In den Chefetagen deutscher Börsenunternehmen zeigt sich Veränderung. Der Anteil von Frauen in den Chefetagen deutscher, börsennotierter Unternehmen ist so hoch wie noch nie. Bis Mai dieses Jahres lag der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten bei den 180 untersuchten Konzernen bei 37,3 Prozent. Das ist ein neues Rekordhoch: Noch nie zuvor in der Geschichte der Dax-Unternehmen waren so viele Stellen mit Frauen besetzt.
Die Frauenquote in den Aufsichtsräten hatte 2023 noch bei 35,3 Prozent gelegen. Die Quote liegt damit zwei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Women-on-Board-Index der Organisation "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar) hervor.
In den Vorständen erreichten die Unternehmen einen Frauenanteil von 19,3 Prozent. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Die Studie bilde den Stand der Besetzungen im Mai 2024 ab, betonte Fidar. Im Juni und Juli seien noch sechs weibliche Führungskräfte in den Vorständen hinzugekommen.
Für die Untersuchung wurden die Firmen aus der Dax-Familie sowie weitere börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen betrachtet.
Die Macher:innen der Studie sehen bei der Entwicklung eine deutliche Wirkung von gesetzlichen Regeln. Grund für den Anstieg sei vor allem die 2015 eingeführte Quote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. Den Angaben zufolge soll diese 104 der 180 Unternehmen betreffen.
Hinzu kommt das Mindestbeteiligungsgebot, das seit August 2022 gilt. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen ihre Vorstände bei Neubesetzungen mit mindestens einer Frau und einem Mann besetzen. Dieser Regelung sollen 65 der untersuchten Unternehmen unterliegen.
Die Organisation fordert daher seit längerem, die Quotenregelungen auf deutlich mehr Unternehmen auszuweiten. Denn bei den 76 nicht der Frauenquote unterliegenden Unternehmen stagniere der Anteil.
"Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln", betonte Fidar-Präsidentin Anja Seng. Mit der jetzigen Geschwindigkeit und Quotenregeln, die nur für ungefähr 100 Unternehmen gelten, sei Parität nicht zu erreichen.
Tatsächlich seien die meisten Unternehmen von Parität in den Chefetagen noch immer weit entfernt, hieß es. Auch wenn sich in den Chef- und Führungsetagen also etwas bewegt: Eine gleiche Besetzung der Stellen gibt es hier noch lange nicht.
(Mit Material von dpa und afp)