Die eigentliche Flugreise beginnt schon vor dem Abflug. Noch im Schutz der bekannten heimischen Gefilde muss zuerst geklärt werden: Wann muss ich eigentlich beim Flughafen sein? Man will ja auch nicht der größte Alman-Armin sein, in dem man stundenlang am Flughafen warten muss.
Aber ein bisschen Zeitpuffer ist notwendig und auch der Check-in-Prozess dauert nun mal seine Zeit. Mit einer Ankunft von etwa zwei bis zweieinhalb Stunden vor dem Abheben in Richtung Urlaub macht man in der Regel nichts falsch, innerhalb der EU sollte mindestens eine Stunde eingeplant werden.
Doch das soll sich nun ändern. Die für den zivilen Luftverkehr zuständige UN-Behörde stellt die Weichen in Richtung Zukunft und eben diese beinhaltet einen deutlich einfacheren Check-in-Prozess.
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation der Vereinten Nationen (ICAO) hat in einem ungewöhnlichen Schritt die Maßnahmen zur Umwälzung des gesamten Check-in-Prozesses beschlossen. Eine andere Welt mit entspannteren Flugreisen wird dadurch greifbarer.
Derzeit müssen Flugreisende beim Check-in entweder online oder am Flughafen einchecken und erhalten dabei eine Bordkarte mit Barcode. Diese wird an mehreren Stellen im Flughafen gescannt, etwa am Gate vor dem Einsteigen.
Eine veraltete Methode, wenn es nach der ICAO geht. Sie schlägt nun einen "Journey Pass" vor, den sich Reisende direkt auf das Smartphone runterladen können. Bei nicht gerade selten vorkommenden Flugverspätungen und anderen Änderungen der Reise aktualisiert dieser "Journey Pass" sich dann automatisch.
Auch ein separater Check-in soll überflüssig werden. Denn anhand von einer biometrischen Identifikation werden Passagiere mit dem Gesicht erkannt und die Airlines über den Status informiert. So weiß das Personal genau, wer gerade vom kommenden Flug noch im Duty-Free-Bereich shopped, anstatt pünktlich zum Boarding zu sein.
Ergänzt wird der Maßnahmenkatalog durch den Vorschlag des "digitalen Reisepasses". Wie der Name schon sagt, soll dieser den Reisepass digitalisieren und dadurch die physische Variante überflüssig machen.
Gesichts-Scans, wie sie bereits jetzt schon an manchen Flughäfen genutzt werden, dienen zur Verifizierung dieser persönlichen Informationen. Damit das System funktioniert müssen diese also an den Eingängen, Taschenabgaben, Security Checkpoints und beim Boarding installiert sein.
Meist arbeitet die ICAO im Hintergrund, legt Sicherheitsstandards und Technikrichtlinien fest, die zwar wichtig, aber im besten Fall für Reisende nicht in den Vordergrund treten. Die umfassenden Änderungen sind jedoch notwendig, denn Systeme sind veraltet und entsprechen nicht den immer weiter voranschreitenden technischen Entwicklungen.
"Viele Systeme von Fluggesellschaften haben sich seit über 50 Jahren nicht verändert, weil in der Branche alles einheitlich und miteinander kompatibel sein muss", erklärt Valérie Viale gegenüber "The Standard". Viale ist die Direktorin für Produktmanagement bei Amadeus, dem weltweit größten Unternehmen für Reisetechnologien. Das letzte Upgrade sei die Einführung von E-Tickets in den frühen 2000ern gewesen.
Amadeus, im Übrigen auch eines der Unternehmen hinter der neuen Technologie, versichert, dass der Schutz sensibler Daten kein nachträglicher Gedanke, sondern ein grundlegender Bestandteil des Konzepts sei. Nach jeder Interaktion an einem Kontrollpunkt – etwa beim Zugang zur Sicherheitskontrolle oder beim Boarding – werde die erfasste Information laut eigener Aussage innerhalb von 15 Sekunden vollständig gelöscht.
Bereits erprobt werden unterschiedliche Elemente des Systems von British Airways, Air France-KLM, Finnair und Saudia Airlines. British Airways erklärte gegenüber "The Standard", sie seien darauf aus, "die Bedürfnisse moderner, digitaler Reisender vorauszusehen und ihnen während der gesamten Reise ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten".
Die vorgeschlagenen technologischen Neuheiten sollen helfen, Stress zu reduzieren, indem beispielsweise ewig lange Warteschlangen vor Check-ins und Passkontrollen minimiert werden können.