Fernab des stressigen Alltags Sonne tanken und dem Meeresrauschen lauschen: Das Osterwochenende dürfte für viele Menschen die perfekte Gelegenheit für einen Kurzurlaub gewesen sein. Doch der Beginn der Urlaubssaison stößt längst nicht bei allen auf Gegenliebe.
Schon seit Längerem werden die negativen Folgen des Übertourismus diskutiert. Beliebte Urlaubsziele ergreifen teils drastische Maßnahmen, um Besucher:innen von einer Anreise abzuschrecken. In Venedig beispielsweise müssen Tagestourist:innen ab April eine Eintrittsgebühr von fünf Euro zahlen, ab Juni werden Reisegruppen auf 25 Personen begrenzt. Auf der Kanareninsel Teneriffa, die besonders bei Brit:innen beliebt ist, nehmen die Einheimischen jetzt den Kampf gegen den Massentourismus zunehmend selbst in die Hand.
Aktivist:innen haben diesen Monat zu mehreren Demonstrationen aufgerufen. Ihre Forderungen: Ein Tourismusmoratorium, eine strengere Regulierung für ausländische Immobilieninvestoren und Naturschutz.
"Ich fühle mich hier wie eine Ausländerin, ich fühle mich nicht mehr wohl", sagt etwa die Malerin Vicky Colomer gegenüber der "Daily Mail". "Es ist so, als ob alles für britische und deutsche Touristen gemacht wird, die nur billiges Bier trinken, in der Sonne liegen und Burger und Pommes essen wollen."
"Das war mal ein Paradies, aber jetzt ist es keins mehr und das macht mich sauer", beschwert sich Colomer und fordert eine Begrenzung der Flüge und eine Tourismusobergrenze. 16 Millionen Besucher:innen waren es auf den Kanaren allein im vergangenen Jahr.
Die Einheimischen haben vor allem mit steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Verfügbarer Wohnraum wird zunehmend von ausländischen Investoren aufgekauft und zu Ferienwohnungen umfunktioniert. Die sogenanntten "Tinerfeños" können sich das Leben auf ihrer Heimatinsel demnach kaum noch leisten.
"Airbnb und Booking.com sind wie ein Krebsgeschwür, das die Insel Stück für Stück verschlingt", sagt Ivan Cerdeña Molina, einer der Organisatoren der Proteste. "Es ist eine Krise. Wir müssen dringend etwas ändern, die Menschen leben in ihren Autos und sogar in Höhlen und die Einheimischen können weder essen noch trinken noch gut leben."
Die Barkeeperin Terrilea Clayton weist gegenüber der Zeitung auf den Umstand hin, dass die lokale Wirtschaft vom Tourismus profitiert: "Es ist ein bisschen albern und unfair. Der Tourismus bringt Geld auf die Insel, ohne ihn hätte ich keinen Job." Gleichwohl kann sie den Ärger aus eigener Erfahrung durchaus verstehen. Die 22-Jährige hat ihre Wohnung verloren, da sie zum Airbnb wurde.
Die Stimmung im Urlaubsidyll ist hitzig. Erst im März waren im Örtchen Palm-Mar Graffitis mit unliebsamen Parolen aufgetaucht. "Tourists Go Home" (auf Deutsch: "Tourist:innen, geht nach Hause") oder "My Misery Your Paradise" ("Mein Elend, dein Paradies") war an Häuserwänden und Aussichtspunkten zu lesen.