Flugreisende in Deutschland müssen sich am Freitag auf umfassende streikbedingte Behinderungen einstellen. Der Flughafen München sagte alle Passagierflüge für Freitag ab. Er reagierte damit auf eine Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi. Das Drehkreuz Frankfurt soll ebenfalls von dem Streik betroffen sein, genauso Hamburg, Stuttgart, Bremen, Hannover, Leipzig und Dortmund.
watson hat bei einigen Flughäfen in Deutschland nachgefragt. Welche Airports stellen sich noch auf Streiks und einen eingeschränkten Flugbetrieb ein? Wo können Passagiere wiederum mit Normalbetrieb rechnen?
In München wird am Freitag so gut wie gar nichts mehr gehen. "Es sind mehr als 700 Starts und Landungen betroffen", offenbart Sprecher Florian Steuer. Neben medizinischen oder technischen Notfällen werde man am Freitag lediglich die circa 50 Flüge, die im Zusammenhang mit der aktuell stattfindenden Münchener Sicherheitskonferenz stehen, durchführen.
Sein Rat an von Ausfällen betroffene Passagiere: "Am besten mit den Fluggesellschaften in Verbindung setzen. Es ist ja auch so, dass die Fluggesellschaften dann die Passagiere umbuchen oder andere Lösungen finden." Wer am Samstag oder an anderen Tagen unmittelbar nach dem Streik fliegen wird, der solle mehr Zeit mitbringen. Wegen der Ausfälle am Freitag wird sich der Betrieb stauen.
Jost Lammers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München, kritisiert die Streiks hart. "Hiermit überspannt ver.di den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus. Der Tarifkonflikt muss am Verhandlungstisch und nicht in den Terminals auf Kosten der Fluggäste geklärt werden", sagt Lammers.
Am Flughafen Frankfurt steht nach dem Chaos am Mittwoch erneut alles still. Wie der Airport in einer Pressemitteilung mitteilte, sei ein vollumfänglicher Flugbetrieb am Freitag nicht möglich.
Daher rät der Flughafen den Passagieren auch davon "dringend" ab, zum Flughafen zu reisen. "Im Rahmen von Notdienstvereinbarungen können nur notwendige Tätigkeiten, beispielsweise zur Abwehr von Gefahren oder zur Sicherung technischer Anlagen, sichergestellt werden", heißt es dort weiter.
Julia Kranenberg, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin der Fraport AG, respektiere das Streikrecht der Beschäftigten, hält jedoch die Auswirkungen für Unbeteiligte als "unverhältnismäßig".
Am Berliner Flughafen wird laut Sprecherin Sabine Deckwerth am Freitag nicht gestreikt. "Der Flugbetrieb am BER läuft am Freitag regulär und ganz normal. Wir sind nicht von Warnstreiks betroffen und erwarten morgen 450 Starts und Landungen."
Wegen der Warnstreiks an anderen Flughäfen würden aber am BER alle Flüge von und nach Frankfurt, München und Stuttgart gestrichen. "Das sind insgesamt 56 Starts und Landungen", erklärt Deckwerth. "Wir empfehlen allen Passagieren, die morgen diese Flüge nutzen wollten, sich bei ihrer Airline zu informieren, sofern sie noch keine Informationen von ihrer Airline erhalten haben sollten."
Auch der Flughafen Köln/Bonn meldet keine Streikaufrufe für Freitag. Eventuell seien zehn Flüge betroffen, teilt ein Sprecher mit. Welche genau, sagt er nicht.
Stand Donnerstagnachmittag soll auch am Flughafen in Nürnberg nicht gestreikt werden. Sprecher Christian Albrecht sagt gegenüber watson aber auch: "Wir empfehlen Fluggästen, regelmäßig ihren Flugstatus zu prüfen."
Verdi und der Beamtenbund DBB fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.
Beschäftigte des öffentlichen Diensts ebenso teil wie Mitarbeiter der Luftsicherheit und der Bodenverkehrsdienste nehmen an den Streiks teil. Die Arbeitgeber haben die Forderungen als unverhältnismäßig zurückgewiesen.
(mit Material von dpa und afp)