Im malerischen Fischerdorf Portofino nahe Genua im Norden Italiens suchen sie normale Menschen. Normal im Sinne von nicht steinreich und nicht nur für den Sommerurlaub hier.
Denn reiche Urlauber:innen hat Portofino schon genug. Das einst idyllische Dorf am Meer mit seinen bunten Häusern, den steilen Hügeln, Pinienbäumen und Olivenhainen will nicht nur Urlaubsort für Superreiche sein, sondern eine Heimat für Menschen aller Einkommensklassen.
Um das zu erreichen, hat sich die Gemeinde etwas ausgedacht: Sie hat eine öffentliche Ausschreibung gestartet, mit der frei werdende Gemeindewohnungen zum Mietpreis von nur fünf Euro pro Quadratmeter vergeben werden sollen.
Es handelt sich dabei um 30 Wohnungen an der Piazza della Libertà – neben dem Rathaus und in unmittelbarer Nähe zur berühmten Piazzetta, dem Hauptplatz der Stadt am Hafen. Die Wohnungen sind 35 bis 75 Quadratmeter groß, die kleinste Wohnung kostet also 175 Euro Miete im Monat, die größte 375 Euro.
Wer die Wohnungen bekommt, darüber wird eine Kommission in den nächsten Wochen entscheiden. "Es sind bei uns viele Anträge eingegangen. Auch Personen, die in anderen Gemeinden oder sogar in anderen Regionen wohnen, können sich an der Ausschreibung beteiligen", sagt der Vizebürgermeister der Ortschaft Giorgio D´Alia.
Bei der Vergabe der Wohnung sollen Menschen mit niedrigem Einkommen bevorzugt werden. Und auch wer schon in Portofino lebt, soll Vorrang haben. Vizebürgermeister D‘Alia erklärt:
Bürgermeister Matteo Viacava hat zudem einen bescheidenen Wunsch. "Ich wünsche mir, wieder Kinder auf dem Dorfplatz Fußballspielen zu sehen." Man werde nicht erlauben, dass Portofino "nur noch als Disneyland für Touristen eine Zukunft hat".
Einer der Bewerber kommt aus Mailand und berichtet, er stehe kurz vor der Pension und hofft, mit der Wohnung in Portofino seinem Sohn näherzukommen, der in der Nähe wohne. "Für mich wäre das eine hervorragende Gelegenheit, um mich in einem wunderschönen Ort niederzulassen. Ich habe mich sofort beworben, aber ich mache mir keine Illusionen, eine Wohnung zu bekommen", sagt er gegenüber "La Repubblica".
Gleichzeitig ist er sich auch der Nachteile des Standorts Portofino bewusst. "Es fehlt beispielsweise ein Supermarkt und man muss bis in den Nachbarort Santa Margherita fahren, um einzukaufen." Auch eine Erste-Hilfe-Station für Notfälle gebe es in dem Dorf nicht und es fehle an Parkplätzen.
Zwar leben in Portofino fest nur etwa 400 Einwohner:innen. Weil sich dort aber viele Reiche eine Ferienwohnung gönnen, beträgt das Durchschnittseinkommen pro Kopf über 90.000 Euro. Das geht aus Daten des italienischen Finanzministeriums aus dem Steuerjahr 2022 hervor, schreibt unter anderem die Tageszeitung "Corriere della Sera". Portofino ist damit offiziell der reichste Ort Italiens.