Europa ächzt unter der Sommerhitze. Erst kürzlich hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für Italien ausgesprochen, so heiß ist es im beliebten Urlaubsland gerade. Vor allem auf Sizilien ist die Lage prekär, es wird vor einer Dürre gewarnt, Seen trocknen aus.
Und auch Waldbrände gab es dieses Jahr bereits in beliebten Urlaubszielen, etwa auf mehreren griechischen Inseln, der Türkei und in Nordmazedonien. Auf Mallorca und Menorca wurde ebenfalls vor Waldbränden gewarnt.
Bei der extremen Hitzewelle wundert es also nicht, dass das Interesse der Deutschen an Destinationen in gemäßigten Klimazonen steigt. Das hat eine aktuelle Analyse der Reise-App Expedia ergeben, bei der Daten von Hotel-Suchanfragen im Juni und im Juli miteinander verglichen wurden.
Vor allem nach Hotels an der Ostseeküste wurde in den ersten drei Juli-Wochen häufiger gesucht als noch in den 21 Tagen davor. Für die deutsche Ostseeküste gab es einen Suchanfragen-Anstieg von 35 Prozent. Für die polnische Ostsee hat Expedia 30 Prozent mehr Klicks verzeichnet und für die Ostseeküste Estlands wurde sogar ein Plus von 60 Prozent registriert.
"Dass die Ostsee an Popularität gewinnt, kann zusätzlich zum angenehmen Klima auch am Preisniveau liegen", sagt Expedia-Sprecherin Susanne Dopp. "Die Lebenshaltungskosten und damit auch die Preise für Unterkünfte, Restaurantbesuche und Aktivitäten sind in Polen und Estland niedriger als in Skandinavien."
Doch auch für einzelne Städte im Norden Europas, die als typische Coolcation-Destinationen gelten, stieg das Reiseinteresse der Deutschen an. Unter anderem vermehrt gesucht wurde nach Malmö (+ 30 Prozent) sowie Göteborg (+ 25 Prozent) in Schweden, Bergen in Norwegen (+ 30 Prozent) und Helsinki in Finnland (+ 25 Prozent).
Der Trendbegriff "Coolcation" setzt sich aus den englischen Wörtern "cool" (kühl) und "vacation" (Urlaub) zusammen und hat sich im Laufe des vergangenen Jahres etabliert, als Reisende als Reaktion auf die Hitzewellen in Südeuropa nach Urlaub in Regionen mit gemäßigtem Klima suchten.
"Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei gehören weiterhin zu den Top-Sommerreisezielen der deutschen Expedia-Reisenden", sagt Susanne Dopp. Das Reiseportal habe jedoch festgestellt, dass das Interesse an Nord- und Ostseedestinationen häufig dann steige, wenn über Hitzewellen und extreme Temperaturen im Mittelmeerraum berichtet wird.
Dieser Effekt sei aktuell noch kurzfristig. Werden Hitzewellen in Südeuropa aber zur Regel, sei es durchaus möglich, dass sich die Tourist:innenströme langfristig Richtung Norden oder Nordosten verschieben.