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Supermarkt: Currywurst-Ursprung laut Studie Duisburg und nicht Berlin

ARCHIV - 28.08.2024, Berlin: Eine Person spie
Rein damit!Bild: dpa / Fabian Sommer
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Ursprung der Currywurst: Ist der große Krieg beendet?

Berlin galt jahrzehntelang als Wiege der Currywurst – doch nun servieren zwei Forscher eine pikante neue These: Die kultige Wurst mit Soße wurde angeblich schon 1936 in Duisburg erfunden. Damit bekommt der ewige Imbisskrieg zwischen Hauptstadt und Ruhrpott neues Öl ins Frittierfett gegossen. Wer hat’s wirklich erfunden – und was sagt das über uns?
22.09.2025, 17:1922.09.2025, 17:41

Wer hat die Currywurst erfunden? Um die Frage entbrannte vor Jahrzehnten ein großes Imbissbuden-Derby. Lokalpatrioten aus Berlin und dem Ruhrgebiet prügelten sich den Ketchup aus dem Leib – für eine fett verschmierte Urkunde als Beleg des Ursprungs. Es ist mehr als nur Stadtfolklore, das Gericht entwickelte sich vielmehr zur Flagge regionaler Fast-Food-Fanatiker.

Dabei schien die Antwort klar: Lange Zeit verfing sich der Glaube, die Currywurst wäre auf einem Berliner Rost geboren. Herta Heuwer gilt als Erfinderin, eine Art Geburtshelferin der Kalorienmoderne, deren Genialität sie zum Charlottenburger-Fast-Food-Pendant zu den Gebrüdern Wright machte.

1949 ließen ihre Würstchen ertränkt in einer Soße aus Tomaten, Currypulver und Worcestershire-Sauce die Geschmacksknospen ihrer ausgehungerten Kund:innen fliegen und deren Blutwerte in Ikarus-Höhen steigen.

Duisburg: Oh du schöne Heimat der Currywurst

Um den kulturellen Höhenflug zu beenden, richtete das gesamte Ruhrgebiet argumentative Flakgeschütze aus. Alles Kokolores, Currywurst ist Pottsache! Sie prusten Kohlenstaub in Richtung der Hauptstadt, welche sie mit der gleichen Skepsis betrachten wie Ernährungstipps dünngehungerter Sportikonen und Oberlehrer-Ärzte.

Für Anthropologie, Soziologie und Gastronomie ist die Zankwurst deshalb beliebter Forschungsgegenstand. Und nun gibt es neue Ergebnisse. Wissenschaftler:innen sprechen Berlin ganz offiziell den umstrittenen Titel ab.

In Duisburg soll die Currywurst nun entstanden sein. "Peters Pommes Puszettensube", ein Traditionslokal, gilt als Geburtsort – direkt im charmanten Marxloh, einem Ruhrgebietsidyll, bekannt für Betonmischer-Ästhetik und miese Laune.

"Schon 1936 hat Peter Pomm, wie alle Peter Johann Hildebrand genannt haben, Currypulver über eine Wurst in Tomatensauce gestreut", erklärt Tim Koch, einer der beiden Autoren gegenüber "WDR". In welchem Forschungsfeld die beiden Curry-Connaisseure beheimatet sind, bleibt im trüb gelben Frittenfett.

Es gebe einen Beleg dafür: eine Rechnung für die Lieferung von britischem Currypulver, ausgestellt vom Hamburger Hafen. Diese haben die Autoren veröffentlicht. Nimm das, Berlin! Dass beide Autoren aus Essen stammen, taugt der Stadt kaum zum Vorwurf. Die beiden können ja trotzdem seriöse Beweise liefern, frei von lokalpatriotischer Voreingenommenheit.

Die noch immer existierende Pommesbude soll nun sogar eine Auszeichnung bekommen: eine DIN A3 große Messingtafel, welche gleich einer Mayohaube die Fassade zieren soll. Toll! Geplant ist auch, den Tag der Currywurst auf den 22. September zu legen – dem Geburtstag Peter Johann Hildebrands.

Die Currywurst: Ein Konflikt, der viel über uns verrät

Berliner dürften hingegen ihre Pommesgabeln schultern. Kaum möglich, dass sie sich mit der Niederlage zufriedengeben. Auf jeden Freudenschrei, jeden Verweis auf die beiden Essener, jedes Marxloh folgt nun ein "Ruh' jeh!". Wer sich eine Abreibung ersparen möchte, sollte dann abdampfen.

Diesmal mag die Förderturm-Sturheit die Hauptstadt-Eitelkeit in die Knie zwingen. Vorübergehen wird der Konflikt aber nicht. Vielleicht ist die Wahrheit aber am Ende auch egal.

Wichtiger ist, wer die bessere Geschichte verkauft. Und wenn uns eine fettige Wurst lehrt, dass Lokalpatriot:innen keinen Spaß verstehen – dann sagt das vielleicht mehr über unsere Gesellschaft als jede Studie über Esskultur.

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