Auswirkungen des Klimawandels sind rund um den Globus zu spüren. Ob arm oder reich, Nord- oder Südhalbkugel, vor der menschengemachten Erderwärmung gibt es kein Entkommen mehr. Mit immer größeren Verheerungen fräst sich die Natur ihren Weg durch das Leben der Menschen.
Ob Waldbrände an der Adria, Tsunamis in Taiwan, Fluten in Indonesien oder Dürren im Sudan, die Folgen des Klimawandel haben tödliche Konsequenzen für Menschen, Tiere und Ökosysteme. Mehrere Studien bewiesen, dass vor allem armutsbetroffene Menschen darunter leiden. Ein Blick nach Schottland offenbart, dass das nicht immer so sein muss.
Im Nordosten Großbritanniens ziert einer der ältesten und prestigereichsten Golfplätze die Nordseeküste. Das Grün, auf dem bereits seit 1562 eingelocht wird, ist der Stolz des 3.000-Seelen-Nests Montrose. Das malerische Städtchen lockt nicht nur mit dem zweitältesten Golfkurs der Welt, sondern auch mit dem Charme der schottischen Küste, imposanter Herrenhäuser und dem größten Outdoor-Festival Schottlands.
Schlagzeilen macht die "Kulturhauptstadt" der Region Angus jedoch regelmäßig mit unerfreulichen Nachrichten. Denn hier zeigt sich die Nordsee von ihrer gierigsten Seite. Bereits vor drei Jahren schockte eine Umweltanalyse die Anwohner von Montrose mit einer apokalyptischen Prophezeiung. Der "Dynamic Coast report" attestierte der bedrohten Küstenlinie 2021 ein Verlust von drei Metern pro Jahr.
Dass sich die Vorhersage als fehlerhaft erwiesen hat, beruhigt an Schottlands Ostküste allerdings niemanden. Grund dafür: Laut jüngsten Beobachtungen verschätzten sich die verantwortlichen Wissenschaftler der University of Glasow um vier Meter. Den ursprünglichen Berechenungen zufolge, gehen in Montrose in den nächsten 40 Jahren 120 Meter Land baden.
Denn nach Abschluss der diesjährigen Messungen zeigte sich ein schockierendes Ergebnis. Statt vier Metern verlor Montrose sieben Meter Land ans Meer. Unmittelbar betroffen vom Verlust ist der Sandstrand. Dieser weicht allerdings weiter zurück, statt vollends zu verschwinden. Und genau dahinter befindet sich der Golfplatz von Montrose.
Bereits seit Jahren kämpfen die Betreiber mit den Folgen des Landverlustes. Knapp 430 Jahre lang lag das sechste Loch des Kurses unverändert am Rande einer Abbruchkante. 1994 versank das Loch auf Nimmerwiedersehen in den Springfluten. 2017 musste auch das dritte Loch des Kurses weichen.
Seitdem hat sich die Geschwindigkeit der Küstenerosion beschleunigt. Pläne, den Strand mit herbeigeschafftem Sand aufzuschütten, lehnten die Verantwortlichen lange ab, wie der "Guardian" schreibt. Mittlerweile herrscht in Montrose jedoch breiter Konsens darüber, dass bauliche Klimaschutzmaßnahmen keinen Aufschub vertragen.
Wie genau die Erosion gestoppt werden soll, ist jedoch unklar. Denn in den letzten drei Jahrzehnten rutschten 70 Meter Land ins Meer. Im November 2023 unterspülten Wellen die Stadtpromenade und brachten drei Meter Weg zum Einsturz. Mittlerweile steht nicht mehr die Rettung des historischen Golfplatzes im Mittelpunkt, sondern die inzwischen von Springfluten bedrohte Altstadt.
Wie dramatisch die Lage ist, fasst Stadtrat Tommy Stewart zusammen: "Ich würde Montrose noch drei Jahre geben. Dann kollabieren die Deiche, wenn nichts getan wird."
Das private Klimaschutzunternehmen EnviroCentre brachte bei der Stadtverwaltung einen Vorschlag zur Aufschüttung von Hunderten Kubikmetern Sand ein. Nach Schätzungen würde das Projekt zwei Millionen Pfund kosten.
Eine große Hypothek für die Kleinstadt in dem hoch verschuldeten Verwaltungsbezirk. Im Januar mobilisierte die schottische Regierung Fördergelder in Höhe von 440.000 Pfund für den Erhalt der Küste.
Stadtrat David Wood erklärte dem "Guardian" dass die Aufschüttung Montrose lediglich eine Gnadenfrist verschaffen könne. Diese müsse man anschließend nutzen, um eine nachhaltige Lösung zu erarbeiten.
Für Schottland könnte Montrose zum Forschungslabor des Erosionsschutzes werden. Denn immer mehr Küstengemeinden verlieren wertvolles Land. Dabei ist der altehrwürdige Montrose Golf Links nicht das einzige Grün unter Druck. Insgesamt 34 Golfplätze meldeten landesweit Landverluste ans Meer.