Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist eine einzige Baustelle und es wird noch viele Jahre dauern, bis die marode Infrastruktur endlich in der Moderne angekommen ist. Skeptiker:innen bezweifeln, dass der Turnaround überhaupt gelingen wird: Zu groß sind die Probleme, zu eklatant die Finanzierungslücken – und da haben wir über das Management der Deutschen Bahn noch gar nicht gesprochen.
Dennoch gibt's auch Lichtblicke im deutschen Fernverkehr, zum Beispiel die Strecke von Berlin nach München. In unter vier Stunden kommt der ICE-Sprinter in der Theorie hier ans Ziel, auch weil die Züge nur dreimal anhalten: in Halle, in Erfurt und in Nürnberg. Seit einiger Zeit gibt es eine noch schnellere Variante: Weil die ICEs einige Male am Tag zwischen Berlin und Nürnberg gar nicht mehr anhalten, ist die Strecke mittlerweile auch in 3 Stunden und 45 Minuten zu absolvieren.
Doch auf dieser Vorzeigestrecke werden Reisende im Herbst und Winter viel Geduld brauchen: Die Deutsche Bahn hat Baumaßnahmen angekündigt, weshalb es, wie schon im September, auch im Oktober und im November zwischen München und Berlin zu massiven Einschränkungen kommen wird. Die Bahn hat die Planungen jetzt selbst auf ihrer Homepage veröffentlicht.
Wer sich nun an die Reiseplanung macht, sollte auf der Hut sein, denn die Bahn hat die kompletten Konsequenzen noch nicht in ihre Systeme eingespeist, wie sie selbst auf ihrer Website zugibt. Dort ist zu lesen: "Die angepassten Fahrpläne sind derzeit noch nicht vollständig in den Auskunfts- und Buchungssystemen zu finden."
Offiziell sind hingegen die konkreten Zeiträume, in denen es auf der Strecke zu Beeinträchtigungen kommt: Vom 26. Oktober bis zum 1. November und vom 23. bis zum 29. November wird es massive Abweichungen vom Regelfahrplan geben. Denn dann wird die Strecke Nürnberg – Ebensfeld komplett gesperrt.
Konkret hat das zur Folge, dass die ICEs nicht mehr zwischen Nürnberg und Erfurt direkt verkehren können. Stattdessen werden die Züge via Würzburg umgeleitet. Die Konsequenz: Jede einzelne Fahrt dauert 100 Minuten länger.
Und das ist bereits die Statistik, die von den langsameren Routen ausgeht, weil die Sprinter ersatzlos gestrichen werden. Heißt in der Realität: Die "schnellen" Verbindungen brauchen knapp sechs statt knapp vier Stunden. Weshalb eine längere Fahrzeit von 120 Minuten ehrlicher ausgedrückt ist.
Doch damit nicht genug: Die Bahn kündigt an, die Strecke in dieser Phase nicht mehr im 30-Minuten-Takt, sondern nur stündlich zu bedienen. Auch das wirkt wie die geschönte Wortwahl, denn eine "30-minütige Taktung" existiert mit viel Fantasie ohnehin nur mit langsameren Varianten. Die Schnellverbindungen werden regulär nur maximal stündlich angeboten.
Immerhin: Wer nach Berlin oder München will, erreicht sein Ziel. Das gilt nicht für alle Unterwegsbahnhöfe: "Sämtliche Fernverkehrshalte in Erlangen, Bamberg und Coburg entfallen", schreibt die DB auf ihrer Seite.
Wer in besagten Zeiträumen eine entsprechende Reise plant, muss auch berücksichtigen, dass die frühen und späten Verbindungen nicht mehr existieren. Der letzte Zug von Berlin nach München oder umgekehrt fährt in dieser Zeit nicht gegen 20 Uhr, sondern anderthalb bis zwei Stunden früher. Und die erste Verbindung am Morgen startet zwar vor 6 Uhr, doch kann man an diesen Tagen nicht vor 12 Uhr am Zielbahnhof sein.
Für berufstätige Pendler:innen heißt das, dass sie im Zweifel schon einen Tag früher als gewohnt aufbrechen müssen, um am späten Vormittag in der anderen Stadt Termine wahrnehmen zu können.