guardian" positiv ausgewirkt haben. Viele Anwohner:innen würden der britischen Zeitung zufolge zufrieden mit den ruhigeren Sommernächten sein. Manche von ihnen würden gar angeben, sie hätten den ersten Sommer mit ungestörtem Schlaf und ohne betrunkenes Gejohle erlebt.
Ein weiteres Plus könnte zudem die Unfallstatistik sein: Die aktuelle Regeländerung kann laut dem "Guardian" zwar bisher nicht erfasst werden, seit 2018 habe die Anzahl an schweren Unfällen in Magaluf und Sant Antoni infolge strengerer Maßnahmen gegen Partyexzesse jedoch um 90 Prozent beziehungsweise 87,5 Prozent abgenommen.
Dennoch gibt es natürlich auch eine Kehrseite der strengeren Gangart. Demnach würde vor allem die am Nachtleben beteiligte Wirtschaft alarmiert vom Alkoholverbot sein.
Insbesondere kleine Bars und Einzelhandelsläden beschweren sich demnach, dass ihnen unfair geschadet werde. Sie würden davor warnen, dass Einschränkungen des Alkoholkonsums in großen Mengen zu einem Rückgang der Besucherzahlen und zur Gefährdung von Arbeitsplätzen führe.
Für die Zukunft fürchten sie, dass Partytourismus in die Illegalität verdrängt werde, in Unterkünfte oder unregulierte Veranstaltungsorte. Hotelgruppen würden die Politik bei den neuen Maßnahmen zwar unterstützen, jedoch ebenfalls eine klarere Kommunikation gegenüber den Besucher:innen fordern, etwa durch verbesserte Beschilderung.
"Die Gäste kennen die Regeln oft nicht, bevor sie ankommen", erklärt demnach etwa Gabriel Llobera, Vizepräsident des mallorquinischen Wirtschaftsverbands.