Neben dem samstäglich stolz zur Waschanlage gefahrenen Privat-PKW ist es für viele vor allem das deutsche Bier, für das so manche:r Deutsche noch einen gewissen Nationalstolz empfinden darf. Dass man auch in einigen unserer Nachbarländer durchaus gutes und auch traditionsreiches Bier brauen kann, lässt man dabei gerne außer Acht.
So ist etwa auch die tschechische Hauptstadt Prag als beliebtes Ziel für Biertourist:innen aus aller Welt bekannt. Wie so oft hat dies aber nun offenbar derart Überhand genommen, dass die Metropole mit Regularien reagieren muss.
Mit einer geplanten Änderung in der kommunalen Marktordnung will Prag jegliche offiziellen Kneipentouren verbieten, die in der Nacht stattfinden. Die für Geld angebotenen "pub crawls" sind vor allem bei britischen und US-amerikanischen Tourist:innen eine beliebte Attraktion während eines Städtetrips.
Konkret bezieht sich das Verbot auf die Zeit zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens. "Normale" Reiseführer mit Gruppen seien demnach nicht von dem Verbot betroffen.
Als Begründung für die Auflage nennt die Stadt die negativen Folgen für den öffentlichen Raum. "Mit der aktualisierten Marktordnung haben wir ein effektives Instrument, um für Ordnung zu sorgen und gegen übermäßigen Lärm in den Straßen und andere negativen Auswirkungen für die Anwohner vorzugehen", erklärte die Bürgermeisterin des ersten Prager Stadtbezirks, Terezie Radomerska.
Die Prager Kommunalbehörden machen in diesem Zusammenhang auch darauf aufmerksam, dass die Stadt mehr als Alkoholrausch zu bieten hat. Ein "kultivierterer Tourismus" sei durch die zahlreichen Cafés, Theater und Galerien in der Innenstadt durchaus möglich.
Anbieter der beliebten Pubcrawls reagieren erwartbar ungehalten auf den Vorstoß und kritisierten, dass oft vor allem unbegleitete Tourist:innen Schuld an übermäßigem Lärm und Unruhen in der Innenstadt verantwortlich wären.
Es gehe den Kommunalvertreter:innen nur darum, "billige politische Punkte" einzufahren, sagte ein Firmensprecher der Agentur CTK. Unklar ist, ob die geplante Änderung vor Gericht angefochten werden wird.
Fraglich ist in dem Zusammenhang der neuen Regel auch, ob sich diese langfristig auch auf den Tourismus der tschechischen Hauptstadt auswirken könnte. Nach deutschen Urlauber:innen sind es schließlich britische und US-amerikanische, die am häufigsten in Prag zu Gast sind.
"Ich glaube nicht, dass dies unseren Verkäufen schaden wird. Niemandem wird es verboten sein, in eine Kneipe zu gehen", erklärte hierzu der Leiter des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands. Prag wolle künftig einfach jene Besucher:innen fernhalten, "die nur für kurze Zeit kommen, um sich zu betrinken", erklärte auch der stellvertretende Bürgermeister Jiri Pospisil.
(mit Material der dpa)