Südtirols Hauptstadt zieht jedes Jahr Hunderttausende Besucher:innen an. Rund 940.000 Übernachtungen verzeichnet Bozen aktuell. Von hier aus können Tourist:innen nicht nur die historische Altstadt erkunden oder ins Ötzi-Museum, sondern gelangen auch schnell auf malerische Wanderrouten und in Skigebiete.
Doch während die Gäste den lokalen Betrieben Umsatz bringen, wächst auch der Druck auf Verkehr, Müllentsorgung und Wohnraum. Um diese Belastungen besser auszugleichen, setzt die Stadt jetzt auf höhere Abgaben.
Bozen will stärker von seinen Gästen profitieren und erhöht eine Gebühr für Tourist:innen.
Die geplante Erhöhung betrifft alle Kategorien von Unterkünften, wie unter anderem "Südtirol News" berichtet. Wer künftig in einem Hotel mit mindestens vier Sternen übernachtet, zahlt demnach statt bisher drei Euro künftig 3,50 Euro pro Person und Nacht.
Gäste in Drei-Sterne-Hotels müssen 2,80 Euro entrichten, bislang waren es 2,50 Euro. Auch in einfacheren Pensionen und bei privaten Vermieter:innen steigen die Kosten leicht, von zwei auf 2,10 Euro pro Nacht.
Im Vergleich zu deutschen Städten bleibt Bozen damit eher moderat. In Berlin etwa liegt die sogenannte City Tax seit Januar 2025 bei 7,5 Prozent des Nettozimmerpreises. Unabhängig davon, ob es sich um ein Hostel oder ein Luxushotel handelt.
Wer dort ein Zimmer für 100 Euro bucht, zahlt also 7,50 Euro zusätzlich. München dagegen verzichtet bislang komplett auf eine Übernachtungssteuer, während viele Orte in Deutschland zwei bis vier Euro pro Person und Nacht verlangen.
Insgesamt erwartet Bozen durch die Anpassung jährliche Mehreinnahmen von etwa 300.000 Euro. Die Gesamtsumme der Ortstaxe würde damit von derzeit rund 2,1 Millionen Euro auf 2,4 Millionen anwachsen.
Bürgermeister Claudio Corrarati betont laut "Südtirol News", die zusätzlichen Einnahmen seien notwendig, um den Alltag der Bozner Bevölkerung trotz steigender Touristenzahlen lebenswert zu halten.
"Die Mehreinnahmen helfen, die Belastungen für die Bevölkerung durch den starken Tourismus abzufedern – mehr Verkehr, überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, höhere Anforderungen bei Abfallentsorgung und Kontrollen", erklärt Corrarati demnach. Gleichzeitig verweist er auf die positiven wirtschaftlichen Effekte, die die Branche für die Region bringt.
Wie bisher sollen 60 Prozent der Einnahmen an die Bozner Tourismusorganisation fließen, 30 Prozent gehen an die IDM Südtirol und zehn Prozent an die Stadtgemeinde. Laut Direktorin Roberta Agosti wird die Tourismusorganisation damit künftig über zusätzliche 200.000 Euro im Jahr verfügen.
Das Budget steigt von derzeit 1,42 Millionen auf knapp 1,65 Millionen Euro. Mit diesem Geld sollen neue Projekte realisiert und das Angebot für internationale Gäste ausgebaut werden.
Agosti verweist darauf, dass US-amerikanische Tourist:innen in den vergangenen Jahren einen Rückgang bei Gästen aus Deutschland ausgeglichen hätten. Auch Reisende aus Asien würden zunehmend nach Bozen kommen und für ein breiteres Besucherprofil sorgen.
Mit der Entscheidung reiht sich Bozen in eine Debatte ein, die viele europäische Städte betrifft: Wie lässt sich Tourismus so gestalten, dass er Wirtschaft und Gäste stärkt, ohne die eigene Bevölkerung zu überlasten? Während in Berlin, Venedig oder Amsterdam längst höhere Abgaben gelten, zieht nun auch Südtirols Hauptstadt nach.