In einigen Regionen in Spanien, darunter auch Málaga, gab es Proteste gegen Massentourismus.Bild: imago images / Jesus Merida
Urlaub & Freizeit
In Barcelona beschießen Bewohner:innen Reisende mit Wasserpistolen, auf den Kanaren starten sie Proteste, auf Mallorca ebenso: Derzeit regt sich in beliebten Reisezielen Widerstand gegen Massentourismus.
Die Beschwerden sind vielfältig wie bedenklich. Es geht um Verdrängung, um steigende Mieten, um Vermüllung, um fehlenden Anstand, sprich: die Tourist:innen schrauben, ob bewusst oder nicht, den Schwierigkeitsgrad für ein angenehmes Leben nach oben, um es diplomatisch auszudrücken.
Jetzt ist es so, dass die Regionen auch von Tourismus profitieren. Für die Binnenwirtschaft ist es ein Booster, wenn scharenweise Menschen vorbeikommen und Geld in Hotels und Restaurants lassen. Zur Hochsaison herrscht reger Betrieb, das sorgt für steigende Umsätze.
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Massentourismus in Venedig: Eintritt ist kein Patentrezept
Damit Urlaubsregionen weiterhin profitieren können, diese aber auch weiterhin für die Bevölkerung bewohnbar bleiben, braucht es also Strategien. Venedig hat hier mit einer Eintrittsgebühr einen Vorstoß gemacht. Doch daran übt unter anderem Reisetopia-CEO Moritz Lindner Kritik.
Für ihn seien die Eintrittsgebühren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, sagt er gegenüber der "Frankfurter Rundschau". Das werde nicht helfen, zumal Venedig bereits ein Ziel sei, das relativ hochpreisig ausfällt. Um einen Lenkungseffekt zu erzielen, müssten die Eintrittsgebühren deutlich höher ausfallen, sie müssten "im dreistelligen Bereich liegen". Das gelte für alle Reisen, die durchschnittlich mehrere hundert bis zu 1000 Euro kosten.
Jedoch betont er auch, dass es kein universelles Rezept gegen Massentourismus gibt. Ein paar Ideen, diesen einzugrenzen, nennt er trotzdem. Venedig könne etwa die Zahl der Flugbewegungen sowie der Bahnverbindungen in die Stadt reduzieren, "was sicherlich einen positiven Einfluss hinsichtlich eines Rückgangs der Touristenströme hätte".
Mittel gegen Massentourismus: eine längere Urlaubssaison
Auch weniger Übernachtungsmöglichkeiten und ein Verbot von Ferienvermietungen wären Lösungen. Letzteres wäre auch sinnvoll, um Wohnraummangel und Verdrängung zu bekämpfen. Tagesbesucher:innen können aber laut Lindner auf diesem Wege nicht abgehalten werden.
Um in beliebten Destinationen die Lage zu verbessern, empfiehlt Lindner, die Saison auszuweiten. Das könnte für eine bessere Verteilung der Besucher:innen sorgen, ohne dass die Touristenzahlen aufs Jahr gerechnet abnehmen.
"Eine bessere Verteilung würde auch zu einer größeren Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung führen, weil die Touristenmassen weniger stark auffallen." Dafür brauche es aber auch Überzeugungsarbeit. Es gelte, Tourist:innen, etwa aus den USA, zu überzeugen, auch außerhalb der Sommermonate zu kommen.
Urlaub: Warum nicht mal alternative Ziele?
Auch alternative Ziele, etwa Nachbarstädte mit ähnlich guten Urlaubsbedingungen, wären eine Möglichkeit, das Reisendenaufkommen zu verschlanken. Hier könnten sich die unter Tourist:innen beliebten Regionen mit einbringen, sprich ebenfalls für den Besuch von Nachbarorten werben.
Den Massentourismus zu reduzieren könnte sich auch mit Umsetzung dieser Tipps als Mammutprojekt erweisen, zum Beispiel weil bestimmte Urlaubsziele als Sehnsuchtsorte in unseren Köpfen verankert sind. Das liegt übrigens auch einem effizienten Marketing zugrunde.
Besonders schwierig dürfte es aber werden, ausbleibende Einnahmen, etwa weil weniger Besucher:innen vorbeischauen, wieder auszugleichen. In dem Fall müssten Regionen wirtschaftlich etwas umplanen.
Punktesysteme für Rabatte sind mittlerweile bei so gut wie in allen Supermarkt-Ketten Standard. Manche verteilen Heftchen und Aufkleber, andere setze auf Apps. Wer einer Kette die Treue hält, wird dann mit einem Messerset, Töpfen, Pfannen, Geschirr oder auch Bademänteln belohnt, na ja, zahlen müssen sie trotzdem, nur etwas weniger als regulär.