Flugausfälle, verschollenes Gepäck und Chaos an Flughäfen: Flugreisen verliefen im Jahr 2022 nicht immer stressfrei. Während die Zeit der Streiks aktuell vorbei ist, bleibt die Angst von Reisenden, dass der aufgegebene Koffer verloren geht, bestehen.
Immer und immer wieder machen Berichte die Runde, in denen Menschen davon erzählen, wochenlang auf ihr Gepäck gewartet oder es nie wieder gesehen zu haben. Mehr und mehr Menschen versuchen sich daher selbst zu helfen und kaufen Gepäcktracker. Eines der beliebtesten Produkte hierfür sind die Airtags von Apple.
Die Funktionsweise ist simpel: Wer Apple-Produkte besitzt, kann diese über die "Wo ist"-Funktion orten. Das gilt für iPhones, Macs, iPads oder eben auch Airtags. Die Geräte senden, wenn die Funktion entsprechend aktiviert ist, ein Signal aus. Besitzer:innen können dann beispielsweise sehen, wo sich ein gestohlenes oder verlorenes Telefon befindet.
Airtags sind wie gemacht, um sie mit diesem Ziel in den Koffer zu legen. Das 2021 eingeführte Produkt von Apple ist ungefähr so groß wie eine Euro-Münze und passt demnach in jedes Gepäckstück, in jede Handtasche oder ins Münzfach einer Geldbörse.
Manche Menschen binden die Geräte sogar ihren Tieren um den Hals, falls sie mal entlaufen:
Der Verkauf des Produkts scheint mehr und mehr anzuziehen – mutmaßlich auch, weil im Jahr 2022 viele Influencer:innen berichteten, wie sie ihre Koffer mit Airtags ausgestattet haben.
Das Problem jedoch ist: Airtags sind in Flugzeugkoffern offiziell nicht bei jeder Airline erlaubt! Das hatte die "Wirtschaftswoche" vor einiger Zeit berichtet und sich dabei auf die Lufthansa bezogen. Gleichzeitig wurde dabei deutlich, dass eine finale Regelung noch nicht getroffen ist.
Watson wollte wissen, wie der aktuelle Stand ist – und hat an mehreren Stellen nachgefragt. Anmerkung der Redaktion: Der nun folgende Text wurde nach neuen Entwicklungen überarbeitet, da sich durch eine neue Äußerung der Lufthansa die Situation im Oktober 2022 verändert hat.
Eine Sprecherin der Lufthansa stellte gegenüber watson im September klar:
Dieses Verbot ist seit dem 12. Oktober bei der Lufthansa offiziell aufgehoben. Das kommunizierte die Airline unter anderem auf Twitter:
Demnach habe das Luftfahrbundesamt die Einschätzung der Lufthansa bestätigt, dass von Gepäcktrackern keine Gefahr ausgehe. "Daher sind diese Geräte jetzt auf Lufthansa-Flügen erlaubt."
Ein Sprecher des Flughafens München sagte auf Anfrage von watson: "Von Seiten des Flughafens gibt es bei diesen Geräten keine Einschränkungen – allerdings könnten Fluggesellschaften Regelungen vorschreiben."
Ähnlich klingt das Statement des Berliner Flughafens, das eine Sprecherin watson schriftlich zukommen ließ:
Ein Sprecher des Flughafens in Stuttgart ergänzt: "Die Beurteilung von Gefahren obliegt den zuständigen Behörden auf nationaler und internationaler Ebene."
Und genau hier bleibt die Situation kompliziert: Die allermeisten Airlines, vor allem aus dem englischsprachigen Raum, haben Gepäcktracker schon länger akzeptiert, die Lufthansa zog nun nach. Das heißt jedoch nicht, dass diese Regelung für alle Airlines gelten muss.
Eine offizielle Vorgabe der Behörden zu Airtags, vor allem von der International Air Transport Association, besteht weiterhin nicht. Das hat die Recherche von watson bestätigt.
Die Airlines haben sich einfach noch nicht auf eine weltweit gültige Regelung einigen können. Unter anderem deshalb, weil die Produkte noch einigermaßen neu sind. Was dazu führt, dass viele Airlines die Airtags tolerieren und andere sie untersagen.
Es ist also ratsam, sich im Zweifel bei der Airline zu erkundigen, bevor man seinen Koffer mit Airtags ausstattet. Die Tendenz ist jedoch eindeutig: Die Anzahl der Airlines, die Gepäcktracker untersagen, wird immer kleiner.