Urlaub: Karibik-Inseln kämpfen wegen Massentourismus mit Müllbergen
Für manche sieht es aus wie eine dieser kitschigen Wandtapeten, die vor ein paar Jahrzehnten den einen oder anderen Party-Keller in Deutschland zierten: türkisfarbenes Meer, weißer Sandstrand und saftig grüne Palmen. Doch solche Orte existieren wirklich; gerade in der Karibik gibt es viele Inseln, die mit exakt dieser Kulisse aufwarten können.
Kein Wunder, dass dadurch jedes Jahr Millionen Tourist:innen angezogen werden. Gerade für Urlauber:innen aus den USA ist die Anreise nicht allzu weit. Und damit sie möglichst viel zu sehen bekommen, entscheiden sich viele für eine Kreuzfahrtreise.
Länder wie die Dominikanische Republik, Jamaika, Kuba und die Bahamas gehören zu den meistbesuchten Destinationen. Dort leben viele Menschen vom Tourismus, er schafft Arbeitsplätze in Hotels, Restaurants, im Transportwesen.
Antigua: Mülldeponie komplett überladen
Doch wie an vielen anderen Orten weltweit hat auch der Tourismus in der Karibik solch große Dimensionen angenommen, dass manche Orte schwer mit den Auswirkungen zu kämpfen haben. Ein Beispiel: Antigua. Die Insel liegt in der östlichen Karibik und ist für ihre 365 Strände bekannt – einen für jeden Tag im Jahr. Teilweise kommen mehr als zehn Kreuzfahrtschiffe pro Woche am Hafen der Hauptstadt an, berichtet die BBC.
Nachdem die riesigen Schiffe angelegt haben, spucken sie nicht nur Hunderte oder gar Tausende Passagier:innen aus, sondern laden mitunter auch ihren Müll auf der Insel ab. Das ist zwar nicht illegal – die Kreuzfahrt-Unternehmen halten sich in der Regel an internationale Abfall- und Recyclingvorschriften – doch gerade die kleinen Inseln besitzen längst nicht mehr die Infrastruktur, um die Müllmengen aufzunehmen.
"In den letzten zehn Jahren hat es keine nennenswerten Verbesserungen bei der Abfallbewirtschaftung gegeben", kritisiert David Spencer gegenüber der BBC. Er war einst Leiter der Abfallwirtschaftsbehörde von Antigua.
Vor zwanzig Jahren sei eine Deponie mit abgeschlossenen Abfallbereichen eröffnet worden, bei denen eine Schutzfolie das Eindringen von Schadstoffen in den Boden verhindern soll. Doch seitdem seien die Kapazitäten nicht erweitert worden, bemängelt Spencer. Stattdessen wurde demnach der neue Müll einfach auf die bestehenden Flächen aufgeschüttet. So habe sich im Laufe der Zeit ein riesiger Abfallberg gebildet.
"Es ist unfassbar, diese Müllmengen zu sehen", sagt ein Deponie-Mitarbeiter der BBC. Der Bereich mit der Schutzfolie sei seit 2012 voll. Und er ergänzt: "Das beunruhigt mich sehr".
Cayman Islands: Müllberg wächst immer weiter
Auf den Cayman Islands ist die Lage nicht besser. Obwohl sich das britische Überseegebiet auf Recycling- und Müllreduzierungsmaßnahmen konzentriere, werden die Abfallberge immer größer, heißt es in dem Bericht. Lokale Medien sprechen mittlerweile von einem "Mount Trashmore", der allein im vergangenen Jahr um 130.000 Tonnen angewachsen sei.
"Unser Abfallmanagementsystem ist nicht so gut, wie wir es gerne hätten, und wir haben nicht genug Recycling", erklärt eine junge Aktivistin gegenüber der BBC. Wie auf vielen karibischen Inseln sei auch auf den Cayman Islands die Umwelt die entscheidende Lebensgrundlage.
Die Frau betont: "Jedes Stück Müll, das ein Tourist hinterlässt, hat Auswirkungen – und jede Entscheidung, die er trifft, hilft nicht nur unserer Gegenwart, sondern auch unserer Zukunft". Doch nicht nur die Tourist:innen, auch die Kreuzfahrt-Unternehmen tragen eine Verantwortung.
Royal Caribbean, Betreiber der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, erklärt im BBC-Bericht, dass die gesamte Flotte mittlerweile so ausgestattet sei, dass der anfallende Müll nicht mehr auf Deponien entsorgt werden müssten. Das impliziert wohl, dass man um Recycling zumindest bemüht ist.
Ähnlich äußert sich TUI Cruises: Ein Sprecher erklärt, man sei sich darüber im Klaren, dass viele kleine Inseln nur begrenzte Möglichkeiten zur Abfallverwertung und -entsorgung haben.
Das Unternehmen verzichte bewusst darauf, Abfälle in Häfen abzuladen, in denen diese ausschließlich auf Deponien entsorgt werden. Doch ob das wirklich ausreicht oder ob nicht doch Begrenzungen für die Anzahl anlegender Kreuzfahrtriesen nötig sind, wird sich wohl erst noch zeigen.