Die Kanaren werden überrannt. Massentourismus ist vor allem für die Bewohner:innen Gran Canarias und Teneriffas zum gewaltigen Problem geworden. Müll, steigende Mieten und pöbelnde Urlauber:innen mit Allmachtsfantasien schmälern die Lebensqualität vor Ort. Vergangenen April gingen deshalb Zehntausende Einheimische auf die Straßen, um gegen Massentourismus zu protestieren. An vielen Orten der Welt regt sich mehr und mehr Widerstand gegen die Ströme an Urlauber:innen, doch in Spanien ist die Bewegung besonders intensiv.
Es sind vorrangig politische Fehlentscheidungen, die zu der misslichen Lage geführt haben. Wirklich reguliert wurde lange nicht, die Tourismus-Industrie konnte frei drehen. Doch es gibt auch alternative Ideen und Konzepte, um nicht von Tourist:innen überrollt zu werden – auch auf den Kanaren.
El Hierro ist ein Idyll, gar ein wahres Inselparadies. Märchenhafte Wälder, Vulkan-Landschaften mit malerischen Natur-Pools, malerische Dörfer, malerische Strände – quasi alles hier ist malerisch. Eigentlich ist die westlichste kanarische Insel der perfekte Ort für Urlauber:innen, besonders für solche mit einem Faible für Ästhetik.
Doch ein gewaltiger Ansturm wäre fatal, immerhin gilt das Eiland mit einer Fläche von gerade mal 268 Quadratkilometern und rund 11.300 Einwohner:innen als kleinste der kanarischen Inselgruppe. Dass der Ansturm ausbleibt, hängt mit einer ausgeklügelten Herangehensweise an das Thema Tourismus zusammen.
Ganz verschließt sich El Hierro dem Tourismus nämlich nicht. Ziel ist lediglich, nichts zu überstürzen. Denn es gilt, die Natur wie auch die Lebensqualität der Einwohner:innen zu bewahren. So erklärt es Davinia Suárez Armas, die hiesige Direktorin für Tourismus und Verkehr, gegenüber BBC.
Seit 1997 hat sich die Insel deshalb einem Plan zur nachhaltigen Entwicklung verschrieben. Dazu gehören die Errichtung von Museen und Besucherzentren zur Förderung der Kultur, der Fokus auf Aktivitäten mit begrenzter Umweltbelastung, aber auch die Verbesserung der Infrastruktur bei gleichzeitiger Bewahrung der Natur.
"Wir ziehen es vor, unsere Kultur zu bewahren und unsere ruhige Lebensweise mit den Besuchern zu teilen", sagt Armas. Darüber hinaus gibt es auf der Insel nicht einmal zehn Hotels – und All-Inklusive-Schuppen schon gar nicht. Selbst mit den paar Ferienhäusern sind die Kapazitäten auf der Insel begrenzt.
Ein reduziertes Angebot mit wenig Übernachtungsmöglichkeiten hilft, einen großen Ansturm an Tourist:innen zu vermeiden. Ein Konzept, das sich theoretisch nicht nur auf kleinen Inseln umsetzen ließe.