
Schillernd sind sie ja, indische Hochzeiten.Bild: IMAGO/Wirestock
Urlaub & Freizeit
Heiraten ohne Ehe, Braut oder Bräutigam? In Indien boomen sogenannte Scheinhochzeiten – einfach riesige Partys im Hochzeitsstil, ganz ohne Verpflichtungen. Vor allem die Gen Z liebt den Trend. Was dahinter steckt und warum das Ganze zum Business wird.
04.08.2025, 19:1104.08.2025, 19:11
Hochzeiten halten gesellschaftskritischen Analysen nicht stand. Die zeremonielle Legitimation einer Liebesbeziehung klingt für sich genommen bereits nach Irrsinn. Hinsichtlich des historischen Ursprungs, den mit ihnen einhergehenden Besitzansprüchen, könnten Soziolog:innen wie auch Historiker:innen Bibliotheken mit Essays füllen.
Und doch gibt es einen Aspekt, der Hochzeiten auch aus kritischer Sicht charmant erscheinen lässt: die Feier selbst. Sie sind Fress- und Trinkgelage, ein völlig akzeptierter Ausnahmezustand.
Insofern sind sie in manchen Ländern Events sondergleichen. Indien ist da ein Beispiel. Und dort gibt es gerade einen Trend, der zeigt: für eine gute Hochzeitsfeier braucht es nicht einmal zwei Verliebte.
Indische Scheinhochzeiten: Glamour ohne Druck
Indische Hochzeiten leben oft von Glamour, von schillernden Lichtern, von üppigem Essen und herrlichen Outfits. Für all das braucht es nun kein Paar mehr, auch kein Pheras, ein hinduistisches Ritual, bei dem das Paar sieben Runden um ein heiliges Feuer dreht, genauso keine Verwandten.
Denn mittlerweile organisieren Hotel, Clubs und Unternehmen in indischen Städten Scheinhochzeiten, bei denen es weniger um Liebe geht als um Lichterketten. Alles frei von jedwedem gesellschaftlichen Druck und der Erwartungshaltung, dem das Brautpaar ausgesetzt ist.
Die Feiern haben sich längst zu einem kleinen Trend entwickelt. Viele junge Leute nahmen an ihnen in Großstädten wie Delhi, Mumbai und Bengaluru teil, berichtet "BBC". "Bei Familienhochzeiten gibt es so viel Druck – die Regeln bezüglich der Kleidung, die Vorwürfe [der Verwandten]. Aber hier macht es einfach Spaß", sagt eine Teilnehmerin einer solchen Feier zu dem britischen Sender.
Die Ticketpreise starten in der Regel bei etwa 1500 Rupien, umgerechnet 14,79 Euro. Je nach Veranstaltungsort und Ausstattung können sie auch gut das Zehnfache betragen. Der Besitzer eines Restaurants, in dem eine solche Feier stattfand, sagt zu "BBC": "Wir müssen für unsere Kunden immer wieder etwas Neues tun."
Fake-Hochzeiten bald auch in Deutschland?
Der Eventplaner Vijay Arora, Gründer eines Event-Start-ups mit Sitz in Delhi, betont, dass Scheinhochzeiten derzeit eine Modeerscheinung sind – eine mit Potenzial. "Die Generation Z möchte unbedingt an solchen Feierlichkeiten teilnehmen", sagte er. Der Trend hänge, so schreibt "BBC", mit dem Wunsch nach Feiern zusammen. Was als kurioses Event begann, ist heute also ein lukratives Geschäftsmodell.
Offensichtlich wird in Indien gerade eine Marktlücke geschlossen. Mal schauen, ob der Trend auch nach Deutschland schwappt. Denn seien wir mal ehrlich: hierzulande wird auch mehr gefeiert als geheiratet.
Was passiert, wenn das Baby nicht das Wunschgeschlecht hat? Ein Thema, das viele betrifft, aber kaum jemand laut ausspricht. Influencerin Milena spricht offen über ihre Gefühle – und Soziologin Jana Mikats ordnet ein, warum solche Gedanken viel normaler sind, als wir glauben.
Warum löst ein biologisches Geschlecht so viele Emotionen aus, noch bevor das Kind überhaupt auf der Welt ist? Watson hat sich das Thema Gender Disappointment genauer angesehen: Was wie ein privater Moment aussieht, berührt größere Fragen, über Gender, Druck auf Eltern und darüber, was wir Kindern vor ihrer Geburt schon alles zuschreiben.