Arbeit kann nerven. Und je anstrengender und nerviger die Arbeit, desto stärker das Bedürfnis, endlich Urlaub zu nehmen. Leider ist das nicht immer einfach. Entweder fehlt es an Urlaubstagen oder an Personal, um spontan abzudampfen. Wie das Problem lösen?
Ferris Bueller, die Figur aus dem 80er-Jahre-Kultfilm "Ferris macht blau", würde den Führungskräften schlicht ein Hustkonzert geben und sich eine Auszeit nehmen. Nun liegt der Film gut 40 Jahre zurück, die Arbeitsvermeidungsstrategien haben sich seitdem entwickelt, scheinbar.
Denn vor allem Millennials machen Urlaub, ohne offiziell Urlaub zu haben: Die Rede ist von "Quiet Vacation".
"Quiet Vacationing" bedeutet schlicht Urlaub nehmen, ohne ihn entsprechend anzumelden, geschweige denn die Chef:innen darüber zu informieren. Statt sich über die Tage krankzumelden, bleiben die Angestellten weiterhin aktiv im Dienst, reduzieren ihren Arbeitsaufwand jedoch in der Regel auf ein Minimum.
Populär ist die Strategie vor allem bei Millennials in den USA, wie etwa eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens The Harris Poll ergab.
Insgesamt umfasst die Erhebung 1170 erwerbstätige US-Amerikaner:innen. Vierzig Prozent der darunter befragten Millennials gaben an, schon mal eine Auszeit von der Arbeit genommen zu haben, ohne die Arbeitgeber:innen zu informieren. Bei Befragten aus der Gen X und Gen Z waren es lediglich um die 25 Prozent.
Zudem waren die Millennials sehr kreativ, wenn es darum ging, sich ein wenig Freizeit zu erschleichen. 38 Prozent gaben an, nur die Maus bewegt zu haben, um ihren Messaging-Status aktiv zu halten; ein Teil sendete Nachrichten nach Feierabend, um sogar Überstunden vorzugaukeln.
Das klingt zwar lustig, birgt aber eine bittere Kehrseite: "Quiet Vacationing" könnte mit verschiedenen Problemen zusammenhängen. Viele Tiktok-nutzer:innen weisen aktuell darauf hin.
In einem Clip betont etwa "ben.askins", dass viele Erwerbstätige (in der Umfrage waren es knapp 80 Prozent) ihren Urlaub nicht nehmen, weil es ihnen schlicht unangenehm ist. Führungskräfte würden bei Urlaubsforderungen Druck aufbauen und für Gewissensbisse sorgen.
Andere weisen auch auf die Gefahren hin, die es mit sich bringen kann, wenn Arbeitgeber:innen von "Quiet Vacationing" Wind bekommen. Tiktok-Nutzerin "lilbwill237" warnt etwa, dass je mehr Menschen darüber sprechen, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit werde, dass Unternehmen etwa Laptops tracken, um den Standort ihrer Mitarbeiter:innen zu überwachen – besonders boomergeführte Unternehmen.
Damit die Mitarbeiter:innen ihren Urlaub nehmen, braucht es generell ein ordentliches Arbeitsumfeld, sprich Vorgesetzte, die einen Rahmen schaffen, in dem sich niemand unwohl fühlen muss, wenn er ein paar Tage Freizeit braucht. Darüber hinaus gibt es in den USA keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch, anders als in Deutschland. Das erklärt vielleicht, warum ausgerechnet dort so viele "Quiet Vacationing" betreiben.
Wenn diese Probleme angegangen werden, braucht es auch kein "Quiet Vacation". Stinknormaler Urlaub ohne Trickserei dürfte ohnehin deutlich erholsamer sein.