Beliebtes Urlaubsland sorgt mit Oktopus-Projekt für Proteste
Jedes Jahr etwa eine Million Kraken schlachten: das war eigentlich das Ziel einer geplanten Oktopus-Zuchtstation im Norden Gran Canarias. Schon seit Jahren ist diese in Planung, denn die Nachfrage nach der Delikatesse steigt, gleichzeitig gibt es im Meer immer weniger zu fangen.
Regeln zum Oktopusfang werden oft missachtet, Behörden in Ländern wie Italien und Griechenland ziehen jährlich hunderttausende illegale Fallen aus dem Wasser. Um der Nachfrage auf legalem Weg gerecht zu werden, sollte in Las Palmas eine Aquakultur mit zahlreichen Becken für Oktopusse gebaut werden. Es wäre die erste dieser Art.
Gran Canaria: Protest gegen Oktopus-Farmen
Das Projekt erhebt seit drei Jahren Aufsehen, aufgrund von Protesten ist es ins Stocken geraten. Vor allem Umwelt- und Tierschützer:innen sehen das Unterfangen kritisch, denn von einer artgerechten Haltung wird wohl kaum die Rede sein können.
Die spanische Tierschutzaktivistin und Meeresbiologin Dr.in Elena Lara ist gegen die Zuchtstation. Sie war bereits an mehreren Demonstrationen vor dem spanischen Parlament beteiligt und setzt sich bei der Organisation "Compassion in World Farming" ein.
Gegenüber "zdf heute" macht die Biologin den Stress deutlich, den so eine Haltung für Kraken bedeuten würde: "Als Einzelgänger, die sich im Dunklen verstecken, leiden sie in hellen, kargen Becken mit Dutzenden ihrer Artgenossen unter hohem Stress."
Sterberate von bis zu 15 Prozent – und Kannibalismus als Risiko
Das Unternehmen selbst zeigt sich optimistisch: Die Zucht von Oktopussen sei inzwischen gut erforscht und problemlos möglich. Doch im offiziellen Projektbericht heißt es, man rechne damit, dass zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Tiere während der Aufzucht sterben könnten, bevor sie überhaupt geschlachtet werden.
Ein möglicher Grund ist Kannibalismus unter Oktopussen. Denn die Fleischfresser seien keine sozialen Tiere, erklärt Lara. Wenn sie sich in Gefangenschaft nicht ausweichen können und unter Stress stehen, könne es sein, dass sie sich gegenseitig fressen.
Kanaren-Regierung zieht die Notbremse
Im Sommer 2023 stoppte die Regierung der Kanaren das Projekt vorerst – nicht wegen Tierschutzbedenken, sondern aus Umweltgründen. Es sei unklar, ob das Abwasser der geplanten Anlage das Hafenbecken und ein angrenzendes Schutzgebiet verschmutzen könnte. Ohne Nachweis, dass das Meer nicht belastet werde, könne der Bau nicht genehmigt werden, hieß es.
Seitdem liegen die Pläne auf Eis. Doch das Unternehmen will sich nicht geschlagen geben: Der Konzern arbeitet bereits an einem neuen Umweltbericht und hält an seinem Ziel fest, die Produktion bis 2027 aufzunehmen.
Während Spanien noch prüft, haben andere Länder längst reagiert. In den US-Bundesstaaten Kalifornien und Washington sind Oktopus-Farmen bereits seit 2024 gesetzlich verboten, in Hawaii liegt ein entsprechender Gesetzesentwurf auf dem Tisch.
In Europa hingegen gibt es keine klaren Regeln: Weder Spanien noch die EU haben bisher Vorschriften, die Haltung oder Zucht von Kopffüßern betreffen.
