Japan erlebt einen Rekordtourismus: Mehr als zehn Millionen Besucher:innen kamen bis März 2025 – nie zuvor kam das Land auf diese hohe Zahl so früh im Jahr. Für das Gesamtjahr werden mehr als 36 Millionen erwartet. Der Boom belebt die Wirtschaft, füllt Hotels und bringt Milliarden in die Kassen.
Doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich ein wachsendes Problem, das für Unruhe sorgt: Immer mehr Tourist:innen lassen nach medizinischer Behandlung ihre Rechnungen einfach offen.
Das stellt das Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Die Regierung will nun handeln.
Japans Gesundheitssystem zählt zu den besten der Welt. Moderne Technik, hohe Hygienestandards und gut ausgebildetes Personal machen es auch für Tourist:innen attraktiv.
Doch nicht alle zahlen ihre Behandlung. St. Luke’s International Hospital in Tokio etwa behandelt jährlich rund 2000 ausländische Notfallpatient:innen – durchschnittlich 30 von ihnen verschwinden, ohne ihre Rechnung zu begleichen.
Auch wenn das nach einem kleinen Anteil klingt, rechnet es sich in der Summe. Von den 5500 befragten Kliniken gaben 30 Prozent an, offene Rechnungen durch ausländische Patient:innen zu haben.
"The Mainichi" berichtete von einer Erhebung des japanischen Gesundheitsministeriums, derer zufolge sich die unbezahlten Rechnungen allein im September 2024 auf rund 61 Millionen Yen (mehr als 370.000 Euro) summierten. Ein Großteil davon entfällt auf ausländische Tourist:innen.
Das St. Luke’s International Hospital in Tokio wünscht sich daher "eine institutionelle Lösung, die etwa vorschreibt, dass Besucher:innen Japans bei der Einreise über eine geeignete Versicherung verfügen müssen", erklärte das Krankenhaus laut "Asahi Shimbun".
Die Abrechnung über ausländische Krankenversicherungen sei ohnehin oft kompliziert, da viele Versicherer die Kosten anzweifelten.
Das Krankenhaus bemühe sich, Rechnungen direkt während des Aufenthalts abzurechnen – nicht erst im Nachhinein. Doch nicht alle Patient:innen seien dazu bereit. Ohne Versicherung sei es dann oft noch schwieriger, an das Geld zu kommen.
Yuichiro Tamaki, Vorsitzender der oppositionellen Demokratischen Volkspartei, forderte von der Regierung nun schnelles Handeln.
Dabei steht die japanische Regierung vor einem Balanceakt. Denn einerseits profitiert das Land enorm vom Tourismus. So gaben laut "Asahi Shimbun" allein im ersten Quartal von 2025 die 10 Millionen Reisenden rund zwei Billionen Yen (knapp 14 Milliarden Euro) aus. Andererseits bringen unbezahlte Krankenhausrechnungen und Systemlücken das Gesundheitssystem an seine Grenzen.
Die japanische Regierung berät daher nun über ein ganzes Maßnahmenpaket, das noch im Sommer beschlossen werden könnte: Unter anderem soll eine verpflichtende private Krankenversicherung für Tourist:innen eingeführt werden.
Zudem wird darüber nachgedacht, ausstehende Rechnungen bei der Einreise zu prüfen – wer in der Vergangenheit nicht gezahlt hat, könnte künftig abgewiesen werden.