Das lange Wochenende brachte für Deutschland das perfekte Wetter für alle Aktivitäten, die zum Sommer-Auftakt dazugehören: Angrillen, mit dem Fahrrad das erste Mal zum Biergarten fahren und für manche ging es sogar schon zum Anbaden an den See.
Auch wenn die Ostsee mit 11 Grad Celsius zwar noch deutlich kälter ist, als die meisten Seen, trauten sich zu Himmelfahrt auch hier bereits die ersten Tourist:innen ins Wasser. Eine aktuelle Untersuchung könnte jedoch den gesamten Sommer über das Badevergnügen trüben.
Forscher:innen der US-Organisation "Woods Hole Oceanographic Institution" (WHOI) hatten für einen Bericht zuletzt die Thallium-Werte im Meeresboden der Ostsee gemessen. Diese lagen einem Bericht im "Environmental Science & Technology" zufolge deutlich über den bisher getätigten Prognosen – und auch über den gesundheitlich unbedenklichen Richtwerten.
In einzelnen Bohrungen wurden demnach 2,5 Mikrogramm pro Gramm Sediment gemessen. Für den Menschen ist bereits eine Aufnahme von mehr als zehn Mikrogramm pro Tag Thallium bedenklich.
"Soweit mir bekannt ist, handelt es sich um das geografisch größte Gebiet mit Thallium-Kontamination, das jemals dokumentiert wurde", erklärt hierzu Colleen Hansel, eine der Co-Autor:innen der Untersuchung.
Bei Thallium handelt es sich um ein für den Menschen giftiges Schwermetall. In sehr geringen Mengen kommt es auch in einigen Lebensmitteln und im Trinkwasser vor. Bei einer Überdosis kann es zum Herzstillstand und zu Lähmungen kommen.
Als Ursache für die Kontaminierung in der Ostsee sehen Expert:innen die Zementindustrie. Bei der Herstellung von Zement entstehen Thallium-haltige Substanzen, die bis vor einigen Jahren ungeachtet in die Ostsee geleitet wurden.
"Da die Zementproduktion weltweit weiter ansteigt, können die Forschungsergebnisse die entsprechenden Hersteller auch auf die Notwendigkeit hinweisen, die potenziellen Auswirkungen von Zementofenstaub zu verringern", erklärt Hansel.
Die aktuelle Belastung stellt laut den Forscher:innen zwar zunächst kein Problem dar, vor allem weil die hohen Werte unter dem Meeresboden gemessen wurden und damit noch keinen Schaden im Wasser selbst angerichtet haben.
Gefährlich könnte in diesem Zusammenhang jedoch die zunehmende Förderung von Renaturierungsprozessen in der Ostsee im Rahmen von Klimaschutz-Projekten werden. Durch die künstliche Zufuhr von Sauerstoff könnte sich auch das bisher gebundene Thallium im Meeresboden lösen.
In der Folge würde auch der Mensch einerseits über Hautkontakt und andererseits durch etwa kontaminierten Fisch vermehrt Probleme durch das Gift bekommen. Das Bundesamt für Risikobewertung hatte bereits im Zuge einer Untersuchung im Jahr 2004 herausgestellt, dass ab einer Menge von 1,5 Milligramm Thallium pro Kilogramm Körpergewicht Vergiftungserscheinungen auftreten können.
Entsprechend wichtig ist laut den Forscher:innen die weitere Beobachtung der Thallium-Konzentration.