Das Allgäu bietet alles, was das Herz von Heimattourist:innen begehrt. Wanderwege, Bergpanoramen, Burgen und Skipisten, Sportereignisse auf Weltniveau und Badeseen. Das Epizentrum liegt dabei in Oberstdorf, Deutschlands südlichster Gemeinde. Weil das beliebte Urlaubsziel so abgelegen liegt, ist es nicht ganz einfach zu erreichen.
Nun ist es auf einen Schlag nochmal deutlich schwerer geworden. Ein technischer Defekt könnte nämlich einer großen Gruppe Interessierter den Zugang erschweren: Gemeint sind die Zugreisenden. Denen musste die Deutsche Bahn nämlich eine Hiobsbotschaft überbringen. Die Entrüstung darüber ist gewaltig.
Eine Stellwerksanierung ist der Auslöser der schlechten Laune bei Hoteliers, Skilehrer:innen und Politiker:innen. Denn derzeit ist Oberstdorf fast ganz vom Zugverkehr abgeschnitten. Nur noch ein Gleis sei in Betrieb, für den Fernverkehr könnte sich diese Situation kurz vor Beginn der Wintersaison sogar zu einem langfristigen Problem auswachsen.
Laut "BR24" droht der Region ab November eine jahrelange Hängepartie. Die Sanierung könnte sich demnach über mehrere Saisons ziehen und langfristig für eine schwere Anreise sorgen. Die Bahn richtete einen Schienenersatzverkehr ein.
Wie der "Merkur" schreibt, klagen ortsansässige Unternehmer über das "Desaster" für die Marktgemeinde Oberstdorf. Der Mobilitätschef der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, Peter Stöferl, machte ein Problem für die gesamte Region aus: "Mit dem plötzlichen Aus für die Intercitys nach Oberstdorf verlieren auch Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt, Sonthofen und Fischen ihre Fernverkehrs-Verbindungen."
Auch der nahegelegene österreichische Tourismus-Hotspot Kleinwalsertal ist für den Zustrom deutscher Urlauber:innen auf die Bahn angewiesen. "Gerade diese Verbindungen waren besonders attraktiv", erklärte ein Angestellter vom Tourismusbüro dem "Merkur". Zwar sei man gut per Bus zu erreichen, "aber jetzt ist die Bahn definitiv das Problem".
Ursache für den Verkehrskollaps ist nach Bahn-Informationen ein "massiver Kabelschaden". In dessen Folge wurde die Anbindung per Intercity (IC), Deutschlands zweitschnellstem Fernzug, vorläufig ganz aufgehoben.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter von der CSU befürchtet angesichts der Einschränkungen sinkende Besucherzahlen. Er forderte von der Deutschen Bahn eine schnellere Reparatur oder die Installation eines Notstellwerks. Der Standort Oberstdorf gilt dabei schon lange als problematisch, weil er einer der wenigen Endhaltestellen ist, die nicht für E-Loks präpariert sind.
Für die Aufrüstung von Bahnhöfen ist allerdings der Gesetzgeber in Bund, Land und Gemeinde verantwortlich. Fingerzeige auf die Bahn sind also nicht ganz gerechtfertigt.