Gemütlich in der Gondel schippern und die prachtvollen Palazzi bewundern, die den Canal Grande säumen – diese romantische Vorstellung verbinden wohl viele Menschen mit Venedig. Die Realität ist oft weniger idyllisch. Besucher:innen erwarten häufig verstopfte Gassen und ein überfüllter Markusplatz.
Kaum ein Ort hat mit solchen Besuchermassen zu kämpfen wie die italienische Inselstadt. Rund 15 Millionen Besucher:innen kommen jährlich in die Lagune, die weniger als 50.000 Einwohner:innen hat. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat die Stadt im vergangenen Jahr an bestimmten Tagen eine Eintrittsgebühr für Tagestourist:innen eingeführt.
In diesem Jahr werden die zahlungspflichtigen Termine ausgeweitet, außerdem wird die Gebühr teilweise teurer und kostet dann so viel wie noch nie: Tagesgäste müssen künftig bis zu zehn Euro bezahlen. Die Gebühren starten zum Osterwochenende.
Am Karfreitag, den 18. April, wird erstmals in diesem Jahr eine Gebühr für den Tagesbesuch fällig. Der Eintritt kostet bei frühzeitiger Buchung, wie im vergangenen Jahr, fünf Euro. Neu ist, dass ein spontaner Besuch ab dem dritten Tag vor Anreise mit zehn Euro doppelt so teuer ist.
Zwischen dem 18. April und dem 4. Mai muss die Gebühr für Besuche zwischen 8.30 und 16 Uhr durchgehend jeden Tag entrichtet werden. Danach wird sie bis Ende Juli jeweils von Freitag bis Sonntag verlangt. Damit werden die gebührenpflichtigen Tage von 29 im vergangenen Jahr auf 54 erhöht.
Die Tickets können sowohl online als auch in ausgewählten Tabakläden erworben werden. Ausgenommen sind die Einwohner:innen Venetiens sowie Kinder unter 14 Jahren. Wer ohne Ticket erwischt wird, muss mit einer Strafe in Höhe von bis zu 300 Euro rechnen, berichtet etwa "Reisereporter".
Die Tickets müssen nur für die Altstadt erworben werden, in der es die Hauptattraktionen wie den Dogenpalast oder die Rialtobrücke zu sehen gibt. Die kleineren Nebeninseln, wie der Geisterinsel Poveglia oder das berühmte Glasbläsereiland Murano sind weiterhin kostenfrei.
Übernachtungsgäste sind von den Regelungen nicht betroffen, diese müssen aber dennoch eine Kurtaxe bezahlen. In diesem Fall erhalten die Urlauber:innen in der Regel von der Unterkunft einen QR-Code, der eine Ausnahme von der Eintrittsgebühr bescheinigt.
Im Modellversuch des vergangenen Jahres zeigte sich nicht, dass die Rechnung aufgeht, Tourist:innen durch die Gebühr von einem Besuch abzuhalten. Stadtrat Giovanni Andrea Martini betonte gegenüber der "Tagesschau", dass die Besucherzahlen auch an den Tagen in die Höhe gingen, an denen die Stadt Eintritt verlangte.
"Die Zahlen sprechen für sich: Mit welcher Begründung kann jemand behaupten, dass fünf Euro Touristen abschrecken?", fragte Martini. Eine Studie, die die Stadt in Auftrag gegeben hat, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass die Gebühr alleine nicht genug ist, um die Tourismusströme zu reduzieren.
Das geschaffene System bilde aber eine Grundlage für eine Reihe weiterer Maßnahmen in der Zukunft, heißt es weiter. Außerdem heben die Autor:innen hervor, dass die Besucherzahlen durch frühzeitige Buchungen besser vorher gesagt werden konnten.
Der "Tagesschau" zufolge wurden 2024 rund 485.000 zahlende Tagesgäste registriert, was der Stadt mehr als zwei Millionen Euro einbrachte. Die Kosten für Betrieb und Entwicklung des Systems seien damit allerdings noch nicht gedeckt. Zukünftig sollen die Einnahmen zur Sanierung der maroden Infrastruktur verwendet werden.