Die Schweiz ist ein beliebtes Urlaubsland. Im Winter zieht die Alpenrepublik vor allem Ski- und Snowboardfans an, im Sommer weicht der Schnee wunderschönen Wanderpfaden. Das Land erlebt derzeit einen Tourismus-Boom.
Laut der staatlichen Tourismusvermarktung "Schweiz Tourismus" verzeichnete das Land im vergangenen Jahr 41,8 Millionen Hotelübernachtungen, ein neuer Rekord. Besonders Gäste aus Nordamerika und Südostasien trugen demnach zu dem Allzeithoch bei.
Das könnte auch mit den atemberaubenden Insta-Hotspots zusammenhängen, die sich im Internet rasant verbreiten. Das Alpenpanorama und seine Bergseen bietet die perfekte Kulisse für einen Schnappschuss.
Die Schweizer Dörfer Iseltwald und Lauterbrunnen werden infolgedessen von Tourist:innen regelrecht überrannt. Das wollen sich die Gemeinden nicht länger bieten lassen. Sie haben nun Maßnahmen verhängt, um den Andrang in den Griff zu bekommen.
Im idyllischen Lauterbrunnen im Kanton Bern sind viele Menschen nur noch genervt von den Besucher:innen, wie das Newsportal "20min" berichtet. Das Dorf ist für einen spektakulären Wasserfall bekannt, dem einst schon Goethe ein Gedicht widmete: den Staubbachfall.
Das Dorf wird zunehmend zum Opfer seiner eigenen Schönheit und die Tourist:innen werden immer dreister. Einmal habe er drei Touristen in seiner "Stube" gehabt, erzählt ein Bewohner gegenüber "20min". "Sie wollten sich das Haus anschauen. Das fand ich nicht lustig."
"Letzten Sommer hatten wir einen Ansturm von Selfie-Touristen, auf den wir nicht vorbereitet waren", sagt Gemeindepräsident Karl Näpflin dem Portal. Hotels und Restaurants profitierten nicht von den Besucher:innen. "Die kosten uns jährlich bis zu 300.000 Franken, da sie zwar die Infrastruktur nutzen, nach einer halben Stunde aber wieder abfahren."
Um den Besucherstrom zu beherrschen, hat die Gemeinde seit Juli einen Ranger, der auf die Einhaltung von Regeln achten soll, weitere sollen folgen. "Ich habe das Gefühl, dass es seit dem viel angenehmer geworden ist", berichtet ein Bewohner.
Besonders zu kämpfen hat das Dorf mit dem hohen Verkehrsaufkommen. Laut Gemeindepräsident Näpflin fahren an Spitzentagen bis zu 4000 Autos in das Dorf, das nur 800 Einwohner hat. Entlastung bringe ein Parkleitsystem, Personal an Knotenpunkten und ein "Park and Ride"-Parkplatz.
Über ähnliche Erfahrungen wissen die Einwohner:innen von Iseltwald zu berichten, das ebenfalls im Kanton Bern liegt. Seit ein Steg im anliegenden Brienzersee als Kulisse für die südkoreanische Netflix-Serie "Crash Landing on You" diente, drängen täglich Tourist:innen in das Dorf, um ein Foto an dem Spot zu machen.
Seit vergangenem Jahr steht ein Drehkreuz vor dem Steg. "Und um auf dem Steg ein Foto zu machen, verlangen wir nun fünf Franken. Das generiert mehr Ordnung und nebenbei noch Einnahmen, die wir wieder in die Infrastruktur stecken", sagt Gemeindepräsident Peter Rubi gegenüber "20min".
Auch für die Reisebusse, die die Straßen verstopfen, hat die Gemeinde eine Lösung gefunden. "Wir haben ein Reservationstool, um Time Slots für die beiden Busparkplätze zu buchen. Wenn diese belegt sind, können keine weiteren Cars ins Dorf fahren", betont Rubi.